Sie sind eher selten im Büro und arbeiten lieber unterwegs oder zu Hause?
Sie haben in den letzten drei Jahren mindestens einmal Ihren Arbeitgeber gewechselt?
Statt einer Gehaltserhöhung fordern Sie von Ihrem Arbeitgeber mehr Urlaub?
Sie haben diesen Test schon auf Facebook geliked?
Wenn Sie mehr als drei dieser Fragen mit Ja beantwortet haben, gehören Sie wahrscheinlich zur "Generation Y".
"Das ist meine Kollegin, die fragt, was ich mache. Hello? I’m at work."
19 Uhr. Büro des Start-ups Sponsorpay – Berlin Mitte. Ben Jeger spielt mit einem Kollegen Fußball auf der Video-Spielkonsole X-Box.
Die beiden haben es sich in einem großen Glaskasten auf einem durchgesessenen Sofa bequem gemacht. Gegenüber auf einer Leinwand laufen animierte Fußballspieler hin und her. Nebenan in der Küchenzeile hat ihnen ihr Chef einen Karton mit frischen Äpfeln und Bananen hingestellt, dazu Orangensäfte und einen Kasten Bier.
Der Glaskasten steht mitten in einem Großraumbüro. Hier arbeiten sieben Teams an Vierertischen. Die meisten Mitarbeiter sind jung, unter 30 Jahre alt. Fast alle haben an ihrem Platz zusätzlich zum Computerbildschirm noch einen Laptop aufgestellt; einige hören mit Kopfhörern Musik. Auf den Tischen wehen Miniaturflaggen im Wind der Ventilatoren. Jeder der Anwesenden zeigt so, wo er ursprünglich herkommt: Portugal, Ukraine, China, Kolumbien, Italien … auch zwei, drei deutsche Fahnen sind hinten im Raum zu sehen. Eine davon gehört Ben, der auch israelische und englische Wurzeln hat. Als sogenannter "Head of Mobile Advertiser Relations", also als Verantwortlicher für die mobile Werbung, zählt der 30-Jährige zu den erfahrensten Mitarbeitern von Sponsorpay.
"Ich bin seit zwei Jahren jetzt hier bei Sponsorpay, was in unserer vierjährigen Unternehmensgeschichte eine halbe Ewigkeit ist."
Das auch weltweit erfolgreiche Start-up-Unternehmen hat sich vor vier Jahren auch in Berlin niedergelassen. Das Geschäftsmodell: Lösungen finden. Dabei geht es darum, wie Werbung im Internet clever platziert werden kann. Ben will bei Sponsorpay so viele Erfahrungen wie möglich sammeln, denn er plant schon bald, sein eigenes Start-up zu gründen.
"Ich kann mir schon vorstellen, dass ich in zwei Jahren nicht mehr hier bin, und das ist auch ein großer Unterschied zu einem klassischen Unternehmen. Es wird hier nicht erwartet, dass jemand hier Karriere macht und in Rente geht."
Hier tätig zu sein – heißt: nicht lebenslang, aber intensiv zu arbeiten, erzählt Ben.
"Als Allererstes brauche ich interessante Aufgaben. Dann will ich auch mit interessanten, intelligenten Menschen zusammenarbeiten."
Der monatliche Gehaltsscheck scheint dabei nebensächlich:
"Ich kann mich fast von dem Obst und von den Getränken hier ernähren, aber nicht ganz. Also doch, Geld ist auch wichtig. Aber für die meisten, und für mich auch, ist am Anfang das, was man lernen kann und wie man weiterkommen kann entscheidender als Gehalt."
Wirklich entspannen, wie beim abendlichen Fußballspiel am Computer, kann Ben selten: Meistens geht er nicht vor 20 Uhr nach Hause. Und auch dann arbeitet er auf seinem Smartphone weiter.
"Ich hab mein Handy immer dabei und sollte irgendein Werbepartner bei mir anrufen wollen, damit ich etwas teste oder checke, dann bin ich erreichbar. Das ist einfach ein Teil unserer Einstellung."
Aufgewachsen in einer globalisierten Welt, international ausgebildet und vernetzt, technikaffin und flexibel – seit einigen Jahren drängt eine neue Generation auf den Arbeitsmarkt. Eine Generation, die anders tickt als jede zuvor. Soziologen haben ihr den Begriff "Generation Y" verpasst. Es ist die Generation der heute 20- bis 30-Jährigen, die in wirtschaftlich unsicheren Zeiten aufgewachsen sind. Während die so genannte "Generation Golf" noch im Wohlstand der 1960er und 70er-Jahre groß geworden ist, stellen die heutigen Berufseinsteiger vor allem im Arbeitsleben vieles infrage, was ihre Vorgänger als gegeben angesehen haben. Dabei treten die Jungen selbstbewusster und fordernder auf, beobachtet der Jugendforscher Klaus Hurrelmann. Er zählt seit 1945 drei Generationen in Deutschland:
"Die Nachkriegsgeneration hat den Namen skeptische Generation, weil sie nüchtern, ohne jede Ideologie anpacken muss und Deutschland wieder aufbauen muss. Die Wirtschaftswundergeneration, die sogenannte Generation Golf, hat nur erlebt, dass es wirtschaftlich nur aufwärtsgeht, entsprechend hat sie sich orientiert an Freiheitswerten, an Selbstbestimmungswerten. Und die heutige junge Generation, Generation Y, sie ist in einer unsicheren Situation groß geworden, und das prägt ihren Charakter als suchend, taktierend. Ich nenne sie manchmal ein bisschen zugespitzt: Egotaktiker."
