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Internationale Beziehungen unter Trump
"Den Westen gibt es nicht mehr"

Der ehemalige Diplomat Uwe-Karsten Heye plädiert dafür, dass Europa sich angesichts der aktuellen US-Außenpolitik stärker anderen Partnern zuwendet. Er sehe etwa in Moskau derzeit einen rationaleren Zugang zur Weltpolitik als in Washington, sagte er im Dlf. Die USA handelten international nur im Eigeninteresse - das sei "friedensstörend".

Uwe-Karsten Heye im Gespräch mit Manfred Götzke |
    Uwe-Karsten Heye, aufgenommen bei einer Buchvorstellung am 22.5.2013 in Berlin
    Sowohl Russland als auch der Iran seien derzeit verlässlichere diplomatische Partner als die USA, sagte der ehemalige Diplomat Uwe-Karsten Heye (picture-alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die USA internationale Verpflichtungen nur einhalten wollen, wenn es ihnen Vorteile bringt", so Heye. Die USA wollten nur mit denjenigen zusammenarbeiten, die ihnen zu Willen seien. "Das kann Europa nicht tun, das darf es nicht tun." Denn damit würden die Möglichkeiten, "sich in der Welt zu behaupten", in einer Form reduziert, die "nur Unterwerfung unter einen egoistischen Nationalismus" zur Folge haben werde.
    US-Präsident Donald Trump versuche derzeit mit seiner Iran-Politik den Eindruck zu erwecken, er sei der "Befehlshaber des Westens". Mit der Drohung, europäische Unternehmen zu benachteiligen, wenn sie den Handel mit Iran nicht einstellten, versuche Trump nicht nur, Europa zu spalten - sondern "sich Europa zu einem Untertan zu machen", sagte der ehemalige Diplomat. Europa müsse nun sein Schicksal in die eigene Hand nehmen. Sowohl Russland als auch der Iran seien derzeit verlässlichere diplomatische Partner als die USA.
    Heye hofft, dass die USA sich für eine Zeit nach Trump "demokratische Substanz" erhalten und dass die Widerstandskraft der US-amerikanischen Zivilgesellschaft stark genug sei, um Trumps Fehler auszugleichen.