"Das Organisationskomitee steckt finanziell tief in der Klemme, das ist kein Geheimnis", erklärt Carsten Upadek im Gespräch mit dem DLF. "Schon im März haben sie dem IOC gebeichtet, dass ihnen umgerechnet 220 Millionen Euro fehlten." Dann wurde Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff suspendiert und der nachfolgende Übergangspräsident Michel Temer strich versprochene Finanzhilfen des brasilianischen Bundes in Höhe von umgerechnet 170 Millionen Euro. Deshalb müsse das Organisationskomitee seitdem ordentlich sparen – an freiwilligen Helfern zum Beispiel, die man ja zumindest einkleiden und verköstigen muss. "Oder auch an der Autoflotte. Zuletzt sogar an Energie und Verpflegung."
Die Eröffnungsfeier habe umgerechnet zwischen 40 und 60 Millionen Euro gekostet, schätzt Upadek. "Ein Schnäppchen war’s nun also auch nicht, dafür dass die brasilianische Bundesregierung Mitte Juli eine mögliche finanzielle Beteiligung an der Sause abgelehnt hat."
"Nun soll doch der Steuerzahler einspringen"
Brasiliens Innenminister habe angekündgit, dem Organisations-Komitee umgerechnet 77 Millionen Euro aus dem Säckel der Stadt Rio de Janeiro und dem des brasilianischen Bundes zu überlassen, damit die ihre Rechnungen bezahlen können. "Wohlgemerkt sind das dann aber öffentliche Mittel. Dabei trägt das Komitee trägt seit Jahren bei jedem Interview das Mantra vor sich her: unser Budget von 2,1 Milliarden Euro ist alles privates Geld, durch Sponsoren usw. Sprich, nun soll aber doch der Steuerzahler einspringen." Deshalb habe am Freitag auch die Bundesstaatsanwaltschaft einen Antrag vor Gericht gestellt, die Überweisung zu verbieten, solange es keine klare Begründung für den Bedarf an öffentlichen Mitteln gibt.
Brasilien steckt in der tiefsten Wirtschaftkrise seit den 30er Jahren. Der Staat Rio ist finanziell kollabiert und hat im Juni den Notstand ausgerufen. "Sie können hier im Prinzip fragen wen sie wollen: alle vermuten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis auch Rio in die Knie geht."
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