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Grüne Gentechnik
Genpflanzen, Vielfalt und die Wahlfreiheit

Obwohl mehr als 80 Prozent der EU-Bürger keine Gentechnik auf ihren Tellern wollen, steht die Genmais-Sorte 1507 kurz vor der Zulassung. In Deutschland ist der Unmut besonders groß. Die Regierung aus Union und SPD plant nun ein Anbauverbot - was aber nicht heißt, dass deutsche Verbraucher keinen Kontakt mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln mehr hätten.

Von Britta Fecke |
    Eine maskierte Demonstrantin protestiert gegen Gen-Food in Berlin.
    Viele fürchten sich vor der industriellen Landwirtschaft - und genetisch veränderten Lebensmitteln. (Herbert Knosowski, dpa picture-alliance)
    "Guten Tag, nur einmal mit dem Wagen bitte ..."
    Noch ist es ruhig im Supermarkt der Kölner Innenstadt, nur drei Kundinnen schieben ihre Einkaufswagen Richtung Kasse, vorbei an den Süßigkeiten und den Zeitschriftenauslagen. "Gentechnik - Nein Danke!" titelt ein Boulevardblatt. Bärbel Eßlinger legt ihre Ware aufs Band, fast ausschließlich Gemüse aus ökologischem Anbau. Auf die Frage, ob sie gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen würde, schüttelt die zweifache Mutter energisch den Kopf. Was befürchtet sie?
    "Veränderungen der körperlichen Reaktionen auf Lebensmittel. Krankheiten, die wir vielleicht noch nicht kennen, Einflüsse auf unsere Lebensqualität."
    Die Kundin hinter dem nächsten Einkaufswagen pflichtet ihr bei. Sie will weder gentechnisch veränderte Lebensmittel kaufen, noch dass genmanipulierte Pflanzen in Deutschland angebaut werden:
    "Weil ich denke, dass die Informationen in Pflanzen verändert werden und das ist halt so wichtig. Das gilt aber auch für Tomaten, Gurken und alles, was an Gemüse und Obst ist."
    "Sie würden es nicht essen wollen?"
    "Nee!"
    Auch die Kassiererin des Supermarktes ist ...
    "... gegen diese ganze Gentechnik, weil das unnatürlich ist."
    Die Haltung der Verbraucher - nicht nur in diesem Supermarkt, sondern EU-weit - ist ziemlich einheitlich. Mehr als 80 Prozent lehnen die grüne Gentechnik ab. Dennoch steht der Genmais 1507 kurz vor der Zulassung in Europa. Denn bei der Abstimmung der Mitgliedsstaaten gab es - auch wegen der deutschen Enthaltung - keine klare Mehrheit für ein Anbauverbot dieser Sorte. Eine klare Mehrheit für den Anbau des Mais 1507 gibt es aber auch nicht, und so liegt die Entscheidung bei der EU-Kommission. Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90 die Grünen, wetterte in der Aktuellen Stunde zur Zulassung der Maissorte im Bundestag:
    "Und dann passiert das Verrückte. In Brüssel steht die Abstimmung über 1507 an und Deutschland enthält sich und ermöglicht damit die Zulassung. Was ich erwartet hätte, ist, dass sie für Mehrheiten kämpfen, dass sie das, was in Deutschland Realität ist, europaweit möglich machen. Aber davon hab' ich nichts, aber auch gar nichts gesehen!"
    Schon im Februar dieses Jahres hatte der EU-Ministerrat den Weg für den Anbau von 1507 geebnet. Deutschland enthielt sich der Stimme, weil sich die CDU-geführten Ministerien mit den Ministern der CSU und SPD nicht auf eine Linie einigen konnten. SPD und CSU lehnen den Anbau gentechnisch veränderter Organismen – kurz GVO – ab, die CDU hält den Anbau dagegen für unbedenklich. Trotz der Uneinigkeit im Bundeskabinett und der anschließenden Enthaltung in Brüssel hatten sich die Fraktionen von Union und SPD dann aber gemeinsam auf eine sogenannte Opt-Out-Klausel verständigt. Mit dieser Klausel sollen die einzelnen EU-Mitgliedsländer nationale Anbauverbote erlassen können. Diese Position soll Bundesumweltministerin Barbara Hendricks morgen beim Treffen mit ihren EU-Amtskollegen vertreten. Elvira Drobinski-Weiß, verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, stellt das nur bedingt zufrieden:
    "Eine Ausstiegsmöglichkeit beim Anbauverbot für einzelne Mitgliedsstaaten ist aber immer nur die zweitbeste Lösung, denn GVO-Verunreinigungen machen nicht an der Landesgrenze halt, deshalb müssen wir uns auch weiterhin auf EU-Ebene für die Verbraucherinnen und Verbraucher einsetzen, die nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU mehrheitlich die Agragentechnik ablehnen."
