Das kleine Vereinshaus des Bremer Presseclubs ist voll. Die Diskussion zwischen Hochschulrektorin, einer Journalistik-Studierenden, einem erfahrenen Journalisten im Ruhestand und der Landesvorsitzenden des Deutschen Journalisten Verbandes ist gut besucht: Vor allem Studierende sind gekommen, aber auch regionale Medien-Vertreter. Es geht um den Studiengang "Journalistik", den sich die Hochschule Bremen nicht länger leisten kann. Karin Luckey, Rektorin der Hochschule:
"Das ist ein wichtiger Studiengang, der es ermöglicht, international Journalismus zu studieren, der es ermöglicht, jungen Menschen, die eben nicht Abitur haben, den Zugang zum Journalismus zu eröffnen, was wir für sehr wichtig halten und der der Profil hat, sehr praxis- und anwendungsorientiert auszubilden."
Und trotzdem soll die "Internationale Journalistik" auslaufen. Eine zeitgemäße Ausbildung - Journalismus zwischen Papier, Radio, Kamera, Internet und Smartphone - kann sich die Hochschule einfach nicht mehr leisten, sagt die Rektorin. Lisa Mahnke, Studierende kurz vor dem Abschluss, protestiert gegen solche Argumente. Ein Journalistik-Studiengang mehr oder weniger in Deutschland - vielleicht kein GANZ großes Drama, aber:
"Letztendlich muss einfach die qualitative Ausbildung von fähigen Journalisten gefördert werden. Und ich glaube, das ist jetzt hier wieder ein Rückschritt; genau das, was jetzt hier in Bremen passiert. Denn in Zeiten von Pegida und "Lügenpresse" und "Charlie Hebdo" ist es umso wichtiger, dass man fähige Journalisten ausbildet, die einfach auch den medientheoretischen Teil im Hinterkopf haben und auch den medienpraktischen Teil im Hinterkopf haben. Und das kann man, glaube ich, nur an Hochschulen oder an Ausbildungsstätten machen, die beides anbieten."
Theo Schlüter war mehr als 40 Jahre lang Journalist. Er hat ein Volontariat bei einer Tageszeitung absolviert, danach Sozialwissenschaften studiert und nebenbei gearbeitet. Später hat ihn Radio Bremen angestellt, mehr als 35 Jahre lang war er dort Redakteur. Eine lineare Journalistik-Ausbildung findet er schwierig; schädlich für das journalistische Ethos.
"Weil ich meine, dass es genau im Journalistenberuf auch Leute geben muss, die vielleicht mal im Leben irgendwo gescheitert sind. Und nicht so: Schule, Hochschule und dann werde ich Redaktion und erkläre anderen Leuten die Welt. Ich glaube, so ein bisschen Wind um die Nase mit Scheitern irgendwo kann in einem Beruf, der für die Gesellschaft doch wichtig ist und der der Gesellschaft auch etwas über Gesellschaft erklären soll, nicht so schlecht sein."
Streichung Symbol für Vernachlässigung der Bildung?
Derzeit ist der journalistische Arbeitsmarkt äußert angespannt. Unbefristete Verträge sind Mangelware, freie Mitarbeit oder Zeitverträge die Regel. Keine Basis mehr für unabhängigen Journalismus, meint Schlüter.
"Wer immer, jeden Tag, darum bangen muss, dass er seinen Job verliert, weil er vielleicht zum Vorgesetzten frech war oder so - weil: dann nimmt er einen anderen. Da kann sich so was nicht entwickeln."
Ein Grund mehr, gut auszubilden, meint Regine Suling, Landesvorsitzende des Deutschen Journalisten Verbandes in Bremen. Sie bedauert die Sparmaßnahme der Hochschule und meint, dass der Senat sich diesen Schritt genau überlegen sollte.
"Die Bremer geben sich sehr gern weltoffen, und ich finde, wenn man so wichtige Studiengänge abschafft, wie es der Internationale Studiengang Journalistik ist - das strahlt ja auch aus. Die Absolventen, die hier abgeschlossen haben, arbeiten ja nicht nur in Bremen, sondern in der ganzen Bundesrepublik, sondern auch darüber hinaus. Die tragen ja auch das Bremer Image in die Welt. Und das verliert man natürlich ein Stück weit."
Nach Meinung der DJV-Landesvorsitzenden ist der Journalistik-Studiengang im Grunde ein Symptom. Und zwar dafür, dass Deutschlands wichtigstes Gut, die Bildung, vernachlässigt wird. Vielleicht war es Glück im Unglück, dass ausgerechnet der Studiengang Journalistik gestrichen werden soll. Andere Studierende hätten auf die prekäre Situation wohl weniger medienwirksam aufmerksam gemacht.