Wenn Elektrokonzerne im Vorfeld der IFA für ihre Fernseher werben, dann tragen sie dick auf. So ist das auch am Mittwoch bei Panasonic aus Japan. Ein riesiger Saal, riesige Projektionen, jede Menge Selbstbewusstsein. Da kann man fast auf den Gedanken kommen, dass es der Fernsehbranche richtig gut geht. Aber das stimmt so nicht.
"Nun schlag ich das Ei in die Pfanne und wir schauen mal was passiert"
Ortswechsel. Eine andere Messehalle. Pressevorführung des Hausgeräteherstellers Miele. Es sind deutlich weniger Journalisten gekommen. Die Stimmung ist etwas verhalten. Geschäftsführer Reinhard Zinkann – Urenkel eines der Firmengründer – sagt Dinge wie: "Mit heißem Wasser in zwei Temperaturstufen, etwa für die Zubereitung von schwarzem oder grünem Tee."
Da kann man fast auf den Gedanken kommen, dass es den Herstellern von Hausgeräten nicht so gut geht. Aber auch das stimmt nicht. Im Gegenteil. Der Umsatz bei den Fernsehherstellern in Deutschland ist im ersten Halbjahr 2015 um 16,5 Prozent eingebrochen. Ganz anders ist die Situation bei den Herstellern von weißer Ware, wie die Haushaltsgeräte auch genannt werden. Plus 5,4 Prozent bei den großen Geräten, bei Geschirrspülern sind es bis zu 50 Prozent Zuwachs. Hans-Joachim Kamp nennt mögliche Ursachen. Der frühere Philips-Manager sitzt heute im Aufsichtsrat des IFA-Veranstalters Gfu.
"Da ist das entscheidende Thema das gestiegene Bewusstsein der Bevölkerung zum Thema Energieeffizienz. Und auf der anderen Seite: Heute werden viele Küchen erneuert. Und insbesondere der Einbaugerätemarkt hat auch eine stark steigende Tendenz, was einhergeht mit dem wachsenden Wohnungsbau."
Weiße Ware hat Hochkonjunktur
Noch deutlicher wächst der Markt bei den kleinen Hausgeräten. Da legten in den ersten sechs Monaten des Jahres Standmixer mal eben um 71 Prozent zu, Espresso-Vollautomaten immerhin noch um 14 Prozent. Noch einmal Hans-Joachim Kamp: "Wenn Sie einmal schauen, in die Städte: Coffee to go, Coffeeshops, gab es vor 10 bis 15 Jahren nicht. Hier hat sich das Bewusstsein der Bevölkerung geändert. Und das, was ich genieße, also einen Kaffeegenuss, was vielleicht mehr südeuropäisches Leben ist, ist in Deutschland mittlerweile auch eingezogen. Und in Deutschland gehört eine Kaffeemaschine hinzu, mit zweistelligem Wachstum."
Miele-Geschäftsführer Reinhard Zinkann dürfte das freuen. Seine Firma stellt sowohl große, als auch kleine Elektrogeräte her. Fragt man den Manager aus Gütersloh nach den Ursachen für den Boom in seiner Branche, dann wird er etwas grundsätzlicher. "Die Menschen überlegen, was machen sie mit ihrem Geld? Am Ende des Jahres nach Zinsen und Steuern, inflationsbereinigt, haben sie weniger, wenn sie es ansparen. Lebensversicherungen werden weniger wert, alles wird für sie letztlich weniger wert, sodass sie überlegen, was machen wir? Und dann wird dieses Geld eher ausgegeben für ein höherwertiges Produkt, was man schon immer haben wollte, oder es wird etwas früher ausgetauscht."
Übrigens: Hausgeräte werden auf der IFA erst seit acht Jahren überhaupt ausgestellt. Dennoch hat sich die IFA zur weltweit größten Ausstellung für diese Geräte entwickelt. Die Hersteller von Fernsehern können im Moment nur neidisch zuschauen. Firmen wie Panasonic haben aber einen großen Vorteil: Kühlschränke, Waschmaschinen und Kaffeeautomaten haben sie ebenfalls im Sortiment.