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Hafen von Piräus
Pekings Tor nach Europa

Schon seit 2009 betreibt China als Pächter den größten Teil des Hafens von Piräus. Nun soll Griechenland nach Willen der EU-Geldgeber zwei Drittel des Hafens verkaufen - und auch hier will China zugreifen. Eine Entwicklung, die bei Vielen für Unmut sorgt.

Von Leila Knüppel |
    Im Hafen von Piräus haben gleich mehrere Schiffe festgemacht. Riesige Kräne wuchten ihre Ladung auf den Pier. "Cosco" steht auf den Ladekränen: die größte Schifffahrtsgesellschaft Chinas. Seit 2009 betreibt das chinesische Staatsunternehmen den größten Teil des Container-Hafens von Piräus - vom griechischen Staat verpachtet für 35 Jahre.
    "Knapp drei Millionen Container werden hier im Hafen jährlich umgeschlagen: Doppelt so viele wie 2007", erzählt Tassos Vamvakidis. Der große, massige Mann ist kaufmännischer Leiter von PCT, einem Unternehmen, das im Auftrag von Cosco den Hafen betreibt.
    "Wenn wir außerdem noch Pier drei ausgebaut haben, dann liegen wir bei einer Kapazität von 6,2 Millionen Standardcontainern - rechnen wir noch die Kapazität des staatlichen Piers dazu kommen wir auf über sieben Millionen. Damit wäre Piräus klar die Nummer eins hier im Mittelmeer."
    Vom Fenster des Verwaltungsgebäudes schaut Vamvakidis stolz hinaus - auf das Treiben an den Terminals. Bisher sind die Chinesen nur Pächter. Bald ist vielleicht mehr zu haben. Der griechische Staat soll zwei Drittel des Hafens verkaufen. Eine zentrale Forderung der EU-Geldgeber.
    "Wir müssen da schauen, ob die Regierung den Plänen ihrer Vorgänger folgt oder sich anders entscheidet. Aber wenn die Regierung alle Daten bekommt und sich das genau anschaut, dann wird sie sehen, dass die Privatisierung Griechenland voranbringt."
    Für China wäre der Verkauf strategisch äußerst günstig: Piräus - direkt nach dem Suezkanal, gilt für die Chinesen als das Tor nach Europa. Vamvakidis sieht darin auch für Griechenland nur Vorteile.
    "Die Chinesen sorgen dafür, dass Piräus sich international als hoch entwickelter Containerhafen etabliert. Das wird mehr Unternehmen anziehen. Und: Das bringt nicht nur Cosco etwas, sondern Griechenland insgesamt. Wir leisten Pionierarbeit hier in Griechenland."
    Giorgos Gogos parkt seinen rostigen Kleinwagen jenseits des Cosco-Geländes, am Pier eins - dem einzigen Teil des Containerhafens, der noch vom griechischen Staat betrieben wird.
    "300 Meter von hier ist die Grenze - so nennen wir das. Ein Zaun trennt den Hafen in zwei Teile - einen chinesischen und einen griechischen."
    Gogos ist Generalsekretär der Hafenarbeitergewerkschaft. Was sich drüben bei Cosco abspielt, dagegen kämpft er mit seinen Kollegen, seit das chinesische Staatsunternehmen hier in Piräus ist.
    "Im anderen Terminal gibt es keine echte Arbeitnehmervertretung. Es gibt ein sehr kompliziertes System mit Subunternehmern. Es gibt keine mit den Arbeitern abgesprochenen Regeln zum Thema Gesundheit und Sicherheit. Es ist offensichtlich, warum es all dies nicht gibt: Weil Cosco den Wegfall dieser Rechte einkalkuliert - als Profit für das Unternehmen."
    Tatsächlich wurden Cosco-Arbeiter entlassen, die einen Betriebsrat gegründet haben. Es laufen Prozesse wegen unbezahlter Überstunden.
    Ein ungleiches Spiel
    Ein einsamer Hubwagen fährt über Pier I. Sonst ist an dem kleinen, staatlichen Containerterminal nicht viel los. Kein Wunder, sagt Gogos. Die Chinesen hätten sich das Filetstück eines gesunden, expandierenden Unternehmens geschnappt.
    "Der Staatsbetrieb PPA war immer profitabel und wurde nie durch Steuergelder unterstützt. Im Gegenteil. 2005, als hier nur ein einziger Pier war, da hatten wir 31 Millionen Euro Nettogewinn. Also ein sehr gesundes Unternehmen mit allen Möglichkeiten, weiter zu expandieren."
    Stattdessen habe der Staat den Hafen einfach verpachtet. Ein schlechtes Geschäft, meint Gogos.
    Im Cosco-Büro - auf der anderen Seite der chinesischen-griechischen Grenze - lehnt sich Vamvakidis zurück, grinst - etwas gönnerhaft. Auch er gibt zu, dass es ein ungleiches Spiel ist.
    "Es ist schwer für die Griechen, ja - aber nicht unmöglich. Ich werde ihnen nicht sagen, wie sie es machen müssen, das ist nicht mein Job."