Vertreter der Generation Y treten anspruchsvoller und gleichzeitig geräuschloser auf als die vorhergehenden Generationen es tuen, erklärt Hurrelmann. Aus gutem Grund: Die jungen Leute haben die Demografie auf ihrer Seite. Das heißt, sie werden die wenigen Gutausgebildeten sein, wenn Fachkräfte wie Ingenieure, Mediziner und Krankenpfleger in Massen fehlen. Das wird laut Statistischem Bundesamt spätestens im Jahr 2035 der Fall sein, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er das Rentenalter erreichen. Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter wird dann um neun oder zehn Millionen geringer sein als heute. Dann ist die Stunde der Generation Y angebrochen, glaubt Klaus Hurrelmann, der Mitherausgeber der Shell-Jugendstudie ist:
"Wir merken in den letzten zwei, drei Jahren, dass diese Generation Y in Deutschland nicht nur pragmatische Züge hat, sondern immer stärker auch optimistische Komponenten in ihre Haltung hineinbringt. Das lässt sich nur zurückführen darauf, dass sie intuitiv ahnt: Unsere Chancen werden besser."
Viele, vor allem etablierte Unternehmen beobachten die neue Generation aufmerksam. Denn nicht jedes Unternehmen, wie etwa das Berliner-Start-up Sponsorpay, wird mit der Generation Y groß. Im Gegenteil - das Gros der Betriebe muss sich erst noch auf den anspruchsvollen Nachwuchs einstellen und an ihn gewöhnen.
Ein immenser Würfel aus Glas entlang der Kölner Rheinpromenade. Der Eingang: eine gläserne Schiebetür. Dahinter: noch mehr Türen aus Glas. Sie führen in die Kölner Niederlassung von PricewaterhouseCoopers – kurz PwC der größten Wirtschaftsberatungsgesellschaft weltweit.
"Wenn es denn diese Generation wirklich gibt - und wir haben schon den Eindruck, dass es sie gibt - sind wir als PwC auch in besonderer Weise – in Anführungszeichen – 'betroffen'. Ein ganz erheblicher Teil unserer Mitarbeiter ist nach 1980 geboren, sodass wir die Effekte mehr als deutlich spüren."
Ein ganz erheblicher Teil, das heißt, zwei Drittel aller PwCler sind nach 1980 geboren, sagt Stefan Bießenecker, der Unternehmenssprecher. Er sitzt in einem kleinen Konferenzraum - weiße Wände, grauer Teppich, schwarze Stühle, Panoramafenster. Kürzlich erst hat PwC eine Studie unter den Mitarbeitern durchgeführt, um die Generation Y besser zu verstehen und reagiert etwas anders als der Berliner Start-up-Betrieb: Statt von Work-Life-Balance spricht das Kölner Unternehmen von Work-Life-Choice. Das heißt: Nach dem Arbeitstag folgt nicht automatisch der Feierabend, sondern Arbeit und Freizeit sind flexibel. Jeder kann also arbeiten, wo er will und wann er will.
Tatsächlich stellt man sich das Großraumbüro einer global agierenden Wirtschaftsberatungsgesellschaft an einem Werktag deutlich voller und lauter vor. Doch Arbeitsplätze werden übers Firmennetz gebucht. Auf jedem Schreibtisch steht das gleiche Equipment. Und praktisch kein Mitarbeiter hat mehr sein eigenes Büro. Darauf würden die Berufseinsteiger auch gar keinen Wert legen, weiß Bießenecker aus den Vorstellungsgesprächen.
"Das Karottenprinzip, also immer fleißig schaffen und sich dann langsam voran tasten, das hätte ausgedient. Mit so einem Karriere-Modell könnte man heute bei der Generation Y nicht mehr punkten. Man müsste heute sehr viel flexibler, sehr viel individueller, klarer ausgerichtet auf die individuelle Förderung, Karriere-Modelle anbieten."
Um dem Wunsch nach individuellen Lebensentwürfen ihrer Berufsanfänger entsprechen zu können, bieten immer mehr Großunternehmen sogenannte Sabbaticals, also verschiedene Formen von Teilzeitarbeit, an. Wenn die Angestellten für mehrere Monate auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten, können sie eine bezahlte Auszeit von bis zu zwölf Monaten nehmen.
"Für mich persönlich spielt beides eine wichtige Rolle. Mir ist meine Freizeit sehr wichtig, aber mir macht mein Job halt auch Spaß. Deswegen muss da auch eine gewisse Ausgewogenheit vorhanden sein."
Sagt die 24-jährige Christin Schmitz selbstbewusst. Sie trägt schwarzen Hosenanzug und ein elegantes Brillenmodell. Zielstrebig nennt sie sich: Abitur, BWL-Studium, Einstieg bei PwC, als nächstes plant sie ihren Abschluss als Wirtschaftsprüferin. Das "Danach", wie sie es nennt, hält sie sich bewusst offen. Christin Schmitz‘ Berufsplanung deckt sich mit dem Ergebnis der internen PwC-Studie: Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, im gesamten Berufsleben zwei bis fünf Arbeitgeber zu haben.
