Das Christentum hat im Laufe seiner Geschichte rund 35 000 religiöse Hymnen hervorgebracht. Die ersten stammen aus dem 4. Jahrhundert, verfasst vom Mailänder Bischof Ambrosius. Er gilt als "Vater des lateinischen Kirchengesangs"
Klopstock hat sie aus dem Lateinischen übersetzt, Wieland, Brentano, Goethe: christliche Hymnen aus zwei Jahrtausenden. Bereits in der Antike stimmte man Hymnen zum Lobpreis von Göttern und Helden an. Das Christentum hat diese poetische und musikalische Form der Verehrung von den alten Griechen übernommen und im Laufe der Jahrhunderte insgesamt sage und schreibe 35.000 religiöse Hymnen hervorgebracht.
Der Theologe Alex Stock hat in seinem Ruhestand aus dieser Fülle von Lobliedern dreiunddreißig ausgewählt. Das Kriterium, nach dem er vorging, beschreibt er so:
"Die vorliegende Auswahl ist dem Kriterium der Liturgie gefolgt. Hymnen sind keine freie Dichtung, sondern Gebrauchslyrik, deren dominanter Gebrauch der gottesdienstliche ist. Mit dem liturgischen Kriterium stößt man also auf Hymnen an ihrem genuinen Ort."
Was sich viele Jahrhunderte bis in die Gegenwart hinein gehalten hat, erlaubt die Annahme, dass es sich hier um starke und charakteristische Ausdrucksformen des Christentums handelt. Doch was macht einen Hymnus aus? In seinem einleitenden geschichtlichen Überblick erklärt Stock, dass es Augustinus war, der im vierten Jahrhundert festschrieb:
"Hymnen sind Gotteslob mit einem Lied. Wenn es ein Hymnus sein soll, muss er folgende drei Dinge enthalten: Lob, Gott und Lied."
Die ersten christlichen Hymnen stammen aus dem vierten Jahrhundert, verfasst vom Mailänder Bischof Ambrosius. Er gilt, so Stock, als "Vater des lateinischen Kirchengesangs". Was zur Zeit des Ambrosius noch als gemeindlicher Volksgesang praktiziert wurde, entwickelte sich im Mittelalter zu einer Liedkultur der Klöster. Das Volk hörte die Gesänge der Mönche nun zwar noch, verstand sie aber nicht. Es entstand das Bedürfnis, die lateinischen Hymnen zu übersetzen. Martin Luther war einer der Ersten, der nicht nur die Bibel, sondern auch Hymnen ins Deutsche übertrug. Andere, vor allem Dichter des Barock und der Romantik folgten und so entstand etwa aus dem lateinischen Hymnus "Salve, caput cruentatum" in der Übersetzung das Kirchenlied "O Haupt voll Blut und Wunden.
Axel Stock hat die Hymnen so ausgewählt, dass sie den Leser durch das gesamte Kirchenjahr begleiten: vom Advent und Weihnachten über Ostern bis Pfingsten. Der klassische Pfingsthymnus, "Veni Creator spiritus", ist in jüngster Zeit durch die Taizé-Bewegung im lateinischen Original europaweit wieder populär geworden. Axel Stock verweist darauf, dass dieser Hymnus schon im neunten Jahrhundert auf der Synode von Reims gesungen wurde. In der deutschen Übersetzung "Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein" zählt er zu den noch immer populärsten Pfingstliedern.
Axel Stock hat auch Hymnen zur einst weitverbreiteten Marienverehrung aufgenommen, darunter das bekannte "Stabat Mater dolorosa" aus dem vierzehnten Jahrhundert, das sich im katholischen Gesangbuch "Gotteslob" als "Christi Mutter stand mit Schmerzen" bis heute findet. Die Dichter Adalbert von Chamisso, Friedrich Rückert und Clemens Brentano haben diesen Marienhymnus in der Romantik für sich entdeckt und verbreitet.
