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Marcus Wiebusch
Vom Punk zum Labelchef

Anfangs war Marcus Wiebusch Punk-Sänger, später bei der Indie-Rock Band Kettcar aktiv. Außerdem ist der Hamburger zusammen mit Thees Uhlmann und Reimer Bustorff Chef des Labels Grand Hotel van Cleef: Porträt eines Musikers, der die Musikszene aus verschiedenen künstlerischen Positionen bereichert.

Von Anja Buchmann |
    Marcus Wiebusch
    Marcus Wiebusch (Andreas Hornoff)
    Diese Sendung können Sie nach Ausstrahlung sieben Tage nachhören.
    Wütend und politisch: Die Anfänge mit "...But Alive"
    "Wir waren eine sehr zornige Band," sagt Marcus Wiebusch über seine Punkformation "...But Alive", die er Anfang der 1990er Jahre gegründet hat - unter anderem mit Schlagzeuger Frank Tirado-Rosales, der auch zu Beginn von "Kettcar" dabei war. Mit "...But Alive" brachte er zwischen 1993 und 1999 vier Alben heraus, von denen insbesondere die ersten drei musikalisch und textlich vor allem eins waren: wütend und politisch.
    "Gerade auch aus heutiger Sicht, wenn ich mir auch die ganzen alten Sachen durchlese und die Texte vergegenwärtige – die sind schon sehr im selbstgerechten Zorn auch geschrieben worden. Muss man sagen. Aber es war auch eine Zeit, ich sag mal, als wir gegründet haben 1993, Rostock, Hoyerswerda, die Übergriffe auf Asylbewerberheime, das war schon auch prägend auf eine Weise. Dass man gesagt hat, das kann nicht sein, dass ich in einem Land lebe, mit der Geschichte, wo in Rostock auf einmal ein Mob ein Asylbewerberheim anzündet."
    Im August 1992 wird in Rostock-Lichtenhagen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für vietnamesische Vertragsarbeiter von Rassisten und Neonazis belagert, attackiert und in Brand gesteckt. Vor drei Jahren übrigens in dem Kinofilm unter dem Titel "Wir sind jung. Wir sind stark" aufbereitet. Augenzeugen berichten von einer ausländerfeindlichen Pogromstimmung in den 90ern in Rostock. Ein Ereignis, das Marcus Wiebusch und seine Kollegen aus der linken Szene sehr erschüttert hat.
    "Da musste man sich zu verhalten, also ich hab auch alle Bands verachtet, die sich nicht dazu verhalten haben. Und ich war eingebunden in einer Szene, die das alles ganz genauso gesehen haben, also das war schon eine sehr kraftvolle Punkerszene, in die ich eingebunden war. Und da hat man auch die Songs gemacht, die eine Antwort darauf für einen selber erst mal sein konnten."
    Antworten zu politischen Ereignissen
    Antworten, die die Punkszene bzw die Fans von "...But Alive" begierig aufsaugen. Denn die Band gibt Antworten zu politischen Ereignissen: Sei es Rechtsradikalismus in Songs wie "Nur Idioten brauchen Führer", sei es die Thematisierung von Vergewaltigungen und dem schlechten Umgang der Justiz mit den weiblichen Opfern in "Gerechtigkeit" oder der Verweis auf die multikulturelle Doppelmoral und Wohlstandsghettos in "Natalie".
    "Also ich bin ja kein Prophet, der damals gedacht hat, '93, dass 2017 es alles noch schlimmer wird und auch wenn ich damals auch schon Sätze formuliert habe, "was werdet ihr tun, wenn der Sternmarsch beginnt", also der Sternmarsch der Menschen, die in unser Wohlstandland reinkommen. Dann war das natürlich schon irgendwie so ne Prophezeiung, aber ich hätte mir nicht träumen können, dass es so kommt, wie wir es gerade erleben."