"Ich glaube, es ist kein Geheimnis, dass viele Kollegen das durchaus als Sprungbrett wahrnehmen. Wenn es mir hier gefällt, sehe ich keinen Grund zu wechseln. Natürlich müssen dann auch einfach die Voraussetzungen einfach gegeben sein, die ich sozusagen an den Arbeitgeber stelle."
Eine dieser Voraussetzungen hat Christin Schmitz schon deutlich im Einstellungsgespräch formuliert: Sie will international arbeiten. Jetzt betreut sie Klienten im Ausland und ist viel unterwegs. Ob sie an Familie, vielleicht an Mann, an Kinder denkt. Die 24jährige zögert nur kurz.
"Ja! [Lacht laut] Ich glaub‘, da habe ich noch ein bisschen Zeit, aber hier bei PwC gibt’s die Möglichkeit auch beispielsweise einfach halbtags zu arbeiten, und entsprechende Kitas werden eingerichtet in immer mehr Niederlassungen. Von daher sehe ich da keinen Konflikt."
Neben Christin Schmitz sitzt der Unternehmenssprecher und lacht. Stefan Bießenecker weiß nur zu gut, die junge Frau kann pokern. Denn sie ist – wie viele PwCler ihrer Generation - extrem gut ausgebildet, also qualifiziert. Deshalb können es sich die jungen Leute erlauben, von ihrem Arbeitgeber mehr zu fordern. Oder einfach zu kündigen, wenn ihnen die Arbeitsbedingungen nicht mehr zusagen. Im Klartext: Die Generation Y kann dem Arbeitgeber sogar die Bedingungen diktieren. Holger Koch, Leiter des Berliner Trendence Instituts weiß aus Studien mit Berufseinsteigern, dass sich das Verhältnis von Arbeitgebern und -nehmern im vergangenen Jahrzehnt gewandelt hat:
"Das Versprechen eines Arbeitgebers ist nicht mehr: 'Du wirst hier 40 Jahre einen Job haben'. Man stellt sich durchaus darauf ein, dass es unterschiedliche Phasen geben wird im Leben. Nicht nur unterschiedliche Arbeitgeber, sondern auch Phasen, in denen man keine Festanstellung hat und auf Projektbasis arbeitet."
Nur jeder fünfte Berufsanfänger glaubt der Studie zufolge, dass sich eine Auszeit – zum Beispiel für die Familie – negativ auf die Karriere auswirken wird. Und noch in einem weiteren Punkt unterscheidet sich die Generation Y von ihren Vorgängern: Materielle Werte stehen nicht mehr an erster Stelle:
"Work-Life-Balance ist ein Punkt, der relativ weit oben angesiedelt ist. Das Gehalt kommt dann weiter unten, was im Umkehrschluss nicht heißt, dass die junge Generation bereit ist, für wenig Geld zu arbeiten. Da kommen wir wieder zum Selbstbewusstsein, die sind sich durchaus bewusst, was man verlangen kann."
-Materialistisch und postmaterialistisch, pragmatisch und optimistisch.
- Die Generation Y will Sinnstiftung statt Reichtum - aber trotzdem gut verdienen.
- Erleben statt Haben – aber das möglichst teuer.
- Diese Generation muss sich nicht mit den Grenzen, sondern mit der Grenzenlosigkeit auseinandersetzen:
"Unsere Eltern kiffen mehr als wir, wie soll man rebellieren, egal wo wir hinkommen, unsere Eltern waren schon immer da, wir sind geboren im falschen Jahrzehnt und sitzen am Feuer und hören zu, was die Dinos erzählen."
"Ich glaube, dass diese Generation Y eine akademikerzentrierte Diskussion ist."
Oliver Stettes ist Leiter des Kompetenzfeldes Arbeitsmarkt und Personalökonomik am arbeitgebernahen Kölner Institut der deutschen Wirtschaft. Werner Eichhorst vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit geht noch einen Schritt weiter:
"Wenn man mal salopp formuliert, ist das vielleicht ein Luxusproblem. Gerade für die, die aus einem guten Elternhaus kommen, die eine gute Ausbildung genossen haben und dann auch was studiert haben, was auch auf dem Arbeitsmarkt sehr gut nachgefragt ist. Für andere, da geht’s erst mal darum, überhaupt Fuß zu fassen auf dem Arbeitsmarkt, bevor man anfängt sich über "Work-Life-Balance Gedanken zu machen."
Auch wenn ein fester Job gefunden ist, sei die Arbeitswelt einer vermeintlichen Generation Y nicht so bunt, wie sie häufig gezeichnet wird, glaubt Oliver Stettes:
"Wir müssen uns bewusst sein, dass, sagen wir mal, nach dem Motto, in Zukunft arbeitet jeder am Laptop irgendwie im Café oder im Park – das ist natürlich nur eine Realität für wenige. Also, in den Statistiken, wie wir sie in der Regel benutzen, da findet man in dem Sinne keine Generation Y."