    Problematisch sind diese nationalen Anbauverbote deshalb, weil die Pollen der Pflanzen allein mit dem Wind kilometerweit fliegen können oder aber am Bein einer Hummel. Und so kreuzt sich dann der gentechnisch veränderte Mais über driftende Pollen bei den konventionellen Sorten ein. Damit passiert die künstlich erzeugte Mutante ungehindert Landesgrenzen. Felix Prinz zu Löwenstein, Landwirt und Vorstandsvorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft, bringt es auf den Punkt:
    "Weil aber diese Technik ja dadurch gerade charakterisiert ist, dass sie mit lebenden und vermehrungsfähigen Pflanzen im offenen System der Natur umgeht, ist es nicht eingrenzbar und jeder ist betroffen."
    Genmais 1507 seit acht Jahren in der EU zugelassen
    1507 wäre nach 15 Jahren die erste Neuzulassung für den Anbau gentechnisch veränderter Maissorten in der EU. In Europa wird momentan nur eine Gentech-Variante angebaut: MON 810, aus dem Labor des amerikanischen Agrarriesen Monsanto. In Deutschland wurde diese Maissorte 2009 jedoch wieder verboten. In Spanien, Portugal und Tschechien steht MON 810 weiterhin auf dem Acker. Selbst wenn in Deutschland keine GVO angebaut würden, heißt das aber noch lange nicht, dass deutsche Verbraucher keinen Kontakt mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln hätten, schon jetzt und auch in Zukunft. Elvira Drobinski-Weiß, verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion:
    "Denn wo landet der gentechnisch veränderte Mais? Na klar, im Futtertrog. Aber leider können wir das nicht erkennen, wenn wir die Produkte kaufen. Denn auf Milch, Käse, Eiern, Fleisch oder daraus gefertigten Produkten muss nicht angegeben werden, wenn bei der Fütterung der Tiere GVO-Veränderte Pflanzen verfüttert wurden."
    Und so kommen quasi über die Hintertür – bzw. den Futtertrog - genmanipulierte Lebensmittel auch zu den Verbrauchern, die die grüne Gentechnik ablehnen. Dabei sind Fleisch oder Milch bei Weitem nicht die einzigen Lebensmittel, die betroffen sein könnten. Schon seit acht Jahren ist die umstrittene Maissorte 1507 als Futter- und Lebensmittel in der EU zugelassen, sie darf importiert und auch in Europa weiterverarbeitet werden. Wenn in einem Schokoriegel oder der Gewürzmischung weniger als 0,9 Prozent der GVO enthalten sind, muss der Hersteller diesen Anteil gar nicht erst deklarieren. Doch die Sorge vieler Verbraucher gilt nicht nur der eigenen Ernährung bzw. Gesundheit. Susanne Moritz, Leiterin der Abteilung Agrarpolitik der Verbraucherzentrale Bayern:
    "Zum anderen ist es natürlich aber schon so, dass sie schon auch sagen: In welcher Welt wollen wir eigentlich leben? Wollen wir, dass unsere Bauern nur noch von Saatgutkonzernen abhängig sind? Wollen wir ein Leben, das dann auch auf Kosten der Vielfalt geht, weil dann nur noch ganz bestimmte zertifizierte Saatgutkonzerne alles bestimmen?"
