Allein in den drei nördlichen und westlichen Provinzen Ninive, Dijala und Salaheddin habe es beim Vormarsch der Terroristen-Gruppe "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (ISIS) mindestens 757 zivile Opfer gegeben, teilte das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte in Genf mit. Fast 600 weitere Menschen seien in der Region verletzt worden.
ISIS-Kämpfer nehmen mehrfach Geiseln
Mindestens 318 weitere Menschen wurden demnach in der Umgebung von Bagdad und im Süden getötet. Zudem hätten ISIS-Kämpfer bereits mehrfach Geiseln genommen. Dazu gehören mehrere türkische Staatsbürger, die im türkischen Konsulat in der Stadt Mossul arbeiteten. Auch Inder seien entführt worden, die für eine irakische Baufirma tätig waren.
Die UNO warf ISIS vor, Gegner grausam misshandelt, gefangene Soldaten und Polizisten erschossen und Menschen aufgrund ihrer Religion oder Ethnie angegriffen zu haben. Bei den Zahlen handele es sich um "Mindestangaben", wahrscheinlich seien noch deutlich mehr Menschen umgebracht worden. Die Zahlen beziehen sich auf die Zeit zwischen dem 5. und 22. Juni.
Kurden-Präsident spricht von neuer Realität
Angesichts der ISIS-Offensive warnte Kurden-Präsident Massud Barsani US-Außenminister John Kerry bei dessen Besuch in der Stadt Erbil, der Vormarsch habe die "Realität im Irak" verändert. Kerry würdigte die Bemühungen der kurdischen Milizen, den Vormarsch der Islamisten aufzuhalten.
Der US-Außenminister hofft auf die Unterstützung Barsanis, um die irakische Regierung von Präsident Nuri Al-Maliki zu drängen, mehr Macht an die sunnitischen und kurdischen Minderheiten im Land abzugeben. Deren Ausgrenzung durch die schiitisch geführte Regierung gilt als Hauptantrieb für den Aufstand der sunnitischen Extremisten.
Merkel dringt auf politische Lösung
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte ähnlich wie die USA die schnelle Bildung einer Einheitsregierung. Dauerhafte Stabilität müsse durch eine politische Lösung geschaffen werden und alle Religionen und Teile der Bevölkerung in einen Dialog einbezogen werden, erklärte Merkel während eines Besuches des jordanischen Königs Abdullah II. in Berlin.
Der Vormarsch der Terroristen im Irak hat in Jordanien große Sorgen ausgelöst. Die Islamisten haben bereits mehrere Ortschaften an der 180 Kilometer langen Grenze zwischen beiden Ländern unter ihre Kontrolle gebracht. Das Königreich verstärkte daraufhin sein Aufgebot an Streitkräften im Grenzgebiet.
(tj/bor)