Die Ökonomen sind sich einig: Die Generation Y gibt es nicht. Die Statistiken zwingen eigentlich dazu, das Gerede von einer einheitlichen Generation zu verwerfen. So schlage sich der vermeintliche Wunsch nach beruflicher Freiheit beispielsweise nicht in einem statistischen Anstieg der Freiberuflichkeit nieder, erklärt der Experte vom Institut der deutschen Wirtschaft:
"Und zwar aus dem ganz einfachen Grund, weil wir nicht davon sprechen können, dass die jüngere Generation mit mehr Mut oder verstärkt irgendwie selbstständig wird, als das vergangene Generationen getan haben."
Beide Wissenschaftler sind sich ferner einig: Wenn es ein Kennzeichen dieser Generation gibt, dann jenes, dass sie am allerwenigsten als eine Generation bezeichnet werden kann. Denn noch nie seien die Lebensläufe der Mittzwanziger so bunt gewesen:
"Die sehr stark strukturierende Wirkung des Bildungssystems zeigt, dass eher die Unterschiede innerhalb der Generationen zunehmen werden. Weil einfach die Spreizung beispielsweise der Löhne und auch der Chancen eine dauerhafte Anstellung zu bekommen, halt deutlich unterschiedlicher sind als früher."
Wer eigentlich spricht also von der Generation Y?
"Spaß, Selbstverwirklichung, Yoga - Generation Y krempelt Arbeitsmarkt um."
Meldete die Tagesschau.
""Lieber frei, statt Quälerei? - Die Generation Y."
So betitelte SWR2 eine Sendung zum Thema.
"Die Generation der Umdiedreißigjährigen könnte man durchaus als Generation Pippi bezeichnen. Denn diese Generation macht sich die Welt, widdewidde, wie sie ihr gefällt."
Hieß es in der Wochenzeitung "Die Zeit".
"- Freizeit als Statussymbol
– Die Generation Y macht Personalchefs Angst.
Generation Y: Work-Life-Balance? Typisch Deutsch"
Titelte die FAZ, die in allein diesem Jahr schon fast 30 Mal die Generation Y zum Thema gemacht hat.
Mit der letztgenannten Überschrift trifft die FAZ allerdings genau den Punkt, meint Werner Eichhorst vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit. Die Diskussion über Work-Life-Balance – den Einklang zwischen Arbeits- und Privatleben - sei "typisch deutsch".
"Das kann man natürlich am besten, wenn aus einer Situation der Stärke heraus argumentiert, wo es eben nicht primär erst mal darum geht, überhaupt die materielle Existenz zu sichern. Das unterscheidet Deutschland und nun gerade auch die Akademiker, die jungen Akademiker in Deutschland sehr stark von denen in Spanien oder in Italien."
In Spanien ist es die Generation der "Mileurista" eine Wortschöpfung, die sich auf die jungen, gut ausgebildeten Spanier bezieht, die für weniger als 1000 Euro im Monat jobben. In Italien ist die Rede von der "Generation 30 Prozent", weil 30 Prozent der jungen Menschen ohne Arbeit sind. Und in Frankreich nennt man das junge, gut ausgebildete Prekariat: die Empörten.
Die Generationen-Debatte in Deutschland, sie ist eine Wohlstandsdebatte. Aber, um noch einmal die Wochenzeitung "Die Zeit" zu zitieren:
Die junge Generation kann sich den Arbeitsmarkt auch nicht herbeizaubern, widdewidde, wie er ihr gefällt.
"Das heißt also mit anderen Worten, wer nur Teilzeit arbeiten möchte Zeit seines Lebens, muss damit rechnen, dass er oder sie nicht im Vorstand eines Großunternehmens landet. Wenn in einer Generation Y die Vorstellung existieren sollte, man könnte mit wenig Leistung irgendwo Karriere machen, dann wird man da ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt."
Die Diskussion über die Generation Y ist eine, die sich die Deutschen leisten können, von der sie aber auch lernen können. Dann nämlich, wenn die wenigen Gutqualifizierten mit ihren Ansprüchen auf Unternehmenskulturen treffen, die noch stark von den Baby-Boomer-Jahrgängen geprägt sind.
"Weil wir einfach weniger Erwerbspersonen haben, weil wir die sozusagen pfleglicher behandeln müssen, um sie bei der Stange zu halten, um sie fit zu halten und produktiv. Und das geht halt nicht, wenn man auf kurzfristigen Verschleiß und Überarbeitung abhebt. Wenn irgendetwas von dieser Generation Y gelernt werden kann, dann ist es vielleicht darüber nachzudenken, wie wir diese Bedingungen verbessern."
Einige Unternehmen - wie das Berliner Start-up Sponsorpay – haben sich schon von Anfang an auf die Bedürfnisse der jungen Generation eingestellt. Traditionellere Unternehmen haben diese Aufgabe noch vor sich. Sponsorpay-Mitarbeiter Ben verlässt gegen 20 Uhr das Büro, um mit seinen Kollegen zu einem Fußballmatch zu gehen. Auf dem Weg nach draußen gibt er zu bedenken:
"Ich bin mir ziemlich sicher und hoffe auch, dass es so ist, dass man die Vielfalt am meisten schätzen sollte und darauf fokussieren sollte und nicht versuchen sollte, uns alle in eine Gruppe zu schmeißen."