    Ein Acker in der Umgebung von Aachen, der Weizen steht schon hoch dieses Jahr, die Bedingungen waren günstig, ein milder Winter und der warme Frühling haben die Halme schnell wachsen lassen. Willi Liesenberg lässt seinen Blick zufrieden über das Feld schweifen. 150 Hektar bewirtschaftet Liesenberg, er ist ein konventioneller Landwirt, doch seine Haltung gegenüber gentechnisch veränderten Getreidesorten unterscheidet sich nicht von der der Biobauern:
    "Für die Natur ist das einfach nicht absehbar, was aus diesen Sachen mal entstehen kann, aus diesen genveränderten Sachen, wenn die mal in die Natur getragen werden. Das Beispiel zeigt ja auch aus anderen Ländern, dass das irgendwann schief geht. Es gibt ja Genveränderten Soja, der ist gegen Round-up – also gegen ein Spritzmittel resistent – und da hat die Vergangenheit gezeigt, dass nach Jahren die Unkrautpflanzen gegen dieses Mittel resistent werden und immer höhere Aufwandmengen benutzt werden müssen. Und man muss ja dann auch spezielles Saatgut, dass man nur von einem Saatgut-Hersteller beziehen kann, kaufen, dann werden die irgendwann die Preise erhöhen. Und das ist einfach nicht im Sinne der deutschen Landwirtschaft und auch nicht die Meinung der deutschen Landwirte."
    Es geht um Wahlfreiheit, die Vielfalt der angebotenen Getreidesorten, es geht aber auch um die Vielfalt auf dem Acker selbst, denn der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen wie Mais oder Raps wirkt sich auf die Artenvielfalt in und neben den Anbauflächen aus. Die britische Royal Society hat schon vor 10 Jahren eine Studie über die ökologischen Nebenwirkungen von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen auf die Ackerwildkräuter und die von ihr lebenden Tiere veröffentlicht. Dabei wurde nicht einmal der Biolandbau mit dem Anbau von GVO verglichen, sondern der konventionelle Ackerbau - der auch Pestizide zulässt. Dem Genom dieser GVO war im Labor eine Herbizidresistenz eingebaut worden. Diese Gentech-Sorten werden den Landwirten dann gleich mit dem dazugehörigen Herbizid verkauft. Was den Gewinn der Hersteller wie Monsanto oder Bayer noch zusätzlich steigert. Die Royal Society sprach von einer massiven Auswirkung auf die Vielfalt von Ackerkräutern, Insekten und Vögeln. Die Untersuchung ergab u.a., dass am Rand eines Ackers, auf dem herbizidresistenter Raps angebaut wurde, 44 Prozent weniger Blütenpflanzen wachsen, als wenn das Feld konventionell bewirtschaftet wird. Rita Stockhofe, CDU-Bundestagsabgeordnete aus Haltern am See, kennt diese Zahlen nicht:
    "Es gibt über 1.000 wissenschaftlich fundierte Studien, die belegen, dass weder für Mensch, Tier noch Umwelt Risiken bestehen, wenn genveränderte Pflanzen angebaut oder konsumiert werden. Bereits seit 18 Jahren wird Gentechnik von Landwirten genutzt, weder ein Mensch noch ein Tier oder die Natur kamen dadurch zu Schaden."
    Allerdings nennt die CDU-Bundestagsabgeordnete in dem Zusammenhang keine Quellen, die ihre Aussage belegen würden. Gebhard Rossmanith, gehört keiner Partei an, hat aber als Ökologischer Saatgut-Hersteller in der Praxis mit der Vermehrung und dem Verkauf von Getreidesorten zu tun. Er warnt eindringlich vor dem Anbau von 1507:
    "Sie müssen sich vorstellen, die Pflanze ist durch und durch giftig! Und das wird nachher von den Tieren gegessen oder sie essen es selber, sie haben es in der Milch, im Fleisch usw. Unklare Risikosituation."
    Der amerikanische Hersteller Dupont/Pioneer hat der Maissorte 1507 zwei artfremde Gene eingebaut. Die eine Gensequenz kommt ursprünglich aus dem Bakterium "Bacillus thuringiensis". Dieses Bakterien-Gen produziert nun im Mais ein Gift - das sogenannte BT-Toxin - gegen Insekten wie den Maiszünsler aber auch andere Schmetterlingsarten. Die Raupen des Maiszünslers können einer Mais-Monokultur arg zusetzen. Das zweite ebenfalls artfremde Gen macht die Maissorte 1507 auch noch resistent gegenüber Glufosinat, einem Herbizid, das in Europa nicht einmal zugelassen ist. Die eingebaute Resistenz bereitet dem Biologen und SPD-Bundestagsabgeordneten Rene Röspel nicht ganz so viele Sorgen wie das künstlich eingeschleuste Bakteriengift:
    "Es ist nämlich die aktive Form dieses Giftes, die permanent während der gesamten Vegetationsdauer in der Pflanze produziert wird. Es wird nicht nur von Schadinsekten aufgenommen, auch die Nützlinge fressen dieses Gift auf, und dadurch dass dieses Gift permanent produziert wird, ist auch die Gefahr groß, dass Resistenzen entstehen, bzw. die Wahrscheinlichkeit wird sogar noch höher. Also es gibt eine Reihe von Fragezeichen, die sich mit dieser Technologie in Verbindung bringen lassen."
