Officer Aml El Sokary weint. Vor Schock und auch vor Wut. "Ich glaube daran, dass Allah uns hilft. An alle meine Schwestern. Ich bin bei Euch, Tag und Nacht", sagt sie. Die New Yorker Polizistin war mit ihrem 16-jährigen Sohn in Brooklyn unterwegs. Sie trug eine traditionelle muslimische Kopfbedeckung, eine Hidschab. "Verschwindet in Eurer Land", brüllte ein Mann. "Ich schneide Euch die Kehle durch, Ihr IS-Terroristen." Dann hetzte er seinen Kampfhund auf die Amerikanerin.
"Geht zurück in Euer Land? Dies ist ihr Land!"
New Yorks Bürgermeister de Blasio entsetzt: "Geht zurück in Euer Land?" zitiert er den mittlerweile festgenommenen Angreifer. "Dies ist ihr Land. Sie ist Amerikanerin. New Yorkerin. Sie ist hier zuhause. Wir dürfen nicht erlauben, dass dieser Hass sich ausbreitet."
Dieser Hass. Das sind sogenannte "Hate Crimes", rassistisch motivierte Übergriffe. Die Statistik alarmierend und der Zusammenhang - zumindest für die New Yorker Behörden - überdeutlich. Seit dem Wahlabend, an dem Donald Trump siegte, ist die Zahl rassistisch motivierter Übergriffe in New York City um 115 Prozent gestiegen.
"Mir ist schlecht geworden, als ich hörte, dass eine unserer Polizistinnen nur wegen ihres Glaubens attackiert und beschimpft wurde." Bürgermeister de Blasio zeigt mit dem Finger auf Donald Trump. Dessen Hassreden aus dem Wahlkampf hätten diese Stimmung in der Stadt aber auch im ganzen Land erzeugt. Die New Yorker Polizei verzeichnet immer mehr Hakenkreuzschmierereien. In zwei Metrostationen wurden Ku Klux Clan Flugblätter verteilt. Werbebroschüren der rassistischen Organisation, die Donald Trump zur Wahl empfohlen hatte.
"Werfe ich Trump vor, Hassreden im Wahlkampf verwendet zu haben. Absolut", sagt de Blasio. "Er hat schreckliche Dinge über Muslime, über mexikanischstämmige Amerikaner gesagt. Das ist passiert, Teil unserer Geschichte. Er muss jetzt dafür sorgen, dass dieses Land wieder zusammenkommt. Und er muss mehr tun."
900 Muslime arbeiten für New Yorks Polizei
Der Hass und Trump. In New York sehen die Behörden die ersten Folgen. Eine ebenfalls muslimische U-Bahnmitarbeiterin, als Terroristin beschimpft. Ein Mann verfolgte sie, stieß sie die Treppe hinunter. Eine schwarze Frau in Queens, angepöbelt als sie den Bus bestieg. "Schwarze sitzen jetzt wieder hinten", brüllten die beiden Weißen.
Die bedrohte Polizistin - noch 2014 wurde sie ausgezeichnet, weil sie zwei Menschen aus einem brennenden Gebäude rettete. Jetzt muss sie sich als Terroristin beschimpfen lassen. Die New Yorker Senatorin Kirsten Gillibrand, mit einem Versprechen an die Stadt und an das Land: "Kein New Yorker sollte jemals Angst wegen seines Glaubens haben. Dieser Hass, dieses Verhalten sollte niemals als normal gelten."
Aber was ist normal in diesen Zeiten? Bürgermeister de Blasio, gerade erst war er zu einem Vier-Augen-Gespräch bei Donald Trump gewesen. Er habe ihm erklärt, dass allein 900 Muslime als Polizisten für die Stadt arbeiteten. Dass sie und alle anderen Muslime legitimer Teil von New York und Teil der USA seien. Aber - auch das sagt der frustrierte Bürgermeister der Einwandererstadt New York: Man könne wohl keinen Mann zum Präsidenten wählen, der einzelne Gruppen ausgrenze, ohne dass es danach Folgen für die Gesellschaft habe.