Sie haben in den letzten drei Jahren mindestens einmal Ihren Arbeitgeber gewechselt?
Statt einer Gehaltserhöhung fordern Sie von Ihrem Arbeitgeber mehr Urlaub?
Sie haben diesen Test schon auf Facebook geliked?
Wenn Sie mehr als drei dieser Fragen mit Ja beantwortet haben, gehören Sie wahrscheinlich zur "Generation Y".
"Das ist meine Kollegin, die fragt, was ich mache. Hello? I’m at work."
19 Uhr. Büro des Start-ups Sponsorpay – Berlin Mitte. Ben Jeger spielt mit einem Kollegen Fußball auf der Video-Spielkonsole X-Box.
Die beiden haben es sich in einem großen Glaskasten auf einem durchgesessenen Sofa bequem gemacht. Gegenüber auf einer Leinwand laufen animierte Fußballspieler hin und her. Nebenan in der Küchenzeile hat ihnen ihr Chef einen Karton mit frischen Äpfeln und Bananen hingestellt, dazu Orangensäfte und einen Kasten Bier.
Der Glaskasten steht mitten in einem Großraumbüro. Hier arbeiten sieben Teams an Vierertischen. Die meisten Mitarbeiter sind jung, unter 30 Jahre alt. Fast alle haben an ihrem Platz zusätzlich zum Computerbildschirm noch einen Laptop aufgestellt; einige hören mit Kopfhörern Musik. Auf den Tischen wehen Miniaturflaggen im Wind der Ventilatoren. Jeder der Anwesenden zeigt so, wo er ursprünglich herkommt: Portugal, Ukraine, China, Kolumbien, Italien … auch zwei, drei deutsche Fahnen sind hinten im Raum zu sehen. Eine davon gehört Ben, der auch israelische und englische Wurzeln hat. Als sogenannter "Head of Mobile Advertiser Relations", also als Verantwortlicher für die mobile Werbung, zählt der 30-Jährige zu den erfahrensten Mitarbeitern von Sponsorpay.
"Ich bin seit zwei Jahren jetzt hier bei Sponsorpay, was in unserer vierjährigen Unternehmensgeschichte eine halbe Ewigkeit ist."
Das auch weltweit erfolgreiche Start-up-Unternehmen hat sich vor vier Jahren auch in Berlin niedergelassen. Das Geschäftsmodell: Lösungen finden. Dabei geht es darum, wie Werbung im Internet clever platziert werden kann. Ben will bei Sponsorpay so viele Erfahrungen wie möglich sammeln, denn er plant schon bald, sein eigenes Start-up zu gründen.
"Ich kann mir schon vorstellen, dass ich in zwei Jahren nicht mehr hier bin, und das ist auch ein großer Unterschied zu einem klassischen Unternehmen. Es wird hier nicht erwartet, dass jemand hier Karriere macht und in Rente geht."
Hier tätig zu sein – heißt: nicht lebenslang, aber intensiv zu arbeiten, erzählt Ben.
"Als Allererstes brauche ich interessante Aufgaben. Dann will ich auch mit interessanten, intelligenten Menschen zusammenarbeiten."
Der monatliche Gehaltsscheck scheint dabei nebensächlich:
"Ich kann mich fast von dem Obst und von den Getränken hier ernähren, aber nicht ganz. Also doch, Geld ist auch wichtig. Aber für die meisten, und für mich auch, ist am Anfang das, was man lernen kann und wie man weiterkommen kann entscheidender als Gehalt."
Wirklich entspannen, wie beim abendlichen Fußballspiel am Computer, kann Ben selten: Meistens geht er nicht vor 20 Uhr nach Hause. Und auch dann arbeitet er auf seinem Smartphone weiter.
"Ich hab mein Handy immer dabei und sollte irgendein Werbepartner bei mir anrufen wollen, damit ich etwas teste oder checke, dann bin ich erreichbar. Das ist einfach ein Teil unserer Einstellung."
Aufgewachsen in einer globalisierten Welt, international ausgebildet und vernetzt, technikaffin und flexibel – seit einigen Jahren drängt eine neue Generation auf den Arbeitsmarkt. Eine Generation, die anders tickt als jede zuvor. Soziologen haben ihr den Begriff "Generation Y" verpasst. Es ist die Generation der heute 20- bis 30-Jährigen, die in wirtschaftlich unsicheren Zeiten aufgewachsen sind. Während die so genannte "Generation Golf" noch im Wohlstand der 1960er und 70er-Jahre groß geworden ist, stellen die heutigen Berufseinsteiger vor allem im Arbeitsleben vieles infrage, was ihre Vorgänger als gegeben angesehen haben. Dabei treten die Jungen selbstbewusster und fordernder auf, beobachtet der Jugendforscher Klaus Hurrelmann. Er zählt seit 1945 drei Generationen in Deutschland:
"Die Nachkriegsgeneration hat den Namen skeptische Generation, weil sie nüchtern, ohne jede Ideologie anpacken muss und Deutschland wieder aufbauen muss. Die Wirtschaftswundergeneration, die sogenannte Generation Golf, hat nur erlebt, dass es wirtschaftlich nur aufwärtsgeht, entsprechend hat sie sich orientiert an Freiheitswerten, an Selbstbestimmungswerten. Und die heutige junge Generation, Generation Y, sie ist in einer unsicheren Situation groß geworden, und das prägt ihren Charakter als suchend, taktierend. Ich nenne sie manchmal ein bisschen zugespitzt: Egotaktiker."
