Die sind im Stil zwar weniger neutönerisch und eher im Bereich des modernen Straightahead Jazz angesiedelt, entbehren deswegen aber keinesfalls verblüffender Überraschungsmomente und spannender Wendungen. Die Musik des Oliver Lutz Quartetts kommt jedenfalls mit viel Groove und solcher Intensität herüber, dass ein gewaltiger Hörspaß garantiert ist.
Dafür sorgen neben dem Bandleader der Saxofonist Christoph Möckel, der Schlagzeuger Moritz Baumgärtner und ein Tastenkünstler namens Manuel Schmiedel, der schon durch sein Spiel im Lisbeth Quartett, einem der renommiertesten Ensembles der jüngeren deutschen Jazzszene, aufgefallen ist. Dass er im Auftrag seines Bandchefs Oliver Lutz hier nun einmal nicht am akustischen Flügel sitzt, sondern am legendären Wurlitzer E-Piano, macht das besagte Hörvergnügen komplett.
Oliver Lutz, Kontrabass
Christoph Möckel, Saxofon
Manuel Schmiedel, Wurlitzer E-Piano
Moritz Baumgärtner, Schlagzeug
Christoph Möckel, Saxofon
Manuel Schmiedel, Wurlitzer E-Piano
Moritz Baumgärtner, Schlagzeug
Aufnahme vom 15.9.14 aus dem Pantheon Casino in Bonn.
Interview mit Oliver Lutz
DLF: Mit Christoph Möckel am Saxofon, Manuel Schmiedel am E-Piano und Moritz Baumgärtner hast du, wie man ja auch hören kann, eine ideale Band gefunden. Was schätzt du besonders an den Dreien?
Oliver Lutz: Wenn man so viel zusammenspielt, dann vertraut man sich eigentlich fast blind. Christoph ist auch auf beiden Instrumenten, dem Tenor und dem Sopran, einfach ein ausgezeichneter Musiker und vor allem steht er auch auf die gleiche Musik wie ich. Wenn ich ein neues Stück mitbringe, dann klingt das sehr, sehr schnell so, wie ich mir das wünsche. Dann fügt sich das ganz schnell zusammen.
Manuel ist ein Pianist, der sich mit elektrischen Tasten auskennt und meine Band soll jetzt noch einen Tick elektrischer werden. Ich komponiere gerade für Synthesizer und will auch meinen E-Bass auf die nächste Platte geben.
Moritz Baumgärtner: Das ist einfach ein ganz explosiver Trommler und das ist genau das, was ich brauche. Wenn ich Musik höre – das Erste, worauf ich höre, ist das Schlagzeug. Meistens finde ich die Schlagzeuger gut, die richtig Vollgas geben. Tony Williams, Elvin Jones, Jack DeJohnette ... Moritz ist auch so einer. Bei dem gibt es energiemäßig nie irgendeinen Einbruch und er legt auch sehr schöne Bomben. Das mag ich auch sehr gerne, dass da auch öfters mal was kommt, womit man gar nicht rechnet. Ja, neben seiner wilden Seite, hat er auch noch was verspielt Fragiles – wenn man eine Ballade spielt, wischt er nicht drei Minuten lang mit dem Besen auf der Snare rum, sondern wühlt in seiner Soundkiste und zaubert dann manchmal Klänge, die man so vom Schlagzeug eigentlich gar nicht kennt. Er spielt mit Klingeln, mit verschiedenen Gongs und Raschelsachen und ehrt die Musik dadurch auch sehr.
DLF: Der Bassist als Komponist - das ist im Jazz ja nicht ganz ungewöhnlich, aber auch nicht gerade der Normalfall. Wie gehst du an deine Kompositionen heran?
Oliver Lutz: Würde ich nur am Kontrabass komponieren, würde ich wahrscheinlich ganz andere Musik schreiben. Ich komponiere hauptsächlich am Klavier und ich muss sehr, sehr viel suchen. Das ist manchmal frustrierend, aber manchmal auch sehr, sehr überraschend. Und wenn man dann was gefunden hat, eine Idee, irgendeinen tollen Klang. Also, ich überrasche mich immer wieder selbst, auf diese Art und Weise zu komponieren.
DLF: Deine Musik weist ja - besonders auch wegen des elektrischen Keyboards - Akzente der "Fusion Music", des Rockjazz auf. Welche Einflüsse stecken dahinter?
Oliver Lutz: Gerade was so in den 60ern und 70ern passiert ist. Miles: "Bitches Brew" und "Filles de Kilimanjaro" und dann wo er eben auch angefangen hat nicht mehr mit dem Klavier zu spielen, sondern mit elektrischen Tasteninstrumenten, die zu der Zeit rausgekommen sind. Auch wenn das jetzt schon 50 Jahre her ist, ist das für mich immer noch die aktuellste Musik, die man sich eigentlich anhören kann. Man entdeckt immer wieder was Neues. Man kann auch mit so einem Wurli oder Rhodes auch noch eine Ecke mehr rocken. Das geht ein bisschen in Richtung Gitarre. Ich bin auch ein großer Gitarrenfreund und das kann auch mal kantiger klingen als ein Klavier zum Beispiel.