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Israel
Geteiltes Echo auf Netanjahus Rat

Viele israelische Juden sehen den Terrorakt von Paris auch als Ausdruck eines fest verwurzelten Antisemitismus in Frankreich. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu forderte deshalb während seines Besuchs der Großen Synagoge in Paris die Juden Frankreichs auf, nach Israel auszuwandern - stößt damit aber auch im eigenen Land auf Kritik.

Von Torsten Teichmann |
    Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu (l.) und Frankreichs Präsident Francois Hollande.
    Netanjahu fordert die französischen Juden zur Auswanderung auf. (imago/CordonPress)
    In der Stadt Netanya, 30 Minuten nördlich von Tel Aviv, leben viele jüdische Israelis, die aus Frankreich eingewandert sind. Sie haben die Nachrichten aus Paris in den vergangenen Tagen womöglich noch unmittelbarer verfolgt.
    Vor allem die Geiselnahme am Freitag in einem koscheren Supermarkt in der französischen Hauptstadt habe Sorgen vor Antisemitismus in Europa bestätigt. So erklärt es Guy Ben Amo:
    "Wir machen uns Sorgen um das Schicksal von Juden auf der gesamten Welt, besonders in Frankreich. Seit der Dreyfus-Affäre oder dem Internierungslager Drancy im Zweiten Weltkrieg hat sich nichts verändert. Der Antisemitismus ist in Frankreich verwurzelt. Die Juden sollten nach Israel kommen."
    Diskussion um ein Begräbnis in Israel
    Vier Franzosen jüdischen Glaubens hatte der Geiselnehmer in dem Supermarkt getötet. In den Nachrichten wird darüber gesprochen, ob die Opfer ein Begräbnis in Israel erhalten. Und auch für Marlene Yahri, die aus Frankreich stammt, ergibt sich nur eine Konsequenz aus den vergangenen Tagen:
    "Es ist sehr schwer derzeit in Frankreich. Und deshalb, denken wir, hat Premier Netanjahu Recht, wenn er alle Juden auf der Welt und besonders jüdische Franzosen auffordert, nach Israel zu kommen. Wir haben jede Menge Platz für alle Juden, genau hier."
    Regierungschef Netanjahu war zur Demonstration gegen Terrorismus nach Paris gereist. Mit dem französischen Präsidenten Hollande besuchte er anschließend die große Synagoge von Paris. In Israel haben sie sehr genau verfolgt, dass die Besucher der Synagoge "Bibi, Bibi" riefen als Netanjahu an die Mikrofone trat:
    "Jeder Jude, jede Jüdin, die nach Israel kommen wollen, sind willkommen. Sie kommen nicht in ein fremdes Land, sondern in die Heimat ihrer Vorväter. Mit Gottes Hilfe werden viele von euch nach Israel kommen."
    Unter den Einwanderern nach Israel waren Juden aus Frankreich im vergangenen Jahr bereits die größte Gruppe. 7000 Immigranten mit französischem Pass zählte die Jewish Agency, eine Organisation, die weltweit für die Einwanderung nach Israel wirbt und bereits für dieses Jahr weiter steigende Zahlen von Neuankömmlingen, sogenannten Olim Chadashim, voraussagt.
    Netanjahus Werben stößt auf Kritik
    Nicht nur in Frankreich stößt Netanjahus offensives Werben aber auf Kritik. In Israel werfen ihm Gegner politischen Opportunismus vor. Die Regierung hätte die Gelegenheit nutzen sollen, der jüdischen Gemeinde in Frankreich den Rücken zu stärken, statt sie zu schwächen, schreibt der israelische Journalist Chemi Shalev.
    Netanjahu dagegen fühlt sich durch die Anschläge von Frankreich in seinem Weltbild bestätigt:
    "In dieser Woche berufe ich eine Ministerrunde ein, mit dem Ziel, die Einwanderung aus Frankreich und anderen Staaten Europas mit wachsendem Antisemitismus zu steigern. Jeder Jude, der nach Israel einwandert, wird mit offenen Armen willkommen geheißen. Wir werden euch bei der Aufnahme in unserem Land helfen, dass auch euer Land ist."