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Kritik an Unilever-Nominierung für Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis soll Unternehmen ermuntern auf Umweltschutz und soziale Standards zu achten. Im Vorfeld der morgigen Preisverleihung hagelt es Kritik ob der Nominierung des Lebensmittelgiganten Unilever. Der Konzern verarbeitet große Mengen von Palmöl. Ein Umstand, der für Umweltaktivisten mit einem Nachhaltigkeitspreis nicht viel zu tun hat.

Von Verena Herb |
    David Vollrath, Campaigner bei der Umweltorganisation "Rettet den Regenwald" macht deutlich: Das Anpflanzen und die Herstellung von Palmöl kann nicht nachhaltig sein. Er erklärt,

    "dass schon der Weltagrarbericht von 2008 festgestellt hat, dass die industrielle Landwirtschaft mit Monokulturen, mit riesigen Plantagen per se nicht nachhaltig sein kein. Weil eben diese industrielle Landwirtschaft naturfern ist. Es werden Herbizide, Pestizide eingesetzt, Chemikalien, Kunstdünger, die Böden und Gewässer verschmutzen."

    Zehntausende Hektar Regenwald seien in den vergangenen Jahren zerstört worden, um Palmölplantagen zu bauen. Denn die Nachfrage nach dem Öl ist enorm: Es wird in Seife, Putzmitteln und Margarine, Eis und Schokolade verarbeitet. Auch in den Produkten von Unilever, einem der weltweit größten Hersteller von Verbrauchsgütern, von Körperpflegeprodukten und Lebensmitteln, wird Palmöl verarbeitet. Weshalb der Konzern in den Fokus von "Rettet den Regenwald" und Robin Wood geraten ist.

    Die Umweltorganisationen kritisieren, dass der britisch-niederländische Konzern für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert ist – und zwar in der Kategorie "Zukunftsstrategie". Die langfristige Strategie des Unternehmens ziele darauf ab, im Jahr 2020 die Herkunft des Palmöls bis zur Plantage rückverfolgbar zu machen und die Gesamtmenge des verwendeten Rohstoffs aus nachhaltigem Anbau zu beziehen, begründet Günther Bachmann, Vorsitzender der Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises und Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung, die Nominierung:

    "Wir finden, dass ein Unternehmen, was sich sehr weitgesteckte Ziele setzt, nämlich Palmöl aus nachhaltig erzeugtem Anbau zu beziehen, dass sich das Unternehmen durch eine besonders hervorragende Zukunftsstrategie auszeichnet. Deswegen haben wir Unilever nominiert."

    "Rettet den Regenwald" und "Robin Wood" haben die Preisverleihende Stiftung aufgefordert, die Auszeichnung nicht an Unilever zu verleihen. Die Kunden würden mit Ökomärchen über angeblich nachhaltigen Palmöleinkauf abgespeist – das sei nicht mehr als Greenwashing.

    Günther Bachmann reagierte mit einem sechsseitigen offenen Brief auf das Anschreiben der beiden Umweltverbände. Darin macht er deutlich, dass auch er die bislang noch vorherrschende Art der Palmölproduktion für in hohem Maße unverantwortlich und Umwelt schädigend halte – doch Unilever sei mit seinen Aktivitäten auf dem richtigen Weg. Das soll honoriert werden. Den Vorwurf des Greenwashings weist Bachmann zurück:

    "Denn die zitierten Problemfälle datieren aus der Vergangenheit. Man hat international erhebliche Anstrengungen gemacht, nicht nur Unilever, auch andere Unternehmen, andere NGOs, wie der WWF, um zu einem gesichert nachhaltig erzeugten Palmölmenge zu kommen. Die nicht nur eine Nische ist, sondern den Mainstream bedient."

    Er verweist dabei auf das RSPO-Zertifikat. Vor genau fünf Jahren haben Palmöl-Hersteller, Plantagenbesitzer, Händler und Investoren sowie Verbraucher- und Umweltschutzorganisationen wie WWF und OXFAM International diesen "Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl" - RSPO gegründet. Unilever war von Beginn an mit dabei. Das Ziel: Unternehmen stellen Palmöl sozial- und umweltverträglich her, das wird durch das Zertifikat angezeigt. Merlin Koene, Kommunikationsdirektor von Unilever gibt zu: RSPO setze Mindeststandards, man sei jedoch auf dem richtigen Weg. Auch deshalb weist er den Vorwurf des Greenwashings entschieden von sich:

    "Es ist eine sehr, sehr schwierige und sogar schlechte Situation. Der Urwald ist zerstört worden. Und wird auch noch zerstört wegen Palmöl aber auch wegen anderer Ressourcen. Und hier ist es wichtig, dass man hier gemeinsam daran arbeitet und versucht, das Thema Nachhaltigkeit zum Standard zu machen."

    Das reicht David Vollrath von "Rettet den Regenwald" jedoch nicht: Das RSPO-Zertifikat werde von der Palmöl-Industrie dominiert. Es ist ein freiwilliges Zertifikat – und sage deshalb so gut wie nichts aus. Der richtige Weg sei ein anderer, so der Aktivist von "Rettet den Regenwald":

    "Wenn Unilever weiß, dass Wilmar also der größte Palmölproduzent der Welt, wichtige Ökosysteme für den Anbau von Ölpalmen zerstört, Dörfer zerstört, Menschen vertreibt, Menschen auch umbringt, um eben diese Ölpalmplantagen auch auszubauen. Dass dann Unilever auch die Konsequenzen ziehen muss, und die Handelsverbindungen zu diesem Zulieferer abbrechen muss."

    Das sei die Forderung. Ob Unilever den Preis bekommt, wird Ende der Woche entschieden: Am Freitagabend findet die Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises in Düsseldorf statt.