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Illegales Tropenholz
WWF erstattet Anzeige gegen Papierhändler

Einkaufen mit gutem Gewissen - dazu gehört für viele auch Papier ohne illegal gefälltes Tropenholz. Obwohl in der EU Anbieter die legale Herkunft ihrer Rohstoffe nachweisen müssen, hat die Umweltorganisation WWF nach eigenen Angaben illegale Tropenholz-Bestandteile in vielen Papierproben gefunden und Anzeige beim Bund erstattet.

Von Daniela Siebert |
    Regenwald auf Tasmanien
    Knapp 40 Prozent Tropenholzfasern haben die WWF-Prüfer in einigen der untersuchten Papierprodukten gefunden. (dpa / picture alliance / Chad Ehlers)
    Die Europäische Union hat dem WWF die Vorlage geliefert für seine Anzeigen. Denn 2013 hat die EU eine Holzhandelsverordnung verabschiedet, die in Deutschland – anders als in anderen EU-Staaten – auch schon umgesetzt wurde. Diese Holzhandelsverordnung ist ein kurioses Konstrukt, denn sie sieht vor, dass die holzverarbeitenden Firmen wissen sollen, dass ihr Rohstoff aus legalem Einschlag stammt.
    Aber nur wenn sie erstmals etwas in Verkehr bringen und nur bei bestimmten Produkten, etwa Notizbüchern und Taschenkalendern, nicht aber bei der Produktion von Zeitungen, Postkarten und Büchern. Der WWF nahm daher eine Probe von 144 Produkten aus dem Bereich Notizbücher, Papierblöcke und Taschenkalender und schickte sie ins Labor, um die Herkunft des verwendeten Holzes prüfen zu lassen.
    Das Ergebnis ist aus WWF-Sicht besorgniserregend. Er spricht von "schmutzigem Papierhandel". Daniel Müsgens:
    "Schmutziger Papierhandel"
    "Von den 144 Papierprodukten, die wir analysiert haben, waren 18 Prozent mit 'Mixed Tropical Hardwood'-Fasern. Innerhalb eines Produktes kann der Anteil von diesen Tropenholzfasern variieren, da haben wir bis zu knapp 40 Prozent Tropenholzfasern gefunden – das ist sehr viel – und selbst wenn nur 2-3 Prozent von diesem Produkt aus Tropenholzfasern bestehen, kann es ja, wenn sich das extrem gut verkauft, eine große Menge Tropenholz sein, die dafür abgeholzt wurde und auch potenziell aus Raubbau stammt."
    Damit haben die Papierwarenhändler Depesche, KiK, Iden, Bentino und Carstensen aus Sicht des WWF gegen ihre Sorgfaltspflicht verstoßen. Das ist juristisch zu verstehen:
    "Die Sorgfaltspflicht ist ein Teil der europäischen Holzhandelsverordnung: Ein Unternehmen, was in die Europäische Union importiert, muss dieser Sorgfaltspflicht nachkommen. Der Kern dieser Sorgfaltspflicht ist halt vor allem zu wissen, was sich in ihren Produkten befindet, und wenn ein wesentlicher Anteil dieser Produkte eben ein großer Mix an Tropenholzfasern ist, dessen genaue Spezifizierung nicht mehr möglich ist, dann kann man davon ausgehen, dass ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen wurde, das heißt, in dem Fall kann man wahrscheinlich Legalität für das Produkt nicht gewährleisten."
    Papierhändlern droht Bußgeld und Freiheitsstrafe
    Der WWF hat daher gegen die fünf Unternehmen Anzeige erstattet bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Bonn, die für die Einhaltung der Holzhandelsverordnung zuständig ist. Müsgens hofft auf ein abschreckendes Signal an die Papierbranche:
    "Die Strafen der europäischen Holzhandelsverordnung werden national geregelt, hier in Deutschland über das Holzhandelssicherungsgesetz, und sehen eine Ordnungswidrigkeit in erster Instanz vor, das heißt, die Produkte können beschlagnahmt werden, des Weiteren erfolgen eben Bußgeldstrafen. Wenn es zu einer hartnäckigen Wiederholung kommt, dann kann es auch zu einer Anzeige kommen."
    Die könnte letztlich zu einer strafrechtlichen Verurteilung führen mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe.
    Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung bestätigt den Eingang der Anzeigen. Man werde jetzt eigene Prüfer in die entsprechenden Firmen schicken, so BLE-Sprecher Tassilo von Leoprechting:
    Bund prüft WWF-Vorwürfe
    "Wir machen eine Buchprüfung, die beinhaltet aber auch immer, dass wir konkret Proben ziehen und das wird auch dann beim Papier sein, dass wir das dann einziehen und das über das Thünen-Kompetenzzentrum für Holzherkünfte in Hamburg dann noch mal analysieren lassen, was für Hölzer sind darin verwendet worden."
    Wie lange die Prüfung der WWF-Vorwürfe dauern werde könne er noch nicht sagen so der Sprecher.
    Zwei der fünf angezeigten Firmen haben gegenüber dem Deutschlandfunk zu den Vorwürfen Stellung genommen. Carstensen teilt mit, der WWF habe falsche pauschale Anschuldigungen konstruiert und der Firma keine Gelegenheit zu einer Stellungnahme gegeben. Depesche schreibt uns, alle Papierprodukte, die ab dem 1.1.2014 bei Lieferanten bestellt wurden, seien auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Bei älteren Bestände könne das noch anders sein.