    Musik "Natalie"
    "Ich bin im Süden Hamburgs, auf der Veddel, Wilhelmsburg/Veddel, groß geworden und habe dann, als ich meine Leidenschaft für Musik entdeckt habe... also das ging halt über einen Freund, hatte eine Akustikgitarre und dann haben wir da so rum geeiert, und als wir aber eine Band gründen wollten, hatten wir diese Möglichkeiten von diesem Projekt, das gibt es glaube ich immer noch, das heißt «Lass 1000 Steine rollen», das ist ein sogenanntes Drogenpräventionsprojekt, das ursprünglich aus Schweden kommt. Und da haben wir halt im Süden Hamburgs, in Kirchdorf-Süd genauer, das ist ein Teil von Wilhelmsburg, haben wir halt losgelegt. In Räumen, die uns zur Verfügung gestellt wurden. Und, ja, ohne diese Chance, weiß ich nicht, wie es dann gekommen wäre. Ich glaube irgendwann hätte ich es sicherlich auch anders geschafft, Musik zu machen. Aber so ging es halt los."
    Marcus Wiebusch
    Marcus Wiebusch (Andreas Hornoff)
    Studierter Pädagoge
    Tatsächlich, das Drogen-Präventionsnetzwerk "Lass 1000 Steine rollen" gibt es auch heute noch, unter anderem mit dem Bezirks-Projekt in Kirchdorf-Süd, wo Marcus Wiebuschs erste musikalische Schritte begannen. Und so hat der Musiker und studierte Pädagoge - auch wenn er es nur widerwillig zugibt - zudem seine Diplomarbeit über ein ähnliches Thema geschrieben. Nämlich:
    "Funktion und Bedeutung von Musik im Jugendalter und die Chancen für die Jugendkulturarbeit."
    Etwas schnell herunter gerasselt. Jedenfalls: Marcus Wiebusch hat selbst als Betreuer in einem Jugendprojekt in Hamburg-Bergedorf gearbeitet und dort mit den Jugendlichen Musik gemacht. Wichtig für ihn, in der außerschulischen Arbeit: Die Jungs und Mädels mit ihrer Musik arbeiten zu lassen und das Ganze möglichst niedrigschwellig zu gestalten, ohne großes Notenlesen und Tonleitern Lernen. Schließlich kommen echte Punks auch ohne solche "überflüssigen" Hilfsmittel aus. Wie gut auch immer Marcus Wiebusch als Pädagoge war – er hat sich fürs Musikerdasein entschieden. "Für uns nicht", Nicht zynisch werden" und "Bis jetzt ging alles gut" heißen die ersten drei Platten mit "...but alive", die musikalisch sehr ähnlich sind: Zorniger, gitarrenlastiger, schneller Punkrock, der in kurzen, knackigen Songs daher kommt. Bis zu "Hallo Endorphin": Auf dem letzten but alive-Album, das übrigens auf Wiebuschs erstem eigenen Label "BA Records" veröffentlicht wird, klingen sie anders.
    Sänger Marcus Wiebusch von der Band Kettcar
    Sänger Marcus Wiebusch von der Band Kettcar (picture alliance / dpa / epa Pessenlehner)
    Musik "Teil des Plans"
    "Teil des Plans" mit leichten Ska-Anklängen und Bläsersatz von der Platte "Hallo Endorphin", dem letzten Album mit "...but alive" aus dem Jahr 1999. Das von den Fans nicht nur positiv aufgenommen wird, bricht sie doch mit dem reinen Punk-Sound der Vorgänger. "Hallo Endorphin" ist schon ein Hinweis auf das, was mit der neuen Band "Kettcar" folgt .
    Reflektiert und befindlichkeitsfixiert: Band Kettcar
    Übrigens auch die Zeit als Marcus Wiebusch, der da schon gemeinsam mit seiner Band von der Musik leben kann, kurz überlegt, ob er weiter im Musikbusiness bleiben will. Aber: Er macht weiter. Allerdings: Für seine Punkband mit den klaren politischen Texten, mit der deutlichen Stellungnahme ist das Ende gekommen. Nun heißt es:
    Kettcar - Beseelt vom britischen Britpop der Marke Blur und Oasis, aber auch unter dem Eindruck stehend, dass man gute deutsche Texte machen kann jenseits von so nem Dreck wie Deutschrock und aber auch so einem Hamburger Schule Weg. Wir haben das am Anfang den dritten Weg genannt, wir wollen einen anderen musikalischen Weg gehen, aber trotzdem nicht doofe Texte machen.
    Musik "Im Taxi weinen" (Kettcar)
    "Befindlichkitsfixierter Aufstand" singt Marcus Wiebusch im Song "Im Taxi weinen" und schafft sich damit selbst ein Wort, das zuweilen zur Kritik an Kettcars Musik und Texten dient: befindlichkeitsfixiert.