    Die USA, Brasilien und Argentinien bauen bereits Gen-Pflanzen an
    In den USA, Brasilien und Argentinien werden Gentech-Pflanzen im großen Stil angebaut, sie werden in Kombination mit bestimmten Pestiziden verkauft. Doch nun entwickeln Unkräuter erschreckend schnell Resistenzen gegen diese Pestizide. Jüngste Studien, die im Wissenschaftsmagazin Science vorgestellt wurden, sprechen in dem Zusammenhang von einer neuen Krise in der amerikanischen Landwirtschaft. Die Gentech-Industrie verspricht, dass durch die aufeinander abgestimmte Kombination aus Pflanzen mit ihren eingebauten Herbizidresistenten und dem dazugehörigen Herbizid insgesamt weniger Gift gespritzt werden muss. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie die Erfahrungen aus Übersee deutlich zeigen. Die Zahlen der amerikanischen Umweltbehörde EPA weisen nach, dass der Einsatz von Pestiziden durch den Anbau von GVO deutlich gestiegen ist. Zu dem selben Ergebnis kommt auch das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Das Umweltinstitut München spricht von einem Anstieg des Pestizideinsatzes von 13 Prozent auf Gentechnikfeldern gegenüber konventionell bewirtschafteten Feldern. Kees de Vries ist Bauer in Sachsen-Anhalt und sollte als CDU-Abgeordneter eigentlich die Gentechnik-freundliche Haltung seiner Partei teilen, aber er ist eben auch ein Mann der Praxis:
    "Ich gebe gerne zu, es gibt eine Alternative, man kann dieses BT-Toxin – wie im Biolandbau auch üblich – auch spritzen. Dann hat man nicht das Risiko, dass auch andere Schmetterlinge und Insekten abgetötet werden."
    Der Rückgang der Artenvielfalt und die beschleunigte Co-Evolution zwischen Unkräutern und Herbiziden sind nicht die einzigen Probleme der grünen Gentechnik. Monsanto, Syngenta oder Bayer argumentieren gern mit der wachsenden Weltbevölkerung, die sich in Zukunft nur mit Hilfe der Gentechnik sicher ernähren lasse. Doch wie verschiedene Studien beweisen, steigt der Ertrag auf dem Acker mit gentechnisch veränderten Nutzpflanzen keineswegs. Im Gegenteil, er liegt meist deutlich unter dem der herkömmlichen Sorten. Das US-Landwirtschaftsministerium gab schon vor Jahren Daten preis, die belegen, dass zum Beispiel die Ernteerträge von Gensoja bis zu 10 Prozent niedriger sind als beim Anbau konventioneller Sojasorten. Die neuseeländische University of Canterbury verglich Ernteerträge und Pestizideinsatz beim Anbau gentechnisch veränderter Mais-, Raps- und Soja-Sorten mit den konventionellen Züchtungen. Unterm Strich kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Erträge bei der Kombination von konventionellem Saatgut und bewährter Fruchtfolge schon nach kurzer Zeit größer sind, als wenn die Gentech-Variante auf dem Acker steht. Für Felix Prinz zu Löwenstein, Landwirt und Vorstandsvorsitzender des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft, steht deshalb hinter der Diskussion um ein Anbauverbot von 1507 die ganz grundsätzliche Frage:
    "Wenn ich einen Schädling bekämpfen kann, der nur dann eine Rolle spielt, wenn ich Monokulturen anbaue, auf vernünftige Fruchtfolge keine Rücksicht nehme, meine Bodenbearbeitung nicht fachgerecht mache, wenn ich all das durch Gentechnik möglich mache, folgt: Monokulturen und schlechte Bodenbearbeitung. Das ganze erleben wir in Südamerika auf Hunderttausenden, ja Millionen von Hektar mit Soja, das erleben wir in den USA mit Millionen von Hektar von Mais. Das sind Verhältnisse, die wir hier nicht brauchen!"
