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Jemen
Huthi-Rebellen kämpfen sich bis Aden vor

Der Jemen steht vor der kompletten Machtübernahme durch die schiitischen Huthi-Rebellen: Kämpfer rücken auf die Stadt Aden vor, in die sich Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi vor Wochen zurückgezogen hatte. Der Staatschef verließ sein Anwesen in der Hafenstadt. Es ist unklar, wohin er geflohen ist.

    Menschen fliehen in Taiz vor Huthi-Rebellen, die mit Tränengas auf sie schießen.
    Menschen fliehen in Taiz vor Huthi-Rebellen, die mit Tränengas auf sie schießen. (picture alliance / EPA / Stringer)
    Die Huthi-Rebellen waren am Mittwoch bis an die südjemenitische Hafenstadt gerückt. Nach Angaben von jemenitischen Regierungsbeamten haben sie den Flughafen eingenommen. Damit sind die Rebellen offenbar bis in den Süden des Landes vorgedrungen.
    Hadi hatte Ende Februar in Aden Zuflucht gesucht. Zuvor hatten die Huthis ihn und Teile der Regierung über Wochen in der bisherigen Hauptstadt Sanaa festgesetzt. Hadi hatte Aden am Wochenende zur neuen Hauptstadt ausgerufen. Am Abend teilte das US-Außenministerium mit, der Präsident habe sein Anwesen dort freiwillig verlassen. Wo er sich nun aufhält, sagte eine Sprecherin allerdings nicht.
    Der jemenitische Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi
    Der jemenitische Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi (dpa / picture-alliance / Yahya Arhab)
    Es gab auch Berichte von Luftangriffen auf den Präsidenten-Palast in Aden. Hadi hatte aber offenbar schon vorher das Land verlassen. Ein Regierungsvertreter sagte, er sei auf dem Seeweg an einen unbekannten Ort geflohen.
    Huthis rücken immer weiter vor
    In der vergangenen Nacht hatten Huthi-Kämpfer nach Angaben lokaler Quellen bereits die Luftwaffenbasis Al-Anad nördlich von Aden eingenommen. Von dort hatten die USA erst vor vier Tagen Soldaten abgezogen. Die US-Armee nutzte den Stützpunkt im Anti-Terror-Kampf.
    Die Rebellen haben zudem inzwischen den jemenitischen Verteidigungsminister Mahmud Subaihi in ihre Gewalt gebracht. Er sei in der Stadt Huta gefasst worden, sagte ein Sprecher des Aufständischen. Die Regierung bestätigte die Gefangennahme.
    Hadi hatte den UNO-Sicherheitsrat gestern um Hilfe gebeten. In einem Brief an das Gremium erklärte er, die Rebellen gefährdeten die Sicherheit des Landes und der Region. Die Aggression der Huthi-Rebellen müsse mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gestoppt werden. Er verlangte vom UNO-Sicherheitsrat die Einrichtung einer Flugverbotszone in einigen Landesteilen, die die Huthi-Rebellen kontrollierten. Hadi wandte sich mit seinem Hilfeersuchen auch an den Golfkooperationsrat.
    Huthi-Rebellen in der jemenitischen Stadt Sanaa im September 2014
    Huthi-Rebellen in der jemenitischen Stadt Sanaa im September 2014 (imago stock&people)
    Huthis beherrschen Norden des Landes
    Die Huthis wollen mehr politische Rechte von der Regierung erpressen und beherrschen seit Monaten große Teile des Nordjemens sowie die Hauptstadt Sanaa. Am Wochenende eroberten sie die Stadt Tais, rund 130 Kilometer nördlich von Aden gelegen, und schlugen die Demonstrationen gegen sie blutig nieder. Nach Angaben lokaler Sicherheitsbeamter wurden acht Demonstranten von den Rebellen getötet. Mit scharfer Munition und Tränengas hätten sie den Protestmarsch aufgelöst.
    Am Dienstag eroberten die Huthis mit der Provinz Dali nun einen zweiten Zugang in den Süden, nur rund 100 Kilometer vor Aden. Die Region gilt als strategisch wichtig für den Vormarsch auf Aden.
    Iran unterstützt Aufständische
    Die sunnitisch geprägten Golfstaaten mit Saudi-Arabien an der Spitze versuchen, ein Erstarken der schiitischen Aufständischen im Jemen zu verhindern - diese wiederum werden vom schiitisch geprägten Iran unterstützt. US-Regierungskreisen zufolge zog Saudi-Arabien schweres Militärgerät an der Grenze zum Jemen zusammen. Der Aufmarsch könne sowohl offensiven als auch defensiven Zielen dienen, hieß es. Denkbar sei, dass die saudischen Streitkräfte Luftangriffe zur Unterstützung Hadis vorbereiteten.
    (mg/hba/swe/tön)