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Konflikt zwischen Israel und dem Iran
"Israel ist tatsächlich bedroht durch das iranische Engagement"

Israel reagierte mit Luftangriffen in Syrien auf das Eindringen einer iranischen Drohne in sein Gebiet. Alexander Brakel von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Tel Aviv warnte aber davor, Israel als Aggressor darzustellen. Israel versuche mit seinen Angriffen die weitere Aufrüstung seiner Feinde zu beschränken, sagte er im Dlf.

Alexander Brakel im Gespräch mit Sandra Schulz |
    Die Überreste eines israelischen F-16 Kampfflugzeugs an der Absturzstelle bei Harduf
    Die Überreste eines israelischen F-16 Kampfflugzeugs an der Absturzstelle bei Harduf (AFP / Jack Guez)
    Über diese jüngste Eskalation in und um den Krieg in Syrien können wir auch in den kommenden Minuten sprechen: Am Telefon ist Alexander Brakel von der Konrad-Adenauer-Stiftung, er leitet das Auslandsbüro in Israel. Schönen guten Morgen!
    Alexander Brakel: Guten Morgen, Frau Schulz!
    Schulz: Israel beruft sich da ja jetzt auf sein Recht auf Selbstverteidigung. Ist klar, was genau Israel da jetzt erreichen kann mit diesen Luftangriffen?
    Brakel: Was Israel genau erreichen kann, bleibt abzuwarten. Das Recht auf Selbstverteidigung nimmt Israel deshalb in Anspruch, weil wir seit einigen Jahren eine massive Ausrüstung der Hisbollah, der Terrororganisation im Norden Israels, im Libanon und in Syrien durch den Iran erleben, eine Aufrüstung, die so stark ist, dass sie tatsächlich die israelische Sicherheit ganz akut gefährdet.
    Schulz: Und es geht ja auch darum, den Einfluss des Erzfeindes Iran zu blockieren sozusagen in dieser Nachbarregion da in Syrien. Und das ist natürlich auch immer die militärische Kosten-Nutzen-Abwägung. Wir haben es gerade gehört, das israelische Militär ist historisch sehr selbstbewusst, was bedeutet da jetzt dieser Verlust?
    Brakel: Wir sehen eine langsame Verschiebung der Schwergewichte durch das vor allem russische Engagement in Syrien, das es aber auch dem Iran erlaubt, dort eine Stellung aufzubauen. Der Iran selbst agiert nicht direkt gegen Israel, rüstet aber die Hisbollah, die Terrororganisation, die ja ihre Existenz dem Kampf gegen Israel verdankt, auf und ist eben in der Lage, die Hisbollah mit Waffen auszurüsten, die jetzt tatsächlich Israel auch mit modernen Waffensystemen gefährlich werden kann. Ich glaube, dieser Abschuss war ein ganz klares Warnsignal an Israel. Das heißt allerdings nicht, dass das das Ende der Konfrontation bedeutet. Selbst wenn wir jetzt in den letzten beiden Nächten Gott sei Dank keine weiteren gegenseitigen Angriffe erlebt haben, die Lage bleibt aber angespannt und es bleibt vor allem abzuwarten, welche Schritte der Iran im Weiteren unternehmen wird. Eine weitere militärische Eskalation ist überhaupt nicht ausgeschlossen und wegen der modernen Waffensysteme, über die die Hisbollah inzwischen verfügt, könnte eine solche Eskalation auch in Israel, wenn es hart auf hart kommt, Tausende von Menschenleben fordern.
    "Die Hisbollah hat die Vernichtung Israels zum Ziel"
    Schulz: Also Eskalation, um das zu übersetzen, das hieße Krieg?
