Von morgens bis spät in die Nacht gleitet der riesige Mähdrescher über die 900 Hektar rings um die Young-Farm bei Carlinville, mitten in Illinois. Am Morgen drischt der 40-jährige Joshua Young Körnermais, nachmittags Sojabohnen. Zwei Pflanzenarten: Das ist alles, was Young auf seiner Farm anbaut - und auch die ausschließlich gentechnisch verändert, seit 15 Jahren. Für ein Interview ist nur während der Fahrt Zeit.
"Wir wollen so mit der Farm umgehen, dass wir sie den nachfolgenden Generationen besser hinterlassen. Wir möchten ein guter Verwalter sein in der Art und Weise, wie wir die Farm bewirtschaften."
Glyphosat verliert an Durchschlagskraft
Josh kämpft gerade noch auf ersten Runde am Feldrand mit Unkraut, das sich im Schneidwerk staut. Er deutet auf den Monitor des Bordcomputers.
75 Bushel, das sind rund 5 Tonnen je Hektar statt 3,5 Tonnen vor 15 Jahren, als er noch konventionelles Saatgut verwendet hat - ohne Gentechnik. Josh war schon in Deutschland, er kennt die Ängste und Ablehnung gegen grüne Gentechnik, er weiß um den schlechten Ruf des US-Agrochemiekonzerns Monsanto.
"Ich habe noch nicht einen wissenschaftlichen Beleg gesehen, wonach gentechnisch veränderte Pflanzen nicht umweltfreundlich sind oder ungesund für Menschen. Man kann da sicher emotional argumentieren, aber ich sehe keine wissenschaftliche Basis dafür."
Als die Farmer im Mittelwesten angefangen haben mit dem Einsatz der gentechnisch veränderten Pflanzen und dem darauf abgestimmten Herbizid, waren kaum noch Unkräuter auf den Sojafeldern zu sehen. Inzwischen kehren sie zurück. Die bequeme Allzweckwaffe Glyphosat verliert buchstäblich an "Durchschlagskraft".
"Ich denke, Round up funktioniert so gut, Glyphosat wirkt so gut, dass die Leute bequem geworden sind und es immer mehr und immer mehr nutzen wollen. Sie benutzen es beim Mais, bei Soja, mehrere Male im Jahr, das ist ein Problem."
Fördert Glyphosat Resistenzen?
Josh meint also, die Farmer würden Resistenzen fördern, weil sie mit dem chemischen Hilfsmittel Glyphosat nicht sorgsam umgingen. Seit einem Jahr verkauft Monsanto mithilfe des deutschen Chemiekonzerns BASF eine neue Wunderwaffe gegen glyphosatresistente Unkräuter in Sojafeldern: Monsanto machte Sojapflanzen widerstandsfähig gegen den Wirkstoff Dicamba, eine alte Rezeptur, die nun im großen Stil Sojaäcker wieder unkrautfrei oder "clean" macht.
Gentechnikfrei lohnt sich nicht mehr
Nachdem das glyphosatverträgliche Soja an Grenzen stößt, sorgt Monsanto nun also mit doppelt, also gegen Glyphosat und Dicamba, gewappnetem Soja für eine Lösung gegen resistente Unkräuter. Dabei sät Monsanto auch Streit zwischen den Farmern. Machen sich da die Gentechnik-Farmer nach Glyphosat nicht bloß von einem neuen Wirkstoff abhängig?
"Mag sein", sagt Jim Bellm, ein Nachbar der Familie Young, trotzdem hat er nach vielen Jahren inzwischen den Anbau von gentechnikfreiem Mais und Soja aufgegeben. Es rechnet sich einfach nicht. Jim ist jetzt auch ein Gentechnikfarmer.
"Mit der Zeit nahm die Akzeptanz von Gentechnik zu und die Aufschläge für gentechnikfreies Getreide sind gesunken. Außerdem haben uns Insekten und Unkraut Probleme gemacht, das haben wir mit gentechnikfreien Sorten nicht so gut in den Griff bekommen wie mit Gentechnik-Saaten."
Streit zwischen Nachbarn
Gentechniksaat in Kombination mit Dicamba funktioniert an sich offenbar ganz gut. Aber das Spritzmittel ist leicht flüchtig und gelangt so über die Luft auch auf Nachbarfelder. Und wehe dort wachsen keine gentechnisch gegen Dicamba gewappneten Pflanzen! Was dann passiert, zeigt uns der Farmer Jim Bellm, als wir ihn bei der Ernte auf dem Feld besuchen.
"Du kannst dir seine Bohnen anschauen und meine und du siehst einen eindeutigen Unterschied. Dem muss er sich stellen. Er muss mich für diesen Verlust entschädigen."