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Istanbul
Debatte über Weihnachtsverbot an deutscher Schule

Im Unterricht an einem deutsch-türkischen Elitegymnasium in Istanbul soll nicht mehr über das Thema Weihnachten gesprochen werden, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Das Auswärtige Amt reagierte mit Unverständnis auf das im Raum stehende Verbot. Der türkische AKP-Politiker Mustafa Yeneroglu widersprach der Darstellung der Nachrichtenagentur - und auch die Schule dementierte.

    Die türkisch-deutsche Schule Istanbul Lisesi.
    Die deutsche Auslandsschule Istanbul Lisesi in der türkischen Bosporus-Metropole. (picture alliance / dpa / Can Merey)
    Zunächst meldete die Deutsche Presse-Agentur, das Thema Weihnachten dürfe am deutsch-türkischen Elitegymnasium "Istanbul Lisesi" nicht mehr im Unterricht stattfinden. Die dpa berief sich auf eine Mail aus der Leitung der deutschen Abteilung an das Kollegium: "Es gilt nach Mitteilung der türkischen Schulleitung eben, dass ab sofort nichts mehr über Weihnachtsbräuche und über das christliche Fest im Unterricht mitgeteilt, erarbeitet sowie gesungen wird."
    Später erklärte die türkische Schulleitung, es gebe kein Verbot. Allerdings hätten die deutschen Lehrer im Unterricht Texte über Weihnachten und das Christentum auf eine Weise behandelt, die nicht im Lehrplan vorgesehen sei. Daraufhin habe man ein Treffen mit der deutschen Abteilung einberufen.
    Bedauern im Auswärtigen Amt
    Das Auswärtige Amt reagierte mit Bedauern auf ein mögliches Verbot der Weihnachtsthematik: Aus dem Auswärtigen Amt heißt es: "Es ist sehr schade, dass die gute Tradition des vorweihnachtlichen interkulturellen Austausches an einer Schule mit langer deutsch-türkischer Tradition in diesem Jahr ausgesetzt wurde. Wir nehmen das natürlich mit unseren türkischen Gesprächspartnern auf."
    Auch Politiker mehrerer Parteien zeigten sich empört. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sprach von einem Verstoß gegen die Religionsfreiheit.
    AKP-Politiker Yeneroglu widerspricht Darstellung der Nachrichtenagentur
    Der türkische AKP-Politiker Mustafa Yeneroglu hat dem dpa-Bericht auf Twitter und in einer Pressemitteilung widersprochen. Es handele sich um eine "falsche Darstellung", die der deutsch-türkischen Freundschaft einen "Bärendienst" erweise:
    Jährliche Förderung in Millionenhöhe
    Entsendet und bezahlt werden die derzeit 35 Lehrer des "Istanbul Lisesi" von Deutschland. Die Förderung aus Steuermitteln geht jedes Jahr in die Millionen. Das traditionsreiche Elite-Gymnasium wird ausschließlich von türkischen Schülern besucht.
    Grundlage für den Schulbetrieb ist ein Zusatzvertrag zum Kulturabkommen zwischen Deutschland und der Türkei. Darin wurde vereinbart, dass Deutschland bis zu 80 deutsche Lehrer an bestimmte türkische Schulen entsendet. Neben dem "Istanbul Lisesi" gibt es in der türkischen Metropole auch noch ein deutsches Gymnasium, das "Alman Lisesi". Dort werden neben türkischen auch deutsche Schüler unterrichtet.
    (kis/dk/tzi)