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Krisenherd Klimawandel

Der Klimawandel zeigt sich nicht nur in Wetterextremen, sondern auch in einer Verschärfung von Hungerkrisen. In vielen Regionen Afrikas wird der Klimawandel zur konkreten Bedrohung für ganze Bevölkerungen - da sind sich viele Wissenschaftler einig. Als Hilfsorganisation ist die Diakonie an der Entwicklung besonders nah dran. Sie hat auf ihrer Bilanzpressekonferenz über die Situation im Sudan und der Sahelzone berichtet.

Von Verena Kemna |
    Bürgerkrieg und Dürre haben im vergangenen Jahr in Somalia zu einer Tragödie geführt. Wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und den radikalislamischen al-Schabab-Milizen gibt es nach wie vor keine meteorologischen Daten aus dem Bürgerkriegsland selbst. Eine Expertise des kenianischen Wetterdienstes verzeichnet für das vergangene Jahr im Nordosten Somalias zwischen Juni und Juli Niederschläge von gerade einmal 200 Millimeter im Durchschnitt. In normalen Jahren sind die Niederschlagsmengen dreimal so hoch. Doch meteorologisch normale Jahre hat es in Somalia seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr gegeben, erklärt Christiana Lefebre vom Deutschen Wetterdienst Hamburg. So sei die Wetterlage in Ostafrika, speziell in Somalia 2011 extrem gewesen. Lang anhaltender Dürre folgten heftige Regenfälle und Überschwemmungen:

    "Diese La-Ninja-Phase, die hat sich dort im letzten Jahr ausgewirkt. Die ist einfach mit einer Dürre dort verbunden. Die klimatologische Situation ändert sich dort, und jetzt haben wir eine neutrale Phase, sodass dort die Zirkulation wieder ganz normal ist."

    Die Vereinten Nationen haben Teile Somalias im vergangenen Jahr offiziell zu einem Hungersnotgebiet erklärt. Das bedeutet unter anderem, dass in der Region etwa jedes dritte Kind unterernährt ist. Somalia bleibt für die Katastrophenhilfe der Diakonie auch in Zukunft ein Schwerpunkt, erklärt die Direktorin, die Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel. Zwar hätten sich die al-Schabab-Milizen in weiten Teilen des Landes zurückgezogen, doch ein stabiler Frieden ist nach wie vor nicht in Sicht. Sie appelliert an die Bundesregierung, damit alle Konfliktparteien an den Verhandlungstisch gebracht werden. Von April 2011 bis Juli 2012 hat die Diakonie Katastrophenhilfe mehr als elfeinhalb Millionen Euro für Ostafrika bereitgestellt. Hilfe, die speziell in einem Bürgerkriegsland wie Somalia nur mit guten Partnern vor Ort überhaupt möglich ist, meint Pfarrerin Füllkrug-Weitzel.

    "Unsere Partner sind mit den Flüchtlingen immer unterwegs, das heißt, da, wo die Flüchtlinge sich niederlassen, helfen sie eine Zeltstruktur aufzubauen und Nahrungsmittel für die Haushalte, Kochtöpfe, Matten, bereitzustellen und auch für die Wasserversorgung zu sorgen."

    Außerdem sei es gelungen in den Flüchtlingslagern Schulunterricht zu organisieren. Die Diakonie Katastrophenhilfe hat auch ein Krankenhaus in Mogadischu unterstützt. Die Lage in Somalia hat sich nicht entspannt, erklärt die Leiterin der Katastrophenhilfe. Die al-Schabab-Milizen hätten sich zumindest nach außen zurückgezogen.

    "Wir sehen da noch sehr viel Potenzial für Gewalt und Konflikt. Aber was die Versorgung der Menschen betrifft, so ist das jetzt eine günstigere Lage weil sie hoffen, wieder in ihre Orte zurückkehren zu können, was ja auch schon begonnen hat."

    Mit 27 Projekten hat die Diakonie im vergangenen Jahr Nothilfe geleistet. Nahrungsmittel wurden verteilt, Brunnen und Wasserspeicher gebaut, Weiden kultiviert. Insgesamt konnte die Katastrophenhilfe mehr als 900.000 Menschen in den Dürregebieten am Horn von Afrika unterstützen. Doch die Sorge einer weiteren Hungersnot steht bevor, außerdem läuft am 20. August das Mandat der Übergangsregierung in Somalia aus. Ohne politische Befriedung, so die Leiterin der Katastrophenhilfe der Diakonie, könne es in Somalia keine Zukunftsperspektive geben.