Lektion 5, Seite 51. Gesundheitstipps. "Sie sind oft erkältet. Bilden Sie Gruppen und stellen Sie ihre Tipps vor."
"Sie sollten Wein trinken. Wein? Ja. Nein, ist nicht gut. Nicht gesund. Ja. Doch. Oder Wodka. Wo kommen Sie her? Aus dem Libanon. Macht man das dort so?"
Mahmud Temo, Alaa Hamad und Selvi Zranek im Integrationskurs der Volkshochschule im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Die Stimmung ist gut. Lachen hilft beim Deutschlernen.
Aber fast allen hier im Kurs fehlt der Kontakt zu deutschen Muttersprachlern. Und erst die Grammatik - ein Horror.
"Grammatik. Artikel. Der – die – das – das ist so schwer. Alle hat Probleme mit Artikel. Sprechen ist so schwer. Ich verstehe alles, was Sie gesagt haben, aber wenn ich möchte sprechen, so schwer."
Mehr Selbstständigkeit im Alltag
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanziert und beaufsichtigt die Integrationskurse, durchgeführt werden sie von örtlichen privaten und öffentlichen Bildungsträgern wie den Volkshochschulen. Nach dem Kurs können sich die Teilnehmer zur Deutschprüfung für Zuwanderer anmelden. Von 100 Personen, die sich zur Prüfung angemeldet haben, erreichen nur 55 das geplante Deutsch-Niveau.
Sandra Schlötzer ist beim BAMF für die Integrationskurse verantwortlich – dass nur jeder zweite die Deutschprüfung besteht, ist für sie kein Problem:
"Weil ich glaube, jeder, der Deutsch lernt, erreicht Kompetenzen, die nicht unbedingt immer in einer Zahl abgebildet werden können. Jemand, der aus dem Integrationskurs geht, kann sich viel besser verständigen. Unser Ziel ist es, im Alltag mehr Selbstständigkeit zu erreichen."
Das Bundesamt erklärt also die Integrationskurse per se für erfolgreich – unabhängig davon, wie gut das Deutsch der Teilnehmer anschließend ist.
"Integrationskurse nicht übermäßig erfolgreich"
Der Sprachwissenschaftler Christoph Schroeder sieht das etwas anders. "Wenn der Erfolg der Integrationskurse dann tatsächlich der erfolgreiche Prüfungsabschluss ist, dann kann man sagen, die Integrationskurse sind nicht übermäßig erfolgreich."
Christoph Schroeder – Leiter der Abteilung "Deutsch als Zweitsprache" an der Universität Potsdam weist daraufhin, dass das Bundesamt lediglich die Ergebnisse derjenigen mitteilt, die sich zur Prüfung anmelden. Es sei ein Skandal, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Integrationskurse nicht wissenschaftlich begleiten lasse.
"Wir wissen eigentlich nicht, was mit denjenigen passiert, die den Kurs absolvieren, aber nicht in die Prüfung gehen. Oder mit denjenigen, die den Kurs beginnen, ihn aber nicht zu Ende führen, da haben wir Schwund von einem Drittel."
Viele Gründe für das schlechte Abschneiden
Die Gründe für das schlechte Abschneiden der Deutschlerner sind vielfältig. So sind Kursanbieter in ländlichen Regionen nicht immer in der Lage, differenzierte und qualitativ hochwertige Angebote zu machen. In Großstädten wie Berlin ist das anders. Helga Senden leitet den Bereich "Deutsch als Zweitsprache" an der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg.
"Das ist das A und O, dass sie die Leute in die Niveaustufe bringen, wo sie wirklich hingehören. Wie sagen immer, das ist sehr platt, aber Sie müssen die Leute da abholen, wo sie sind. Weil sonst sind sie entweder gelangweilt oder überfordert. Und in beiden Fällen ist das nicht zielführend."
Qualität der Lehrkräfte
Die Qualität der Lehrkräfte ist ein weiterer wichtiger Grund für gutes oder schlechtes Abschneiden bei der Deutschprüfung. Die Dozentinnen und Dozenten sind in der Regel freiberuflich und oft unterbezahlt. Das Bundesamt sieht einen Stundensatz von 35 Euro vor, an den Berliner Volkshochschulen verdienen sie mehr.
"Und da kommen jetzt Kursleiter, die bei mir hier ihren Haupterwerb haben, die kommen auf 44 Euro die 45 Minuten, und da denke ich, das ist im Vergleich immer noch ganz gut."
Ein differenziertes Kursangebot und motivierte Dozenten – an der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg bestehen mehr Deutschlerner die Prüfung als im Bundesdurchschnitt.