    "Ich habe den Terminus erfunden, mit dem man mich dann kritisiert hat."
    Kettcar ist deutlich weniger politisch als "...But Alive"; in der neuen Band geht es vor allem um persönliche Lebens-Fragen, Alltags-Geschichten, Befindlichkeiten. Zumindest zu Beginn, bei den ersten beiden Alben "Du und wieviel von deinen Freunden" und "Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen". Die Musik dazu: Gelassener Pop-Rock, geprägt von mal locker geschrammelten, mal verzerrten, mal gezupften Gitarren, melodische Keyboard-Riffs und -Flächen, geschmackvolles Schlagzeug-Spiel, das nicht nur kräftig auf zwei und vier 'wummst', sondern auch leise, holzige Klänge erzeugt. Und über allem: Die markante, sanfte, leicht rauchige Stimme des Marcus Wiebusch.
    "Während man in den 90ern natürlich sich den Themen, die einen so beschäftigen, gestellt hat, und dann halt auch eher zornig oder vielleicht auch mit so einem gewissen Moralismus an die Sache ran gegangen ist – den ich jetzt aber gar nicht so negativ sehe, weil ich glaube, dass zu jedem guten politischen Song gehört Moralismus-, ist man heute wesentlich reflektierter. Und ich habe das auch in den politischeren Songs, die ich auch bei Kettcar, oder auch bei Marcus Wiebusch gemacht habe, habe ich auch immer versucht, dieses dialektische "einerseits andererseits", dieses Reflektierendere anklingen zu lassen."
    Musik "Geringfügig, befristet, raus" (Kettcar)
    Musiker-Label "Grand Hotel van Cleef"
    "Geringfügig, befristet, raus". Ein Titel von Kettcars Album "Sylt" aus dem Jahr 2008, das wieder etwas politischer angelegt ist. Die dritte Platte der Band und auch die dritte, die auf Marcus Wiebuschs Label "Grand Hotel van Cleef" veröffentlicht wird. Ein Label, das er gemeinsam mit Kettcar-Bassist Reimer Bustorff und Sänger Thees Uhlmann (ehemals: Tomte) führt. Anfangs aus der Not geboren: Für das Kettcar-Debut findet sich kein Label, außerdem steht das nächste Tomte-Album von Uhlmann in der Pipeline. So wird Grand Hotel van Cleef geboren – der Name ist eine Idee des damaligen Tomte-Schlagzeugers, der 'irgendwas aus der Gastro-Szene' mit drin haben wollte. Ursprünglich als Vehikel für eigene Veröffentlichungen gedacht, erweitern Weibusch und Co es dann doch für andere Bands.
    Marcus Wiebusch von Kettcar bei einem Konzert im Rahmen von "40 Jahre Knust" in Hamburg
    Marcus Wiebusch von Kettcar bei einem Konzert im Rahmen von "40 Jahre Knust" in Hamburg (imago stock&people / Future Image / I. Schiffler / )
    Befreundete Bands auf dem Label
    "Da hatten wir natürlich auch Strukturen geschaffen, mit unserem Vertrieb, mit Promo-Leuten, wo man gedacht hatte: Ja, warum bringen wir nicht jetzt auch noch eine Death Cab For Cutie raus, nachdem wir erfolgreich auch die Tomte-Platte heraus gebracht hatten. Also wir hatten dann so Strukturen, wo wir uns auch gedacht haben: Das können wir doch auch anderen Bands zugänglich machen. Auch befreundeten Bands, am Anfang haben wir fast nur befreundeten Bands, außer Death Cab For Cutie, aber wir haben sehr viele befreundete Bands auch auf unser Label geholt. Ja, und jetzt sind wir 15 Jahre am Start."
    Damit das Label heute noch Bestand hat und inzwischen sechs Mitarbeiter beschäftigen kann, haben Wiebusch, Uhlmann und Bustorff alle Register gezogen: Einen eigenen Verlag gegründet, eine Bookingabteilung und einen Merchandise Shop. So können sie überleben und haben Bands unter Vertrag, wie Olli Schulz und der Hund Marie, Bernd Begemann, Nils Koppruch, Tim Neuhaus oder die Hansen Band - mit Schauspieler Jürgen Vogel als Sänger – im Gegensatz zu anderen Labels, wie etwa die Kollegen von Kitty Yo, die der Krise der Plattenindustrie nicht stand halten konnten. Die Grand-Hotel-van-Cleef-Chefs verdienen keine dicken Summen, zahlen sich selbst laut Wiebusch lediglich die eine oder andere Aufwandsentschädigung aus.
