Immer mehr Grundwasser-Messstellen weisen eine Nitratbelastung über den gültigen Grenzwerten auf. Betroffen ist laut Bundesumweltministerium ein Viertel der Grundwasservorkommen in Deutschland. Hier werden Werte über 50 Milligramm Nitrat pro Liter nachgewiesen. Zum Vergleich: 2011 war die Belastung des Wassers noch geringer, damals war jedes sechste Vorkommen betroffen.
Das Nitrat-verunreinigte Grundwasser dehnt sich zudem aus. Mittlerweile ist das Wasser in einem Drittel der Fläche Deutschlands in einem schlechten ökologischen Zustand. Die Belastung sei, so das Bundesumweltministerium, in mehreren Regionen deutlich zu hoch. Sie führe "zu deutlichen Auswirkungen bei der Trinkwassergewinnung und verursacht vermehrte Anstrengungen zum Schutz der Trinkwasserressourcen."
Höhn: Massentierhaltung versaut uns das Grundwasser
Bärbel Höhn, stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, nennt die Zahlen besorgniserregend. Sie betont: Das Problem sei seit Jahren bekannt, hauptverantwortlich dafür sei die Landwirtschaft.
"Die Massentierhaltung versaut uns das Grundwasser. Immer mehr Tiere in Großställen, immer mehr Gülle, die auf den Feldern praktisch entsorgt wird, und damit immer mehr Nitrat im Grundwasser."
Vor allem in landwirtschaftlichen Gebieten ist das Grundwasser großflächig mit Nitrat belastet. So sind in Nordrhein-Westfalen 40 Prozent der Landesfläche betroffen, in Schleswig Holstein 50, in Niedersachsen sogar 60 Prozent. In diesen Bundesländern werden besonders viele Schweine und Rinder, wird besonders viel Geflügel auf engem Raum gehalten.
Schmidt: Landwirtschaft hat Schlüssel in der Hand
Die EU-Kommission hat wegen zu hoher Nitrat-Belastung des Grundwassers bereits zwei Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet. Die Bundesregierung verweist auf die geplante Novellierung der Düngeverordnung. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, CSU:
"Die Landwirtschaft hat einige Schlüssel in der Hand, deswegen sind wir ja auch seit längerer Zeit dabei, eine neue Düngeverordnung auf den Weg zu bringen."
Strengere Regeln für Gülle-Einsatz
Künftig soll unter anderem strenger geregelt sein, wann die Landwirte Gülle auf ihre Felder ausbringen dürfen und wie viel. Noch aber ist die neue Verordnung nicht in Kraft getreten. Der Deutsche Bauernverband kritisiert die Regelungen. Er erklärte schriftlich auf Anfrage von NDR und WDR, der Nitratbericht aus dem Jahr 2012 zeige eine deutliche Verbesserung der Grundwasserqualität. Weiter heißt es: "Darüber hinaus problematisch ist, dass die Düngeverordnung viele detaillierte Regelungen vorsieht, die zu starr und nicht praxistauglich sind."
Die Agrarminister der Grünen, darunter in Nordrhein Westfalen und Niedersachsen, machen seit Monaten Druck auf Berlin. Sie werfen dem Bund wegen mangelnder Kontrollen von Gülle Versagen vor. Auch die Grünen-Politikerin Höhn betont:
"Angesichts dieser Riesenprobleme bin ich wirklich fassungslos, dass die Bundesregierung nicht handelt."
Auch die EU-Kommission macht Druck. Noch in diesem Monat will sie ihre Klage wegen Nicht-Einhaltung der Nitrat-Richtlinie beim Europäischen Gerichtshof einreichen. Nitrat selbst ist ungiftig, kann aber vom Körper in gesundheitsschädliches Nitrit umgewandelt werden. Vor allem für Säuglinge ist zu viel Nitrat gesundheitsgefährdend, deswegen gelten seit Mitte der 90er-Jahre EU-weit strenge Grenzwerte für Nitrat im Grundwasser.