Majdi Bido ist Masterstudent im dritten Semester Wirtschaftsinformatik an der Universität Siegen. 2014 kam er als Flüchtling nach Deutschland. Er stammt aus Syrien, hat in seiner Heimat bei der UNO gearbeitet und dort an der Universität Aleppo bereits einen Bachelorabschluss in Betriebswirtschaftslehre gemacht. Damit war es für ihn kein Problem, hier einen Masterstudienplatz zu bekommen.
"Der Hochschulabschluss in Syrien ist anerkannt, die meisten Unis in Syrien sind als H plus bewertet, das heißt die haben das gleiche Niveau, wie hier in Deutschland, das heißt wenn man da einen Bachelorabschluss hat an einer anerkannten Hochschule, dann kann man weiter hier studieren."
7.000 Teilnehmer allein in DAAD-Kursen
Vorausgesetzt, die deutschen Sprachkenntnisse genügen den Ansprüchen, die für alle ausländischen Studierenden an den deutschen Unis verbindlich sind. Um geflüchteten Menschen den Zugang zum Studium bei uns zu ermöglichen, gibt es inzwischen an fast jeder deutschen Hochschule eine Fülle von Programmen und Hilfsangeboten, die die Interessierten auf das Studium vorbereiten sollen. Allein an den vom Deutschen Akademischen Austauschdienst geförderten Kursen haben seit Anfang vergangenen Jahres 7.000 Menschen teilgenommen, sagt Katharina Fourier vom DAAD.
"Es sind in erste Linie Sprachkurse, weil natürlich die Sprache die elementare Grundvoraussetzung ist, aber auch fachliche Vorbereitungskurse, also Propädeutika, insbesondere für die naturwissenschaftlichen Fächer."
Das Studium läuft anders in Deutschland
Finanziert werden diese Förderprogramme vom Bundesbildungsministerium, das Ende 2015 für die Integration von Geflüchteten 100 Millionen Euro für vier Jahre bereitgestellt hat. Drei Viertel der Teilnehmer sind Syrier, die übrigen kommen hauptsächlich aus Afghanistan, dem Iran und dem Irak. Ungefähr die Hälfte aller Absolventen der Programme hatte bereits Vorerfahrungen, war also bereits im Studium oder hatte bereits einen ersten Hochschulabschluss im Heimatland gemacht. Dass in Deutschland das Studium anders läuft, ist für viele ein Problem, sagt Majdi Bido.
"Das Hochschulsystem in Syrien war ganz gut auf der theoretischen Ebene, da hatten wir keine Labore, keine Praxis, da gab es keine Firmen, wo man Praktikum machen kann, das heißt, da lernt man auch nur Theorie. Ein großer Unterschied ist, dass man hier an den Hochschulen alles selber organisieren soll, das war bei uns nicht so. ich habe ein Semester verloren, um mich daran zu gewöhnen, wie die Veranstaltungen sind, wie ich die besuchen kann, was ich belegen kann, so habe ich viel Zeit verloren."
Unterstützung, aber keine Sonderbehandlung
Damit es anderen nicht genauso ergeht, berät er inzwischen Geflüchtete an der Universität Siegen. Auch an der Humboldt Universität Berlin gibt es Angebote: Beratungen in Arabisch und Farsi, eine Rechtshilfe für Geflüchtete und Migranten und ein Tandem-Programm, in dem Berliner Studierende den Geflüchteten gleicher Fachrichtung den Einstieg erleichtern. Ansonsten werden die Flüchtlinge behandelt wie alle anderen ausländischen Studierenden und auch nicht extra gezählt. Inse Böhmig von der HU Berlin weiß deshalb nicht, wie viele Flüchtlinge an ihrer Universität studieren. Sie bekommen sehr viel Unterstützung, aber keine Sonderbehandlung.
"Wenn Papiere fehlen, gibt es inzwischen ein festgelegtes Prozedere der Kultusministerkonferenz, wie damit umgegangen wird und wie auch Äquivalenzprüfungen stattfinden können und ansonsten ist es so, dass der Aufenthaltsstatus nicht Kriterium ist für die Aufnahme eines Studiums."
Eine Richtlinie, ob ein ausländischer Schulabschluss als Grundlage für ein Studium anerkannt wird, liefert eine Datenbank im Netz namens Anabin. Aber: jede Hochschule hat eigene Aufnahmebedingungen und einen Ermessenspielraum.
Der syrische Wirtschaftsinformatik-Student Majdi Bido will in drei Semestern seinen Abschluss machen.
"Ich wollte immer wieder zur UNO, das ist mein Ziel, das ist Plan A. Aber wenn es nicht klappt, ich bin auch froh, hier weiter zu arbeiten, vielleicht in einer Firma und später als Ziel vielleicht eine eigene Firma zu haben."