Vertreter der Generation Y treten anspruchsvoller und gleichzeitig geräuschloser auf als die vorhergehenden Generationen es tuen, erklärt Hurrelmann. Aus gutem Grund: Die jungen Leute haben die Demografie auf ihrer Seite. Das heißt, sie werden die wenigen Gutausgebildeten sein, wenn Fachkräfte wie Ingenieure, Mediziner und Krankenpfleger in Massen fehlen. Das wird laut Statistischem Bundesamt spätestens im Jahr 2035 der Fall sein, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er das Rentenalter erreichen. Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter wird dann um neun oder zehn Millionen geringer sein als heute. Dann ist die Stunde der Generation Y angebrochen, glaubt Klaus Hurrelmann, der Mitherausgeber der Shell-Jugendstudie ist:
"Wir merken in den letzten zwei, drei Jahren, dass diese Generation Y in Deutschland nicht nur pragmatische Züge hat, sondern immer stärker auch optimistische Komponenten in ihre Haltung hineinbringt. Das lässt sich nur zurückführen darauf, dass sie intuitiv ahnt: Unsere Chancen werden besser."
Viele, vor allem etablierte Unternehmen beobachten die neue Generation aufmerksam. Denn nicht jedes Unternehmen, wie etwa das Berliner-Start-up Sponsorpay, wird mit der Generation Y groß. Im Gegenteil - das Gros der Betriebe muss sich erst noch auf den anspruchsvollen Nachwuchs einstellen und an ihn gewöhnen.
Ein immenser Würfel aus Glas entlang der Kölner Rheinpromenade. Der Eingang: eine gläserne Schiebetür. Dahinter: noch mehr Türen aus Glas. Sie führen in die Kölner Niederlassung von PricewaterhouseCoopers – kurz PwC der größten Wirtschaftsberatungsgesellschaft weltweit.
"Wenn es denn diese Generation wirklich gibt - und wir haben schon den Eindruck, dass es sie gibt - sind wir als PwC auch in besonderer Weise – in Anführungszeichen – 'betroffen'. Ein ganz erheblicher Teil unserer Mitarbeiter ist nach 1980 geboren, sodass wir die Effekte mehr als deutlich spüren."
Ein ganz erheblicher Teil, das heißt, zwei Drittel aller PwCler sind nach 1980 geboren, sagt Stefan Bießenecker, der Unternehmenssprecher. Er sitzt in einem kleinen Konferenzraum - weiße Wände, grauer Teppich, schwarze Stühle, Panoramafenster. Kürzlich erst hat PwC eine Studie unter den Mitarbeitern durchgeführt, um die Generation Y besser zu verstehen und reagiert etwas anders als der Berliner Start-up-Betrieb: Statt von Work-Life-Balance spricht das Kölner Unternehmen von Work-Life-Choice. Das heißt: Nach dem Arbeitstag folgt nicht automatisch der Feierabend, sondern Arbeit und Freizeit sind flexibel. Jeder kann also arbeiten, wo er will und wann er will.
Tatsächlich stellt man sich das Großraumbüro einer global agierenden Wirtschaftsberatungsgesellschaft an einem Werktag deutlich voller und lauter vor. Doch Arbeitsplätze werden übers Firmennetz gebucht. Auf jedem Schreibtisch steht das gleiche Equipment. Und praktisch kein Mitarbeiter hat mehr sein eigenes Büro. Darauf würden die Berufseinsteiger auch gar keinen Wert legen, weiß Bießenecker aus den Vorstellungsgesprächen.
"Das Karottenprinzip, also immer fleißig schaffen und sich dann langsam voran tasten, das hätte ausgedient. Mit so einem Karriere-Modell könnte man heute bei der Generation Y nicht mehr punkten. Man müsste heute sehr viel flexibler, sehr viel individueller, klarer ausgerichtet auf die individuelle Förderung, Karriere-Modelle anbieten."
Um dem Wunsch nach individuellen Lebensentwürfen ihrer Berufsanfänger entsprechen zu können, bieten immer mehr Großunternehmen sogenannte Sabbaticals, also verschiedene Formen von Teilzeitarbeit, an. Wenn die Angestellten für mehrere Monate auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten, können sie eine bezahlte Auszeit von bis zu zwölf Monaten nehmen.
"Für mich persönlich spielt beides eine wichtige Rolle. Mir ist meine Freizeit sehr wichtig, aber mir macht mein Job halt auch Spaß. Deswegen muss da auch eine gewisse Ausgewogenheit vorhanden sein."
Sagt die 24-jährige Christin Schmitz selbstbewusst. Sie trägt schwarzen Hosenanzug und ein elegantes Brillenmodell. Zielstrebig nennt sie sich: Abitur, BWL-Studium, Einstieg bei PwC, als nächstes plant sie ihren Abschluss als Wirtschaftsprüferin. Das "Danach", wie sie es nennt, hält sie sich bewusst offen. Christin Schmitz‘ Berufsplanung deckt sich mit dem Ergebnis der internen PwC-Studie: Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, im gesamten Berufsleben zwei bis fünf Arbeitgeber zu haben.