Wie sich ohnehin seit Beginn des 19. Jahrhunderts ein von der romantischen Bewegung beflügeltes literarisches Interesse an den christlichen Hymnen feststellen lässt. Der erste, der die lateinischen Hymnen in diesem Sinne bekanntzumachen suchte, war – so Stock - Johann Gottfried Herder:
"Herder erfasst die Hymnik in ihrer geistesgeschichtlichen Bedeutung und in ihrem künstlerischen Rang, – er zählt sie zur Weltliteratur. Damit erweist er sich als Anreger und Vorläufer all jener Übersetzer des 19. Jahrhunderts, die aus ästhetischem und geschichtlichem Interesse den Weg zu den alten Hymnen finden."
Bei dieser Herderschen Art der ästhetischen Entdeckung der Hymnen ist es bis heute geblieben. Paul Simon etwa, der Komponist und Dichter von "Bridge over Troubled Water", verwandte 1973 für seinen Song "American Tune" die Melodie und den Duktus des Hymnus "O Haupt voll Blut und Wunden". Und die weltweit erfolgreiche kanadische Sängerin Loreena McKennitt hat in ihrem Album "A Midwinter Night's Dream" christliche Texte und Hymnen neu interpretiert. Sie erreicht damit Zuhörer, die zuvor ganz sicher keine christlichen Hymnen gehört haben. Insofern kann Stocks Annahme, die lateinischen Hymnen gehörten "zu den meistgebrauchten lyrischen Texten der Weltgeschichte", sogar mit Beispielen der Gegenwart untermauert werden.
Von solchen Parallelen zur Popkultur ist bei Axel Stock zwar nicht die Rede. Ihm gebührt aber die Anerkennung, mit seiner kleinen Hymnen-Anthologie einen Anstoß zum Entdecken christlicher Loblieder im nichtreligiösen Alltag zu liefern. Der aufmerksame Leser wird bereits während der Lektüre seine eigene Schlüsse auf die Gegenwart ziehen. Insofern darf Axel Stock durchaus "Vater der Wiederentdeckung christlicher Hymnen" genannt werden.
Alex Stock (Hrsg): "Lateinische Hymnen". Verlag der Weltreligionen, Berlin 2012. 402 S., geb., 38,- Euro.
Klopstock hat sie aus dem Lateinischen übersetzt, Wieland, Brentano, Goethe: christliche Hymnen aus zwei Jahrtausenden. Bereits in der Antike stimmte man Hymnen zum Lobpreis von Göttern und Helden an. Das Christentum hat diese poetische und musikalische Form der Verehrung von den alten Griechen übernommen und im Laufe der Jahrhunderte insgesamt sage und schreibe 35.000 religiöse Hymnen hervorgebracht.
Der Theologe Alex Stock hat in seinem Ruhestand aus dieser Fülle von Lobliedern dreiunddreißig ausgewählt. Das Kriterium, nach dem er vorging, beschreibt er so:
"Die vorliegende Auswahl ist dem Kriterium der Liturgie gefolgt. Hymnen sind keine freie Dichtung, sondern Gebrauchslyrik, deren dominanter Gebrauch der gottesdienstliche ist. Mit dem liturgischen Kriterium stößt man also auf Hymnen an ihrem genuinen Ort."
Was sich viele Jahrhunderte bis in die Gegenwart hinein gehalten hat, erlaubt die Annahme, dass es sich hier um starke und charakteristische Ausdrucksformen des Christentums handelt. Doch was macht einen Hymnus aus? In seinem einleitenden geschichtlichen Überblick erklärt Stock, dass es Augustinus war, der im vierten Jahrhundert festschrieb:
"Hymnen sind Gotteslob mit einem Lied. Wenn es ein Hymnus sein soll, muss er folgende drei Dinge enthalten: Lob, Gott und Lied."