    Musik "Im Club" (Kettcar)
    Band-Auszeit, Soloalbum
    "Zwischen den Runden" heißt das letzte Album von Kettcar vor einer Bandauszeit, die im Jahr 2013 angekündigt wird. Die Idee: Mehr eigenverantwortlich arbeiten.
    "Und da hab ich den Jungs gesagt, ich möchte jetzt auch mal schneller Musik machen. Das war glaub ich auch mein Satz: Ich möchte schneller zu Ergebnissen kommen und dann raus. So wie früher. So weißt du, einfach nicht, ist doch egal, zack, raus. Und hier sieben Minuten: Klar, raus. Weiter. Und das habe ich der Band gesagt. Tatsächlich war es zum Teil auch auf offene Ohren, weil mein Bruder war auch fertig und brauchte auch ne Pause und – weil der hat ja auch noch so einen Nebenjob, neben dem Musikersein hat er auch noch so eine Fisch-Räucherei in Niedersachsen. Dann habe ich ihnen gesagt, ich mache jetzt diese Pause und dann gucken wir mal in zwei Jahren, wenn ich das Soloalbum gemacht habe, wie wir dann weiter vorgehen."
    Musik "Haters gonna hate"
    Thema: Homophobie im Fußball
    2014 ist Marcus Wiebusch dann solo unterwegs. Natürlich mit Begleitmusikern, aber in Eigenregie, ohne basisdemokratische Absprachen mit den Kollegen. "Konfetti" heißt das dazugehörige Album - und insbesondere ein Titel hat eine große öffentliche Wirkung: "Der Tag wird kommen", Thema: Homophobie im Fußball. Ein Song, der auch in der Presse hohe Wellen schlägt, großenteils beklatscht, im Falle einer Spex-Rezension aber auch geradezu zerrissen, unter anderem mit den Worten: "Ein plattitüdenreicher und bieder moralisierender Text im Sinne von 'Wir gegen die Doofen' ". Der Songschreiber ist noch heute wenig amüsiert über diese Kritik.
    "Man muss das nicht feiern, ne? Ich will nicht, dass man das halt lobt, so ja, der meint das ja ganz toll, jetzt finden wir den Song mal gut, weil es ja gut gemeint ist, das meine ich nicht. Aber der Rezensent, der hat den Song so dermaßen krass missverstanden, und hat nur Schrott geschrieben, wo ich dann auch echt so gedacht habe: Du sitzt da Wochen und Monate an so einem Song und dann kommt die Spex an und der hört sich den Song einmal an und dann schreibt er das. Der wollte mich auch wirklich verletzen oder auch herab würdigen. Das hat man richtig gemerkt, das war voller Hass geschrieben. Ich weiß auch, dass das ein Musiker war ... aber ist mir jetzt auch egal."
    Im Nachhinein gibt es übrigens eine Reaktion der "Spex"-Redaktion: Es habe sehr konträre Meinungen zum Song gegeben und der Redakteur entschuldigt sich dafür, dass "ein emanzipatorisches, linkes Magazin wie Spex dem Thema nicht angemessener begegnet ist".
    Soweit zur medialen Auseinandersetzung. Aber: Wie ist dieser Song eigentlich entstanden und worum geht es genau? Eine Frage, die der Musiker schon so oft gehört hat, dass er es zunächst mit einer alternativen Geschichte versucht.
    Nicht Pierre Littbarski
    "Also das war ein 90-Jähriger, kurz vorm Sterben, in den letzten Zügen liegender Journalist, der hat mir, auf dem Totenbett hat er mir erzählt, er kennt da einen: Pierre Littbarski. Nein, Quatsch. Neeein, nicht Pierre Littbarski. Nein. So, jetzt mal hier ernst, was ist denn hier gerade los."
