"Gut. Dann suche ich mir eine schöne Stelle aus, mit viel Kreuzkraut drin."
Landschaftsökologin Kathrin Schwarz stapft mit dicken Stiefeln durch Gräser und hohe Pflanzen. Ein paar hundert Meter entfernt schaut eine Herde Galloway-Rinder neugierig herüber. Hier darf die Natur wild wuchern, auch das Jakobskreuzkraut. Dieses Feld ist Schauplatz eines ganz besonderen Experiments. Und die wichtigsten Protagonisten hält die Wissenschaftlerin mit beiden Händen in einer Plastikbox.
"Wir haben 500 Raupen des Blutbären in dieser Kiste. Sehr flink und wissen, auszubrechen."
Landschaftsökologin Kathrin Schwarz stapft mit dicken Stiefeln durch Gräser und hohe Pflanzen. Ein paar hundert Meter entfernt schaut eine Herde Galloway-Rinder neugierig herüber. Hier darf die Natur wild wuchern, auch das Jakobskreuzkraut. Dieses Feld ist Schauplatz eines ganz besonderen Experiments. Und die wichtigsten Protagonisten hält die Wissenschaftlerin mit beiden Händen in einer Plastikbox.
"Wir haben 500 Raupen des Blutbären in dieser Kiste. Sehr flink und wissen, auszubrechen."
Die Raupen des Blutbär-Schmetterlings sind schwarz-gelb gestreift, nur einige Zentimeter lang und fressen ausschließlich Jakobskreuzkraut. Die Landschaftsökologin der Uni Kiel will herausfinden, ob ihr Hunger dazu beiträgt, die Giftpflanze einzudämmen oder sogar auszurotten.
"Sie fressen tatsächlich hier oben die Blütenköpfe ab, sie fressen die Blätter ab, und am Schluss, wenn die Pflanze entblättert ist, kann es sein, dass sie sogar die oberste Schicht der Stängel abfressen."
Giftspuren im Honig
Seit den 90ern hat sich das Jakobskreuzkraut in Deutschland ausgebreitet. Wie gefährlich die Pflanze ist, ist umstritten.
Der Naturschutzbund Nabu zum Beispiel hält den Feldzug gegen das Jakobskreuzkraut für Panikmache. Fakt ist allerdings auch: Sommerhonig kann durch das Jakobskreuzkraut belastet sein, das hat die Stiftung Naturschutz untersucht. Wenn Bienen die Pflanze anfliegen, landen Spuren der giftigen Pyrrolizidin-Alkaloide im Honig - und die sind unter Umständen gesundheitsgefährdend, heißt es.
Dann ist die Pflanze giftig für Pferde und Rinder, gerade, wenn sie gemäht in der Silage landet.
Ob konkret Tiere oder Menschen durch das Jakobskreuzkraut zu Schaden gekommen sind, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Die Rinder hier auf der Wiese jedenfalls rühren es nicht an, sagt Kathrin Schwarz:
"Dahinten, die Galloway-Rinder können das einschätzen. Die wissen, dass sie es nicht fressen sollten und lassen es eben stehen."
"Dahinten, die Galloway-Rinder können das einschätzen. Die wissen, dass sie es nicht fressen sollten und lassen es eben stehen."
3.000 Raupen im Kampf gegen das Jakobskreuzkraut
Diese Wiese ist einer von insgesamt zehn Standorten in Schleswig-Holstein, auf denen für den Kampf gegen das Jakobskreuzkraut mit der gefräßigen Raupe experimentiert wird.
Insgesamt sind für das Projekt etwa 3.000 von ihnen im Einsatz. Aiko Huckauf von der Stiftung Naturschutz hofft auf eine schonende Methode, die Pflanze einzudämmen - und zwar, ohne das Ökosystem durcheinanderzubringen.
"Für viele Insekten ist es eine ganz wichtige Futterpflanze, in einer Zeit, in der sonst nicht viel in unserer Landschaft blüht."
