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Jüdische Gemeinde in Frankreich
Uneins über Tragen der Kippa

Übergriffe gegen Juden oder jüdische Einrichtungen nehmen in Frankreich seit mindestens einem Jahr drastisch zu. Nach der jüngsten islamistischen Attacke rät die Gemeinde von Marseille nun vom Tragen einer Kippa ab. Der französische Oberrabbiner widerspricht.

    Ein Mann mit einer Kippa sitzt anlässlich einer Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht in der Synagoge in Dresden.
    Mann mit Kippa (dpa / picture alliance / Sebastian Kahnert)
    Die Juden in der südfranzösischen Hafenstadt sollten die jüdische Kopfbedeckung vorerst nicht mehr tragen, sagte der Vorsitzende des sogenannten israelitischen Konsistoriums in Marseille, Zvi Ammar. Juden müssten sich derzeit "ein bisschen verstecken" zitiert ihn die Nachrichtenagentur AFP.
    Täter berief sich auf IS
    Tags zuvor hatte die Attacke eines 15-Jährigen auf einen jüdischen Lehrer in für Entsetzen gesorgt: Der türkische Schüler kurdischer Herkunft verletzte am Montag den 35-Jährigen, der eine Kippa trug, auf offener Straße mit einer Machete. Der Lehrer trug nur leichte Verletzungen davon, weil die Machete stumpf war.
    Nach seiner Festnahme erklärte der Schüler "im Namen Allahs" gehandelt zu haben und berief sich auf die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). Die Ermittlungen übernahm die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft, die bei solchen Taten landesweit zuständig ist.
    "Wir dürfen nicht klein bei geben"
    Doch Frankreichs Oberrabbiner Haïm Korsia widerspricht nun der jüdischen Gemeinde in Marseille deutlich, was den Appell zum Kippa-Verzicht angeht. Zwar sei der Aufruf eine verständliche emotionale Reaktion. Aber "wir dürfen nicht klein beigeben, wir werden auch weiterhin die Kippa tragen", entgegnete er. Auch der Präsident des jüdischen Spitzenverbandes Crif, Roger Cukierman, hält die Empfehlung von Marseille für "sicher keine gute Idee", würde damit doch eine Haltung von Aufgabe und Verzicht transportiert.
    Bereits im November war in Marseille ein Lehrer einer jüdischen Schule bei einer ähnlichen Attacke verletzt worden. Die Zahl der Übergriffe gegen Juden oder jüdische Einrichtungen war im vergangenen Jahr in Frankreich erneut drastisch gestiegen. Dazu zählen die Geiselnahme in einem koscheren Supermarkt in Paris, der sich soeben zum ersten Mal jährte. Auch beim Terroranschlag vom 13. November auf das Musik-Theater Bataclan mit 89 Toten kann von antijüdischen Motive ausgegangen werden. Schon zuvor hatten islamistische Kreise mehrfach die "zionistischen Besitzer" des Bataclan bedroht.
    (tön/fe)