    Das Freihandelsabkommen als Hintertür
    Weltweit werden nach Angaben des Gentechniklobbyverbandes ISAAA auf 170 Millionen Hektar gentechnische veränderte Pflanzen angebaut, das entspricht ungefähr der vierfachen Fläche Deutschlands. Spitzenreiter beim Anbau von Gentech-Pflanzen sind die USA. Doch selbst wenn gentechnisch veränderte Nutzpflanzen in Europa auch weiterhin nicht im großen Umfang angebaut würden, bleibt nach wie vor das Problem mit den importierten Rohstoffen wie Gensoja oder Mais aus den USA, Brasilien oder Argentinien. Vor allem Soja wird in ganz Europa zu Tierfutter verarbeitet und landet vornehmlich in den Trögen der Mastbetriebe. Eine EU-Verordnung schreibt die Kennzeichnung dieses Gentech-Futters vor, auf der Verpackung der Hähnchenschenkel im Supermarkt findet sich dann aber kein Hinweis mehr. Landwirte, die ihre Tiere gentechnikfrei ernähren wollen, sind auf die Angaben der Futtermittelhersteller angewiesen, und die haben ihre liebe Not mit dem Nachweis GVO-freier Fuhren. Gebhard Rossmanith, Ökologischer Saatgut-Hersteller aus Bingenheim:
    "Wir machen grundsätzlich Untersuchungen unserer Maispartien, die wir verkaufen, damit wir hundertprozentig sicher sind, nicht irgendetwas auch nur in Spuren an unsere Kunden zu verkaufen, denn unsere Kunden sind Ökobauern, die biologisch arbeiten. Und sie sind drauf angewiesen, dass wir unsere Ware 100 Prozent GVO-frei halten. Und da haben wir ein Monitoring, das uns viel Mühe macht und uns viel Geld kostet."
    Die von der Regierung versprochene Wahlfreiheit ist also nicht ohne Weiteres gewährleistet und kostet vor allem immer Geld! Denn der Nachweis artfremder Gensequenzen bzw. Proteine erfolgt in einem recht aufwendigen biologisch-chemischen Verfahren im Labor mithilfe der sogenannten Polymerase Kettenreaktion. Der Weg vom Hof bis zur Verarbeitung führt also inzwischen übers Labor. Aber eine Kehrtwende in der europäischen Landwirtschaftspolitik ist nicht abzusehen. Die großen Agrarkonzerne wie Monsanto, Syngenta oder Dupont/Pioneer wollen mit ihren Gentech-Sorten und den darauf zugeschnittenen Herbiziden auch auf den europäischen Markt. Allein bis Ende des vergangenen Jahres stellten die Agrarriesen in der EU 55 Anträge auf die Zulassung neuer gentechnisch veränderter Nutzpflanzen. Auch beim geplanten Freihandelsabkommen mit den USA geht es um eine Anbaugenehmigung bzw. die Einfuhr von GVO, die bislang in Europa keine Zulassung haben. Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen, wendet sich in der aktuellen Stunde im Bundestag direkt an die einzige Partei, die den Anbau von 1507 befürwortet, die CDU:
    "Und ich werde ihnen eines sagen. Ich habe aller größte Sorgen, wenn ich an das Freihandelsabkommen denke: wenn sie verhandeln mit dieser Position und mit diesem Druck der Kanzlerin, dass am Ende der Gentechnik über die Hintertür über dieses Freihandelsabkommen in Europa die Tür geöffnet wird. Dagegen werden wir mit allem Nachdruck kämpfen."
    Damit spricht der Oppositionspolitiker den meisten Verbrauchern aus der Seele, doch die Marschrichtung geben andere vor. Morgen wollen die EU-Umweltminister in Brüssel die nationale Verbotsmöglichkeit für den Anbau von 1507 bestätigen. Danach muss auch noch das neugewählte EU-Parlament über das Verfahren befinden. Welche Hintertüren die Gentech-Konzerne mit ihren Lobbyverbänden finden werden, über das Freihandelsabkommen oder über juristische Umwege mithilfe des Klagerechts, werden die nächsten Monate zeigen.