    Nein, natürlich nicht Pierre Litbarski. In "Der Tag wird kommen" geht es auch nicht um Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsberger, der sich zufällig kurz vor Erscheinen des Songs als homosexuell geoutet hat. Es ist die Geschichte eines imaginären schwulen Fußballers, der es nicht schafft, seine Orientierung öffentlich zu machen, der aus Angst vor Zurückweisung und Diskriminierung das öffentliche Image eines Heterosexuellen pflegt.
    "Bei 'Der Tag wird kommen' hat mich von der ersten Sekunde beseelt, dass wir auch unter dem Eindruck stehen, dass Fortschritt auch gemacht wurde, was Homophobie angeht. Ich weiß das deshalb so genau, weil mein Bruder ist ja homosexuell und der hat sich in den 90ern geoutet", sagt Lars Wiebusch, Keyboarder bei "Kettcar". "Und da war das auch noch was anderes als 2015 oder14. Meine Mutter war vom Donner gerührt, es war wirklich schlimm für meinen Bruder und dann frag mal die Homosexuellen in den 70ern, und dann frag mal die Homosexuellen in den 60ern, wie es da denn war mit ... selbst Rio Reiser, der homosexuell war, hat sich nicht getraut, sich zu outen, in einem ganz links kulturellen Umfeld. So, das muss man sich mal vorstellen und wo stehen wir heute? Heute kann sich jeder, also in dem Feld der Kunst und Kultur, kann sich jeder outen ohne jetzt irgendwie Repressalien ausgesetzt zu werden. Will sagen, der Gedanke: Der Tag wird kommen, Fortschritt lässt sich nicht aufhalten war das zentrale Motiv des Songs und aus diesem zentralen emotionalen Motiv habe ich dann den Song entwickelt."
    Musik "Der Tag wird kommen"
    Zu "Der Tag wird kommen" gibt es ein sehr eindrucksvolles, durch Crowdfunding finanziertes Video, in dem die Geschichte des Fußballers in einem Kurzfilm gezeigt wird. Und in der pathetischen Schlusssequenz sieht man Menschen aus zahlreichen schwul-lesbischen Fußball-Fanclubs - von "Queerpass Sankt Pauli" bis zu "Andersrum Ruut-Wieß Köln", wie sie ernst in die Kamera schauen. Musikalisch fällt auf: Marcus Wiebusch pflegt den Sprechgesang. Aber auch wenn es in einigen Rezensionen hervorgehoben wurde; das ist nichts Neues. Schon zu "...but alive"-Zeiten galt: Wenn der Sänger viel zu sagen hatte, tat er das in verdichteten Sprech-Kaskaden. Und seinen alten Punk-Zeiten fühlt sich der Musiker und St. Pauli-Fan immer noch verbunden.
    "Das würde ich mal ganz stark unterschreiben, dass das bei mir so ist. Anders kann man solche Songs, wie auf meinem Soloalbum, "Der Tag wird kommen", auch nicht schreiben. Wo einem ja auch irgendwo alles egal ist, was irgendwelche «Hater» oder Spex-Redakteure oder... wie man sie auch nenn, die Gruppe der Hater, die auch ganz unterschiedlich sind. Dann macht man das halt. Weil man halt weiß, dass das gut und richtig ist und dass man von niemandem etwas sagen lässt. Das ist glaube ich die Haltung, die ich vom Punk gelernt habe."
    Musik "Für uns nicht"
    Nächstes Kettcar-Album in der Pipeline
    Wütend, laut und politisch mit "but alive", ausgewogener, persönlicher und nachdenklicher mit "Kettcar"; beides miteinander verbunden beim Soloalbum - aber die musikalische Reise von Marcus Wiebusch geht weiter. Grand Hotel van Cleef feiert im August sein 15-Jähriges Jubiläum und das nächste Kettcar-Album steht in der Pipeline. Mit den neuen Stücken will Wiebusch wieder mehr an seine politischen Ursprünge anknüpfen.
    "Jenseits von sonem politischen Moralismus, der vielleicht für but alive kennzeichnend war, wollen wir jetzt nochmal trotzdem aber auch echt ein ernsthaftes Rockalbum machen, das sich den Themen der Zeit auch stellt. Das hatten wir uns vorgenommen Denn wir finden auch so: Diese weinerlichen, mir geht's heute nicht so gut-Singer/Songwriter, diese Zeit ist echt vorbei. Das will heute keiner mehr hören."
    Musik "Graceland" (Kettcar)