Heute lebt die Kanalinsel von Fischen, Blumen, Tomaten, von ein bisschen Tourismus und einem noch kleineren bisschen Industrie. Weltberühmt ist sie als Offshore-Finanzzentrum. Über 300 Milliarden Euro Fondsvermögen werden hier verwaltet, Banken aus aller Welt und über 750 internationale Versicherer sind auf diesem Flecken Erde, etwa so groß wie Leverkusen, aktiv. Rund ein Viertel der 65.000 Insulaner arbeitet für den Finanzsektor. Die Umstände sind verlockend: Viele Firmen zahlen gar keine Unternehmenssteuern, Banken, Versicherungen und Treuhänder nur zehn Prozent. Guernsey verlangt keine Kapitalertrags-, keine Erbschafts- und keine Mehrwertsteuer und lobt sich selbst für seine "pragmatische Regulierung". Offiziell aber heißt es: Wir sind keine Steueroase. Das Inselparlament debattiert – auf Druck des Auslands – mehr Transparenz. Nicht alle Insulaner sind reich. Viele sagen: Es kann nicht ewig so weitergehen. Guernsey sucht nach neuen Wegen.
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