Die ersten christlichen Hymnen stammen aus dem vierten Jahrhundert, verfasst vom Mailänder Bischof Ambrosius. Er gilt, so Stock, als "Vater des lateinischen Kirchengesangs". Was zur Zeit des Ambrosius noch als gemeindlicher Volksgesang praktiziert wurde, entwickelte sich im Mittelalter zu einer Liedkultur der Klöster. Das Volk hörte die Gesänge der Mönche nun zwar noch, verstand sie aber nicht. Es entstand das Bedürfnis, die lateinischen Hymnen zu übersetzen. Martin Luther war einer der Ersten, der nicht nur die Bibel, sondern auch Hymnen ins Deutsche übertrug. Andere, vor allem Dichter des Barock und der Romantik folgten und so entstand etwa aus dem lateinischen Hymnus "Salve, caput cruentatum" in der Übersetzung das Kirchenlied "O Haupt voll Blut und Wunden.
Axel Stock hat die Hymnen so ausgewählt, dass sie den Leser durch das gesamte Kirchenjahr begleiten: vom Advent und Weihnachten über Ostern bis Pfingsten. Der klassische Pfingsthymnus, "Veni Creator spiritus", ist in jüngster Zeit durch die Taizé-Bewegung im lateinischen Original europaweit wieder populär geworden. Axel Stock verweist darauf, dass dieser Hymnus schon im neunten Jahrhundert auf der Synode von Reims gesungen wurde. In der deutschen Übersetzung "Komm, Schöpfer Geist, kehr bei uns ein" zählt er zu den noch immer populärsten Pfingstliedern.
Axel Stock hat auch Hymnen zur einst weitverbreiteten Marienverehrung aufgenommen, darunter das bekannte "Stabat Mater dolorosa" aus dem vierzehnten Jahrhundert, das sich im katholischen Gesangbuch "Gotteslob" als "Christi Mutter stand mit Schmerzen" bis heute findet. Die Dichter Adalbert von Chamisso, Friedrich Rückert und Clemens Brentano haben diesen Marienhymnus in der Romantik für sich entdeckt und verbreitet.
Wie sich ohnehin seit Beginn des 19. Jahrhunderts ein von der romantischen Bewegung beflügeltes literarisches Interesse an den christlichen Hymnen feststellen lässt. Der erste, der die lateinischen Hymnen in diesem Sinne bekanntzumachen suchte, war – so Stock - Johann Gottfried Herder:
"Herder erfasst die Hymnik in ihrer geistesgeschichtlichen Bedeutung und in ihrem künstlerischen Rang, – er zählt sie zur Weltliteratur. Damit erweist er sich als Anreger und Vorläufer all jener Übersetzer des 19. Jahrhunderts, die aus ästhetischem und geschichtlichem Interesse den Weg zu den alten Hymnen finden."
Bei dieser Herderschen Art der ästhetischen Entdeckung der Hymnen ist es bis heute geblieben. Paul Simon etwa, der Komponist und Dichter von "Bridge over Troubled Water", verwandte 1973 für seinen Song "American Tune" die Melodie und den Duktus des Hymnus "O Haupt voll Blut und Wunden". Und die weltweit erfolgreiche kanadische Sängerin Loreena McKennitt hat in ihrem Album "A Midwinter Night's Dream" christliche Texte und Hymnen neu interpretiert. Sie erreicht damit Zuhörer, die zuvor ganz sicher keine christlichen Hymnen gehört haben. Insofern kann Stocks Annahme, die lateinischen Hymnen gehörten "zu den meistgebrauchten lyrischen Texten der Weltgeschichte", sogar mit Beispielen der Gegenwart untermauert werden.
Von solchen Parallelen zur Popkultur ist bei Axel Stock zwar nicht die Rede. Ihm gebührt aber die Anerkennung, mit seiner kleinen Hymnen-Anthologie einen Anstoß zum Entdecken christlicher Loblieder im nichtreligiösen Alltag zu liefern. Der aufmerksame Leser wird bereits während der Lektüre seine eigene Schlüsse auf die Gegenwart ziehen. Insofern darf Axel Stock durchaus "Vater der Wiederentdeckung christlicher Hymnen" genannt werden.
Alex Stock (Hrsg): "Lateinische Hymnen". Verlag der Weltreligionen, Berlin 2012. 402 S., geb., 38,- Euro.