"Ich glaube, es ist kein Geheimnis, dass viele Kollegen das durchaus als Sprungbrett wahrnehmen. Wenn es mir hier gefällt, sehe ich keinen Grund zu wechseln. Natürlich müssen dann auch einfach die Voraussetzungen einfach gegeben sein, die ich sozusagen an den Arbeitgeber stelle."
Eine dieser Voraussetzungen hat Christin Schmitz schon deutlich im Einstellungsgespräch formuliert: Sie will international arbeiten. Jetzt betreut sie Klienten im Ausland und ist viel unterwegs. Ob sie an Familie, vielleicht an Mann, an Kinder denkt. Die 24jährige zögert nur kurz.
"Ja! [Lacht laut] Ich glaub‘, da habe ich noch ein bisschen Zeit, aber hier bei PwC gibt’s die Möglichkeit auch beispielsweise einfach halbtags zu arbeiten, und entsprechende Kitas werden eingerichtet in immer mehr Niederlassungen. Von daher sehe ich da keinen Konflikt."
Neben Christin Schmitz sitzt der Unternehmenssprecher und lacht. Stefan Bießenecker weiß nur zu gut, die junge Frau kann pokern. Denn sie ist – wie viele PwCler ihrer Generation - extrem gut ausgebildet, also qualifiziert. Deshalb können es sich die jungen Leute erlauben, von ihrem Arbeitgeber mehr zu fordern. Oder einfach zu kündigen, wenn ihnen die Arbeitsbedingungen nicht mehr zusagen. Im Klartext: Die Generation Y kann dem Arbeitgeber sogar die Bedingungen diktieren. Holger Koch, Leiter des Berliner Trendence Instituts weiß aus Studien mit Berufseinsteigern, dass sich das Verhältnis von Arbeitgebern und -nehmern im vergangenen Jahrzehnt gewandelt hat:
"Das Versprechen eines Arbeitgebers ist nicht mehr: 'Du wirst hier 40 Jahre einen Job haben'. Man stellt sich durchaus darauf ein, dass es unterschiedliche Phasen geben wird im Leben. Nicht nur unterschiedliche Arbeitgeber, sondern auch Phasen, in denen man keine Festanstellung hat und auf Projektbasis arbeitet."
Nur jeder fünfte Berufsanfänger glaubt der Studie zufolge, dass sich eine Auszeit – zum Beispiel für die Familie – negativ auf die Karriere auswirken wird. Und noch in einem weiteren Punkt unterscheidet sich die Generation Y von ihren Vorgängern: Materielle Werte stehen nicht mehr an erster Stelle:
"Work-Life-Balance ist ein Punkt, der relativ weit oben angesiedelt ist. Das Gehalt kommt dann weiter unten, was im Umkehrschluss nicht heißt, dass die junge Generation bereit ist, für wenig Geld zu arbeiten. Da kommen wir wieder zum Selbstbewusstsein, die sind sich durchaus bewusst, was man verlangen kann."
-Materialistisch und postmaterialistisch, pragmatisch und optimistisch.
- Die Generation Y will Sinnstiftung statt Reichtum - aber trotzdem gut verdienen.
- Erleben statt Haben – aber das möglichst teuer.
- Diese Generation muss sich nicht mit den Grenzen, sondern mit der Grenzenlosigkeit auseinandersetzen:
"Unsere Eltern kiffen mehr als wir, wie soll man rebellieren, egal wo wir hinkommen, unsere Eltern waren schon immer da, wir sind geboren im falschen Jahrzehnt und sitzen am Feuer und hören zu, was die Dinos erzählen."
"Ich glaube, dass diese Generation Y eine akademikerzentrierte Diskussion ist."
Oliver Stettes ist Leiter des Kompetenzfeldes Arbeitsmarkt und Personalökonomik am arbeitgebernahen Kölner Institut der deutschen Wirtschaft. Werner Eichhorst vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit geht noch einen Schritt weiter:
"Wenn man mal salopp formuliert, ist das vielleicht ein Luxusproblem. Gerade für die, die aus einem guten Elternhaus kommen, die eine gute Ausbildung genossen haben und dann auch was studiert haben, was auch auf dem Arbeitsmarkt sehr gut nachgefragt ist. Für andere, da geht’s erst mal darum, überhaupt Fuß zu fassen auf dem Arbeitsmarkt, bevor man anfängt sich über "Work-Life-Balance Gedanken zu machen."
Auch wenn ein fester Job gefunden ist, sei die Arbeitswelt einer vermeintlichen Generation Y nicht so bunt, wie sie häufig gezeichnet wird, glaubt Oliver Stettes:
"Wir müssen uns bewusst sein, dass, sagen wir mal, nach dem Motto, in Zukunft arbeitet jeder am Laptop irgendwie im Café oder im Park – das ist natürlich nur eine Realität für wenige. Also, in den Statistiken, wie wir sie in der Regel benutzen, da findet man in dem Sinne keine Generation Y."
