Der Meeresspiegel wird steigen, Dürren, Waldbrände, Stürme und Überflutungen werden häufiger auftreten, wärmeliebende Krankheitserreger sich ausbreiten und Trinkwasserspeicher in Form von Gletschern schmelzen. Die Autoren des aktuellen Berichts zu den Folgen des Klimawandels stellen klar, dass die Menschen nicht darum herumkommen werden, sich an diese Veränderungen anzupassen. Ohne geeignete Maßnahmen würde schon eine Erwärmung um nur ein Grad Celsius zum Beispiel die weltweiten Ernteerträge negativ beeinflussen, heißt es in dem neuen Report.
"Dieses Mal legen wir einen viel stärkeren Fokus auf unser Wissen über Anpassungsmöglichkeiten an den Klimawandel. In den früheren Berichten konnten wir nur betonen, dass wir uns anpassen müssen aber wir wussten nicht wie. Jetzt beschreiben wir, was wir tun können."
Saleemul Huq ist Direktor des Internationalen Zentrums für Klimawandel und Entwicklung in Bangladesh und Hauptautor des Kapitels 14, das sich mit den Möglichkeiten und Notwendigkeiten zur Anpassung befasst. Insgesamt sind es diesmal vier statt wie im letzten Report zwei Kapitel, in denen der Weltklimarat auf Anpassungsstrategien, ihre Grenzen und Kosten eingeht.
"Bislang lag unser Hauptaugenmerk auf den ärmsten Ländern Asiens und Afrikas, auf niedrig gelegenen Inseln und Küstenbereichen, die besonders stark unter dem Klimawandel leiden. Diese Regionen sind immer noch sehr anfällig, aber wir sehen, dass sie bereits begonnen haben, sich an den Klimawandel anzupassen. Jetzt erkennen wir, dass auch der Rest der Welt, selbst reiche Länder wie Deutschland oder Großbritannien, vom Klimawandel betroffen sind. In Großbritannien hatten wir gerade erst große Überflutungen, die großen Schaden angerichtet haben, Kalifornien leidet immer wieder unter Dürren und der Osten der USA wurde erst vor wenigen Wochen von einer Kältewelle heimgesucht. Solche Ereignisse, die möglicherweise Folgen des Klimawandels sind, werden heute überall spürbar und alle Länder müssen sich daran anpassen – nicht mehr nur die armen Länder."
Kosten für Anpassung an Klimawandel steigen enorm
Saleemul Huq und die anderen Autoren des Weltklimaberichts schätzen, dass die weltweiten Kosten für diese Anpassung immer stärker steigen und sich Mitte des Jahrhunderts auf 70 bis 100 Milliarden US Dollar pro Jahr belaufen werden. Europa etwa wird durch den Klimawandel mit steigendem Meeresspiegel und mehr Starkregenereignissen rechnen müssen. Deren negative Folgen aber lassen sich nach Einschätzung des Weltklimarates zum größten Teil vermeiden - durch gezielte Anpassungsstrategien wie den Bau höherer Deiche oder die Renaturierung von Auen und Feuchtgebieten.
Ein ähnlich großes Potenzial sehen die Forscher in Afrika, wo der Anbau hitzeresistenter Getreidesorten sowie verbesserte Bewässerungssysteme in Zukunft etwa die Hälfte aller klimawandelbedingten Ernteausfälle vermeiden könnten. In Nordamerika könnten öffentliche Abkühlungsräume und Frühwarnsysteme die Zahl der Todesfälle durch extreme Hitze um mehr als die Hälfte senken, schreiben die Autoren. Technische Lösungen seien allerdings nicht alles, sagt Saleemul Huq.
"Anpassung ist oft keine Frage der Technologie oder des Geldes, sondern der Gesellschaft. Nachbarn und Gemeinden müssen sich gegenseitig helfen. Gerade in Entwicklungsländern haben wir viel Erfahrung damit. Die Menschen sind zwar arm, aber sie sind daran gewöhnt, einander zu helfen. Das gibt ihnen eine Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit, die reichen Ländern im Zweifelsfall fehlt."
Saleemul Huq und seine Kollegen drängen darauf, diese soziale Ebene in den staatlichen Plänen zur Anpassung stärker zu berücksichtigen. Virginia Burkett ist ebenfalls Hauptautorin des Berichts und hat die Zusammenfassung für Entscheidungsträger mitverfasst, die heute veröffentlicht wurde. Die Küstenökologin des US amerikanischen Geologischen Dienstes betont, dass – schreite der Klimawandel weiter voran, auch die besten Anpassungsstrategien an ihre Grenzen stoßen werden.
"Der Report zeigt, dass wir uns nicht unbegrenzt anpassen können. Einige Folgen des Klimawandels sind unvermeidbar. Sobald der Meeresspiegel die niedrigsten Inseln überschwemmt hat, die weniger als drei Meter über dem Meer liegen, gibt es kein Zurück mehr für die Menschen, die dort einmal lebten."
Umso dringlicher sei es, das Fortschreiten des Klimawandels abzubremsen. Diesem Thema widmet sich der letzte Teil des aktuellen Weltklimaberichts, der Mitte April in Berlin veröffentlicht werden wird.