Auffressen ist eine von vielen Methoden, mit denen Wissenschaftler dem Jakobskreuzkraut zu Leibe rücken wollen. Sie experimentieren auch mit andere Varianten: mähen, bevor die Pflanze blüht, nach der Blüte mähen.
"Für viele Insekten ist es eine ganz wichtige Futterpflanze, in einer Zeit, in der sonst nicht viel in unserer Landschaft blüht."
Auffressen ist eine von vielen Methoden, mit denen Wissenschaftler dem Jakobskreuzkraut zu Leibe rücken wollen. Sie experimentieren auch mit andere Varianten: mähen, bevor die Pflanze blüht, nach der Blüte mähen.
Das Patentrezept wurde bisher noch nicht gefunden. Eher wird ein ganzes Paket an Maßnahmen helfen, die Giftpflanze einzudämmen.
"Und den Rest stellen wir gleich einfach in die Vegetation, dass die rüber kriechen."
"Und den Rest stellen wir gleich einfach in die Vegetation, dass die rüber kriechen."
Die natürliche Entwicklung pushen
Es ist der Lauf der Natur, dass sich das Jakobskreuzkraut alle zehn bis 20 Jahre immer mal wieder ausbreitet. Auch die Fressfeinde werden dann mehr, sodass die Pflanze dann zeitweise wieder regelrecht verschwindet. Aiko Huckauf will mit diesem Experiment ein wenig nachhelfen.
"Wir möchten mit dem Projekt die natürliche Entwicklung, von der wir aus der Literatur wissen, dass sie kommen wird, diese wellenförmige Populationsdynamik der Pflanze - das heißt, die Bestände brechen irgendwann wieder zusammen - möchten diese Entwicklung ein bisschen pushen, ein bisschen beschleunigen, dass wir nicht schon wieder warten müssen, sondern der Welle ein bisschen nachhelfen können."
"Wir möchten mit dem Projekt die natürliche Entwicklung, von der wir aus der Literatur wissen, dass sie kommen wird, diese wellenförmige Populationsdynamik der Pflanze - das heißt, die Bestände brechen irgendwann wieder zusammen - möchten diese Entwicklung ein bisschen pushen, ein bisschen beschleunigen, dass wir nicht schon wieder warten müssen, sondern der Welle ein bisschen nachhelfen können."
Flohkäfer als Verstärkung
Im kommenden Jahr geht das Projekt in die nächste Phase. Dann kommen Flohkäfer hinzu, auch sie ernähren sich vom Jakobskreuzkraut. Die fressen anders als die Raupen die Wurzeln unter der Erde an.
Solch ein Projekt hat in Deutschland noch niemand versucht. Im Ausland waren Wissenschaftler damit allerdings schon richtig erfolgreich, sagt Landschaftsökologin Kathrin Schwarz:
"In Nordamerika und Neuseeland ist das Kreuzkraut eingeschleppt worden, und hatte da keine natürlichen Gegenspieler. In zweiter Instanz hat man versucht, den Blutbären und Flohkäfer einzuführen, und die haben richtig gute Ergebnisse erzielt damit. Die haben die Massenbestände zum Kollabieren gebracht. Es war sehr effektiv."
Wie gut die Raupen und die Flohkäfer ihren Job machen werden, will die Wissenschaftlerin über drei Jahre beobachten. Der Bund unterstützt das Projekt mit etwa 200.000 Euro.
"In Nordamerika und Neuseeland ist das Kreuzkraut eingeschleppt worden, und hatte da keine natürlichen Gegenspieler. In zweiter Instanz hat man versucht, den Blutbären und Flohkäfer einzuführen, und die haben richtig gute Ergebnisse erzielt damit. Die haben die Massenbestände zum Kollabieren gebracht. Es war sehr effektiv."
Wie gut die Raupen und die Flohkäfer ihren Job machen werden, will die Wissenschaftlerin über drei Jahre beobachten. Der Bund unterstützt das Projekt mit etwa 200.000 Euro.