Die Ökonomen sind sich einig: Die Generation Y gibt es nicht. Die Statistiken zwingen eigentlich dazu, das Gerede von einer einheitlichen Generation zu verwerfen. So schlage sich der vermeintliche Wunsch nach beruflicher Freiheit beispielsweise nicht in einem statistischen Anstieg der Freiberuflichkeit nieder, erklärt der Experte vom Institut der deutschen Wirtschaft:
"Und zwar aus dem ganz einfachen Grund, weil wir nicht davon sprechen können, dass die jüngere Generation mit mehr Mut oder verstärkt irgendwie selbstständig wird, als das vergangene Generationen getan haben."
Beide Wissenschaftler sind sich ferner einig: Wenn es ein Kennzeichen dieser Generation gibt, dann jenes, dass sie am allerwenigsten als eine Generation bezeichnet werden kann. Denn noch nie seien die Lebensläufe der Mittzwanziger so bunt gewesen:
"Die sehr stark strukturierende Wirkung des Bildungssystems zeigt, dass eher die Unterschiede innerhalb der Generationen zunehmen werden. Weil einfach die Spreizung beispielsweise der Löhne und auch der Chancen eine dauerhafte Anstellung zu bekommen, halt deutlich unterschiedlicher sind als früher."
Wer eigentlich spricht also von der Generation Y?
"Spaß, Selbstverwirklichung, Yoga - Generation Y krempelt Arbeitsmarkt um."
Meldete die Tagesschau.
""Lieber frei, statt Quälerei? - Die Generation Y."
So betitelte SWR2 eine Sendung zum Thema.
"Die Generation der Umdiedreißigjährigen könnte man durchaus als Generation Pippi bezeichnen. Denn diese Generation macht sich die Welt, widdewidde, wie sie ihr gefällt."
Hieß es in der Wochenzeitung "Die Zeit".
"- Freizeit als Statussymbol
– Die Generation Y macht Personalchefs Angst.
Generation Y: Work-Life-Balance? Typisch Deutsch"
Titelte die FAZ, die in allein diesem Jahr schon fast 30 Mal die Generation Y zum Thema gemacht hat.
Mit der letztgenannten Überschrift trifft die FAZ allerdings genau den Punkt, meint Werner Eichhorst vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit. Die Diskussion über Work-Life-Balance – den Einklang zwischen Arbeits- und Privatleben - sei "typisch deutsch".
"Das kann man natürlich am besten, wenn aus einer Situation der Stärke heraus argumentiert, wo es eben nicht primär erst mal darum geht, überhaupt die materielle Existenz zu sichern. Das unterscheidet Deutschland und nun gerade auch die Akademiker, die jungen Akademiker in Deutschland sehr stark von denen in Spanien oder in Italien."
In Spanien ist es die Generation der "Mileurista" eine Wortschöpfung, die sich auf die jungen, gut ausgebildeten Spanier bezieht, die für weniger als 1000 Euro im Monat jobben. In Italien ist die Rede von der "Generation 30 Prozent", weil 30 Prozent der jungen Menschen ohne Arbeit sind. Und in Frankreich nennt man das junge, gut ausgebildete Prekariat: die Empörten.
Die Generationen-Debatte in Deutschland, sie ist eine Wohlstandsdebatte. Aber, um noch einmal die Wochenzeitung "Die Zeit" zu zitieren:
Die junge Generation kann sich den Arbeitsmarkt auch nicht herbeizaubern, widdewidde, wie er ihr gefällt.
"Das heißt also mit anderen Worten, wer nur Teilzeit arbeiten möchte Zeit seines Lebens, muss damit rechnen, dass er oder sie nicht im Vorstand eines Großunternehmens landet. Wenn in einer Generation Y die Vorstellung existieren sollte, man könnte mit wenig Leistung irgendwo Karriere machen, dann wird man da ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt."
Die Diskussion über die Generation Y ist eine, die sich die Deutschen leisten können, von der sie aber auch lernen können. Dann nämlich, wenn die wenigen Gutqualifizierten mit ihren Ansprüchen auf Unternehmenskulturen treffen, die noch stark von den Baby-Boomer-Jahrgängen geprägt sind.
"Weil wir einfach weniger Erwerbspersonen haben, weil wir die sozusagen pfleglicher behandeln müssen, um sie bei der Stange zu halten, um sie fit zu halten und produktiv. Und das geht halt nicht, wenn man auf kurzfristigen Verschleiß und Überarbeitung abhebt. Wenn irgendetwas von dieser Generation Y gelernt werden kann, dann ist es vielleicht darüber nachzudenken, wie wir diese Bedingungen verbessern."
Einige Unternehmen - wie das Berliner Start-up Sponsorpay – haben sich schon von Anfang an auf die Bedürfnisse der jungen Generation eingestellt. Traditionellere Unternehmen haben diese Aufgabe noch vor sich. Sponsorpay-Mitarbeiter Ben verlässt gegen 20 Uhr das Büro, um mit seinen Kollegen zu einem Fußballmatch zu gehen. Auf dem Weg nach draußen gibt er zu bedenken:
"Ich bin mir ziemlich sicher und hoffe auch, dass es so ist, dass man die Vielfalt am meisten schätzen sollte und darauf fokussieren sollte und nicht versuchen sollte, uns alle in eine Gruppe zu schmeißen."