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Karl Marx im Hinterhof
Der Wiener Gemeindebau

Er galt als Paradebau des kommunalen Wohnbaus im „roten Wien“ der Zwischenkriegszeit: der Karl-Marx-Hof. Heute ist er Reiseziel architekturinteressierter Touristen aus der ganzen Welt.

Von Antonia Kreppl |
    Die Stadt Wien mit Schloss Schönbrunn im Vordergrund.
    Die Stadt Wien mit Schloss Schönbrunn. (picture alliance / dpa / Daniel Kalker)
    Sein soziales Wohnungsbaukonzept war in der von Wohnungsnot gezeichneten Zwei-Millionen-Stadt Wien revolutionär: Erstmals gab es fließend Wasser in der eigenen Wohnung und eine Toilette; es gab Arztpraxen, Bäder, eine Bibliothek und eine Mütterberatungsstelle, ein Kino und eine Wäscherei. International bekannt wurde dieses „Versailles der Arbeiter“ als Symbol des Widerstands gegen den Austrofaschismus. Der Arbeiteraufstand im Februar 1934 wurde blutig niedergeschlagen. Damals zählte der Wohnblock der Moderne 5.500 Bewohner.
    Heute sind es nur noch halb so viele. Die „rote Fahne“ wird nur noch selten gehisst, die Zahl der rechten Wähler nimmt zu. Plötzlich ist von einem Ausländerproblem die Rede, die Stimmung wird aggressiver, statt sozialen Miteinanders gibt es immer mehr soziale Vereinsamung. Doch für die wenigen Mieter der ersten Stunde ist der Karl-Marx-Hof einfach nur Heimat – selbst wenn er kein rotes Bollwerk mehr ist.
    Manuskripte zum Nachlesen: