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Jahrestagung des PEN-Zentrums
"Unsere Waffe ist das Wort!"

Beim 70. Jubiläum des PEN-Zentrums waren die Themen der Jahrestagung besonders vielfältig: Es ging um Bangladesch, um Satire, aber auch um die Meinungsfreiheit und die Neue Rechte. "Unsere Waffe ist das Wort", sagte im Dlf Regula Venske, Präsidentin des deutschen PEN. Ziel des Verbands sei die Debatte und die Aufklärung.

Regula Venske im Gespräch mit Doris Schäfer-Noske |
    Regula Venske steht am Fenster des Tagungsorts und lächelt in die Kamera.
    Präsidentin des deutschen PEN Regula Venske: "Die freie Meinungsäußerung endet da, wo die Menschenwürde betroffen ist" (dpa)
    Um das besondere Datum des Jubiläums zu würdigen, hat das PEN-Zentrum Deutschland seine Jahrestagung in Göttingen abgehalten, wo sich die deutsche Sektion des Schriftstellerverbandes nach dem Zweiten Weltkrieg wiedergegründet hat. Beim Motto der Tagung hat das PEN diesmal auf die "Göttinger Kantate" zurückgegriffen, in der der Schriftsteller und Dramatiker Günther Weisenborn vor 60 Jahren gefordert hat: "Denken Sie Ihre Gedanken zu Ende!"
    Die Themen dieser Jahrestagung waren vielfältig. Es ging um Bangladesch, um Satire - aber auch um die Meinungsfreiheit und die Neue Rechte. Im Zusammenhang mit diesen Themen ging es auch um Denkverbote innerhalb des PEN.
    Auf die Frage, ob das PEN-Zentrum den Schriftsteller Uwe Tellkamp nach seiner Aussage über Flüchtlinge als Sozialschmarotzer rausgeworfen hätte, wenn er PEN-Mitglied gewesen wäre, antwortete PEN-Präsidentin Regula Venske im Gespräch:
    "Nein, wir haben ja eine Reihe von Mitgliedern, mit denen wir nicht immer einer Meinung sind oder mit denen die Mehrheit nicht einer Meinung ist. Es hat ja auch schon andere öffentliche Aussagen von anderen PEN-Mitglieder gegeben, mit denen nicht immer alle übereinstimmen - bis hin zum Israel-Gedicht unseres damaligen Ehrenpräsidenten Günter Grass. Wir hätten uns auch nicht öffentlich distanziert. Es gibt natürlich dann auch immer mal scharfe Auseinandersetzungen, aber es ist nicht unser Ziel, uns öffentlich zu distanzieren. Eine andere Sache wäre es, wenn er es im Namen den PEN gesagt hätte. Das wäre natürlich nicht gegangen. Wir würden eher versuchen, wenn er Mitglied wäre, mit ihm zu debattieren, dass er seine Position nochmal überdenkt, so wie wir auch bereit sind, unsere Position zur Diskussion zu stellen."
    Das Logo des Schriftstellerverbands PEN-Zentrum.
    Die deutsche Sektion wurde vor 70 Jahren nach dem zweiten Weltkrieg wiedergegründet ( imago/photo2000 )
    Für Aufklärung und gegen rassistische Auswüchse
    Weiter sagte Venske, dass es eine grundsätzliche Frage sei, wie weit man andere Meinungen dulde, ab wann sie nicht mehr mit der Charta einhergingen - und ab wann sie nicht mehr mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt seien. "Die freie Meinungsäußerung endet da, wo die Menschenwürde betroffen ist", hängte Venske nach.
    Der "Echo"-Skandal, sowie die jüngsten antisemitischen Ausschreitungen fanden thematisch ebenfalls in die Tagung. Sehr betroffen und empört seien die Tagenden daraufhin gewesen, so Venske. "Wir werden da auch versuchen, mit aller Kraft für Aufklärung und gegen solche rassistischen Auswüchse anzugehen."
    Weiter sah sie die Möglichkeiten des PEN darin: "Unsere Waffe ist das Wort. Und wie mächtig das Wort ist und wie viele Menschen es fürchten, sieht man an allen Ecken und Enden. Wir können da nur versuchen, aufzuklären. Manchmal wird man da vielleicht mahnen, manchmal wird man sich da vielleicht auch selber aufregen und empören." Das PEN werde versuchen, zu diskutieren und mit den "besseren Argumenten zu kommen."