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Leichtathletik-WM
"Bolt hat unseren Respekt verdient"

Doping sei eine grundsätzliche Gefahr, sagte der Sportfunktionär Helmut Digel. Doch vom 100-Meter-Weltmeister Usain Bolt habe es noch nie eine positive Probe gegeben. Der Anti-Doping-Kampf der Leichtathletik suche seinesgleichen, sagte Digel: "Der Leichtathletik vorzuwerfen, sie würde nicht gegen Doping kämpfen, halte ich schlicht für dumm und naiv."

Helmut Digel im Gespräch mit Philipp May |
    Helmut Digel, Sportsoziologe
    Der langjährige Sportfunktionär Helmut Digel sagte, das Dopingproblem in der Leichtathletik sei lange bekannt. (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
    Im 100-Meter-Finale seien einige - wie der Mitfavorit Justin Gatlin - bereits einmal gesperrt gewesen. Man müsse darauf hoffen, dass sie keine Widerholungstäter seien. Verdachtsmoment würden mitspielen, so Digel, aber man müsse an die Athleten denken, die sauber seien, und deren Leistungen würdigen. "Es gibt saubere Athleten, die sich mit den Weltbesten messen."
    Der Verführung seien alle ausgesetzt, auch die Sportler mit weniger Talent. Usain Bolt sei hingegen einer der Talentiertesten. Digel sagte, Bolt habe es verdient, dass man ihn für seine sportliche Leistung respektiere. Von ihm habe es noch nie eine positive Dopingprobe gegeben.
    Dopingproblem seit Jahren bekannt
    Dass es in der Leichtathletik ein Dopingproblem gebe, sei seit Jahren bekannt, und zwar in den verschiedensten Disziplinen. "Die positiven Proben sprechen eine eindeutige Sprache." Die seien aber wiederum nur möglich, weil kontrolliert werde. Die Leichtathletik habe einen Anti-Doping-Kampf gestartet, der seinesgleichen suche, indem sie als erste Trainingskontrollen und eine Blutdatenbank eingeführt habe.
    Dass die Doping-Studie in der Leichtathletik nicht freigegeben wurde, begründete Digel mit einem "Präsidenten-Problem" im Weltleichtathletikverband IAAF. Der ehemalige Präsident Lamine Diack habe die Veröffentlichung unterbunden.
    Digel ist aus dem IAAF-Council ausgeschieden. Zum neuen Council sagte er. "Da werden Leute gewählt, die von der Leichtathletik keine Ahnung haben. Wie sie zu ihren Stimmerfolgen gekommen sind, ist ein Rätsel." Der internationale Sport sei eine Spielwiese geworden für Reiche, für Politiker, Militärs. "Das ist eine höchst fragwürdige Entwicklung", so Digel. Sein designierter Nachfolger, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Clemens Prokop, nicht reingewählt worden.
    IAAF keine kleine FIFA
    Wer den Weltleichtathletikverband mit der FIFA vergleiche, tue der Leichtathletik unrecht. Auch wenn das System "One Country, One Vote" wie in der FIFA existiere. Die IAAF habe weniger Geld und wirtschafte im Vergleich zur FIFA vernünftiger. Außerdem habe man in der Leichtathletik "keinen Herrn Blatter".
    Dem neuen Präsidenten Sebastian Coe legte Digel nahe, die Verantwortung für den Anti-Doping-Kampf nach außen zu vergeben. Jedoch kritisierte er die Welt-Anti-Doping-Agentur für die fehlenden Ermittlungsergebnisse bezüglich der russischen Leichtathletik. Das könne nicht im Sinne des sauberen Sports sein.
    Das vollständige Gespräch können Sie als Audio-on-Demand nachhören.