    Brakel: Das hieße Krieg. Wir haben ja schon mehrfach einen Krieg zwischen Hisbollah und Israel erlebt. Bis jetzt waren die israelischen Waffensysteme immer weit überlegen, vor allem war Israel in der Lage, aufgrund des eigenen Raketenabwehrsystems, des sogenannten "Iron Dome", die Raketenanschläge der Hisbollah auf israelisches Gebiet weitgehend zu beschränken und damit auch die eigenen vor allem zivilen Verluste in ganz engen Grenzen zu halten. Sollte es jetzt zu einer militärischen Auseinandersetzung mit der Hisbollah kommen, ist damit zu rechnen, dass die Hisbollah aufgrund des massiven Raketenarsenals, das sie dank der iranischen Unterstützung inzwischen besitzt, in der Lage wäre, Israel ganz erheblichen Schaden zuzufügen.
    Schulz: Jetzt erklärt der israelische Ministerpräsident Netanjahu ja seine harte Haltung, auch diese Luftangriffe, die es jetzt am Wochenende gegeben hat von Israel, erklärt er damit, dass das dazu dienen soll, Israel sicherzumachen. Wenn ich Sie da richtig verstehe, ist das ein recht zweischneidiges Schwert?
    Brakel: Es ist ein zweischneidiges Schwert, wir sollten aber hier nicht den Fehler begehen, Israel als Aggressor darzustellen. Israel ist tatsächlich bedroht durch das iranische Engagement und vor allem eben durch die Aufrüstung der Hisbollah. Die Hisbollah hat die Vernichtung Israels zum Ziel und hat auch nie einen Hehl daraus gemacht, dieses Ziel zu verfolgen, und wird nun durch iranische Unterstützung zwar nicht in die Lage versetzt, Israel von der Landkarte auszuradieren, tatsächlich aber Israel massive Verluste zuzufügen. Die israelische Regierung befindet sich in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite muss sie eine offene Auseinandersetzung mit dem Iran vermeiden, weil eine solche Auseinandersetzung massiven Schaden auch für die israelische Zivilbevölkerung mit sich brächte, auf der anderen Seite kann sie auch der weiteren Aufrüstung der Hisbollah nicht tatenlos zusehen.
    "Auf das wohlwollende Stillhalten Russlands angewiesen"
    Schulz: Ja, ich wollte auch die Bedrohung überhaupt nicht kleinreden, der sich Israel da sicherlich ausgesetzt sieht, einfach aufgrund der Beobachtung, dass die Erzfeinde Israels da ja in Syrien wirklich Hand in Hand arbeiten. Welche Strategie zeichnet sich denn da ab? Also wir müssen sicherlich in unsere Überlegungen, in die Diskussion auch Russland und die USA – ihrerseits auch Erzfeinde – miteinbeziehen. Wie wird Israel diese Beziehungen sortieren?
    Brakel: Bei den USA muss man sagen, die USA sind dadurch, dass sie schon unter Barack Obama beschlossen haben, nicht wirklich aktiv, also auch nicht mit Bodentruppen in Syrien einzugreifen, nicht mehr der entscheidende Faktor. Dieses Vakuum, was sich dadurch ergeben hat, hat Russland gefüllt und deshalb muss Israel sich mit Russland abstimmen. Das passiert auch ständig. Das heißt, auch die Angriffe, die Israel auf Stellungen der Hisbollah fliegt, kann es nur fliegen im stillen Einvernehmen mit Russland. Russland verhält sich diesbezüglich aber eher passiv. Das heißt, die Russen haben zum einen klar erklärt, sie sehen eine Anwesenheit iranischer Kräfte in Syrien, auch im Nachkriegs-Syrien als legitim an, auf der anderen Seite unterbindet Russland zurzeit die israelischen Angriffe nicht. Israel versucht mit seinen Angriffen, die weitere Aufrüstung seiner Feinde zu beschränken, ist aber wie gesagt auf das Wohlwollen, zumindest auf das wohlwollende Stillhalten Russlands angewiesen.
    Schulz: Und das ist im Zweifelsfall dann auch die Situation, sich auf Putin verlassen zu müssen?
    Brakel: Genau so ist es.
    Schulz: Einschätzungen heute Morgen von Alexander Brakel, dem Leiter des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Israel. Danke Ihnen ganz herzlich für Ihre Einschätzungen!
    Brakel: Gern geschehen!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.