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Klimawandel
UN-Klimachefin optimistisch bei CO2-Emissionen

Die Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats Patricia Espinosa sieht weiterhin Chancen, den Klimawandel zu begrenzen. Die Menschen und die Unternehmen seien bereit zur Veränderung, sagte sie im Dlf: "Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir noch Zeit haben."

Patricia Espinosa im Gespräch mit Georg Ehring |
    Die Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats, Patricia Espinosa Cantellano, aufgenommen am 26.01.2017 in ihrem Büro auf dem UN-Campus in Bonn (Nordrhein-Westfalen)
    Die Generalsekretärin des UN-Klimasekretariats, Patricia Espinosa Cantellano (dpa / Rolf Vennenbernd)
    Georg Ehring: Die Zeit drängt und sie drängt schon ziemlich lange: Seit Anfang der 1990er-Jahre bemüht sich die Weltgemeinschaft, den CO2-Ausstoß zu verringern, doch die Emissionen sind seitdem stark gestiegen. Sie liegen heute etwa 50 Prozent höher als damals.
    Vor gut zwei Jahren wurde in Paris nach langen Debatten ein Weltklimaabkommen beschlossen. Das Ziel: Auf deutlich unter zwei Grad soll die Erderwärmung begrenzt werden, wenn möglich sogar unter 1,5 Grad. Um letzteres zu erreichen, müsste die Menschheit praktisch sofort sämtliche Emissionen einstellen oder aber das Kohlendioxid hinterher wieder aus der Atmosphäre entfernen.
    Patricia Espinosa ist Chefin des UN-Klimasekretariats, und sie ist nach wie vor optimistisch, dass die KLlimawensde gelingt. Ich habe sie am Rande einer Veranstaltung in Bonn gefragt, worauf sich ihr Optimismus gründet.
    Patricia Espinosa: Wir bekommen zwar wissenschaftliche Beweise für die Schwierigkeit der Lage, aber gleichzeitig erleben wir auch, wie die Menschen bereit sind zur Veränderung. Die Unternehmen verändern sich. Und zwar nicht nur, um etwas Gutes für die Menschheit zu tun, sondern auch aus Eigennutz. Auch sie setzen auf neue Wege, um ihre alltägliche Arbeit zu organisieren. Es ist für mich eine Quelle von Energie und Optimismus zu erleben, wie Veränderungen jetzt passieren, die wir noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehalten haben.
    Ehring: Aber die Zeit ist fast abgelaufen. Die Emissionen gehen bisher nicht zurück und in wenigen Jahren wird die Chance vorbei sein, den Klimawandel so zu begrenzen wie die Staatengemeinschaft es beschlossen hat.
    Espinosa: So ist es. Die Zeitspanne ist knapp, aber sie existiert. Und ich glaube, diese Möglichkeit sollten wir nicht verstreichen lassen und wir sollten nach wie vor die Chancen sehen. Denn wir haben noch immer einige Jahre vor uns und wir müssen die Veränderungen beschleunigen und vertiefen, und ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir noch Zeit haben.
    Ehring: Und was sind die nächsten Schritte?
    Espinosa: Derzeit bereiten wir die 24. Klimakonferenz in Polen vor. Das wird ein Jahr voller intensiver Verhandlungen. Denn in Polen müssen wir beschließen, nach welchen Regeln das Klimaabkommen von Paris umgesetzt werden soll. Und wir müssen einen Dialog über zusätzliche Möglichkeiten beginnen, die sich aus den bisherigen Erfahrungen der Länder mit dem Klimaschutz ergeben. Dieser Dialog wird nach einem Wort in der Sprache der Fiji-Inseln Talanoa-Dialog genannt und er soll es ermöglichen, dass die Ambitionen weiter erhöht werden.
    Ehring: Wenn alle Staaten ihre bisher beschlossenen Ziele umsetzen, dann wird sich die Erdatmosphäre um etwa drei Grad erwärmen. Wie ist es da möglich, auf unter zwei Grad zu kommen?
    Espinosa: Wir müssen in diesem Jahr den Talanoa-Dialog führen und die Frage entscheiden, wie wir das Pariser Abkommen umsetzen können. Das ist wichtig, denn es wird die Basis dafür schaffen, dass die einzelnen Staaten dann ihre Ambitionen erhöhen und mehr für das Klima tun. Wir wollen die Länder also ermutigen, ihre Pläne zu verändern. Im Jahr 2020 soll es soweit sein, dann sollen die ersten revidierten Klimaschutzpläne vorgelegt werden.
    Ehring: Die USA wollen sich offiziell nicht mehr an den Verhandlungen beteiligen. Wie wollen Sie damit umgehen?
    Espinosa: Noch sind sie bei den Verhandlungen dabei. Sie haben zwar angekündigt, das Abkommen von Paris zu verlassen, aber das wird erst im Jahr 2020 wirksam werden. Sie nehmen also weiter teil und deshalb werden wir weiter mit ihnen zusammenarbeiten, weil sie Teilnehmer des Abkommens sind.
    Ehring: Es wird jetzt auch von "negativen Emissionen" gesprochen, also davon, dass Kohlenstoff wieder der Atmosphäre entzogen werden und gelagert werden könnte. Wie denken Sie darüber?
    Espinosa: Nun, es werden in Wissenschaft und Technik sehr viele Lösungen diskutiert. Bei den Klimaverhandlungen werden solche Lösungen bisher noch nicht besprochen. Aber es ist wichtig, an diese Themen mit Offenheit heranzugehen, um alle Lösungen zu berücksichtigen, die einen Beitrag leisten können.