Längst ist der Bürgerkrieg in Syrien auch ein Stellvertreterkrieg. Etliche Akteure mischen mit: Von den USA und deren europäischen Partnern über Russland und Iran bis hin zur Türkei, Saudi-Arabien und Katar - die Interessenlage ist komplex und unübersichtlich. Wer will was? Und: Welche Chance hat die Diplomatie?
"Der IS verliert den Krieg, und das ist auch der Grund, warum die Türkei jetzt eingreift, weil die Akteure in Syrien und auch die außerhalb Syriens beginnen, sich darum zu streiten, was mit dem Territorium geschieht, das der IS jetzt verliert. Es geht darum, dass überall dort, wo der IS vertrieben wird, arabische Kräfte, sprich Rebellengruppen, mit denen Ankara einverstanden ist und die Ankara als Verbündete sieht, die Kontrolle übernehmen und eben nicht die kurdischen Selbstverteidigungseinheiten, die dann eine Autonomie erweitern würden", sagte Kristin Helberg, freie Journalistin und Buchautorin bei einer Diskussionrunde im Deutschlandfunk.
Lediglich Symptombekämpfung
Reinhard Baumgarten, ARD-Korrespondent in Istanbul, ergänzte: "Wir müssen damit rechnen, dass das, was wir heute sehen, nur ein Präludium zu dem ist, was uns in den nächsten Jahren erwartet, dass die Türkei noch tiefer in diesen Wahnsinn hineingezogen wird." Ähnlich sieht es Björn Blaschke, Korrespondent in Kairo: "Der Kampf gegen den IS zeichnet sich als gemeinsame Stoßrichtung ab. Das ist Symptombekämpfung, keine Ursachenbekämpfung. Man sieht nicht, dass der IS ein Resultat der Tatsache ist, dass Assad seine Bevölkerung umbringt."
Kriegsreporter Kurt Peldas Analyse: "Für eine Waffenruhe müsste der Westen nun allen Druck auf Russland ausüben. Was Russland in Syrien macht, sind schwerste Kriegsverbrechen. Strategische Bomber mit ungelenkten Bomben, Flächenbombardierung wie im Zweiten Weltkrieg - das sind Kriegsverbrechern, und das muss man sagen und man muss Schritte einleiten gegen Russland, mit Sanktionen, mit Boykott."