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Kometen im Wandel der Zeit
Ein Besenstern als Seelenretter

Kometen regten als sonderbare Erscheinungen am Himmel schon immer die Fantasie der Menschen an. Allerdings wurden sie im antiken Griechenland nicht wirklich dem Himmel zugerechnet, weil ihr Erscheinungsbild und ihre Bewegung so gar nicht dem vertrauten Anblick und Verhalten der Gestirne entsprachen.

Von Hermann-Michael Hahn | 18.05.2017
    Eine Münze aus der Zeit von Kaiser Augustus, die auf der Rückseite auf Cäsars Komet verweist
    Eine Münze aus der Zeit von Kaiser Augustus, die auf der Rückseite auf Cäsars Komet verweist (Numisbids)
    Aristoteles und Ptolemaios etwa hielten Kometen für irdische Ausdünstungen, die in der Atmosphäre aufwärts trieben und schließlich von den Strahlen der Sonne entzündet wurden. Im fernen China sprach man dagegen von Besensternen, langen Sternen oder auch Kerzenflammen-Sternen. Die Gelehrten im Reich der Mitte hielten die Kometen also durchaus für kosmische Objekte.
    Heute vor 2060 Jahren wurde dort ein heller Komet entdeckt, der anfangs kurz vor Sonnenaufgang am Osthimmel zu beobachten war. Nach einem Monat war seine Helligkeit offenbar so weit zurückgegangen, dass die chinesischen Astronomen ihn aus den Augen verloren. Weitere fünf Wochen später, gut vier Monate nach der Ermordung Cäsars, sahen die Römer einen Kometen am nördlichen Himmel. Vieles spricht dafür, dass es sich um dasselbe Objekt handelte, das nach einem Helligkeitsausbruch noch einmal am Abendhimmel zu beobachten war.
    Fast hundert Jahre danach schrieb der römische Geschichtsschreiber Plinius der Ältere in seiner Naturalis historia:
    "Das Volk glaubte, durch diesen Stern werde die Aufnahme der Seele Caesars unter die unsterblichen Götter angezeigt; um dessentwillen wurde dieses himmlische Zeichen am später auf dem Forum geweihten Abbild seines Kopfes angebracht."