Die Terrorattacken in Frankreich nehmen kein Ende. Am Dienstag war es der Angriff auf eine katholische Kirche in der Normandie, am Nationalfeiertag war ein Lastwagen in Nizza in eine Menschenmenge gerast. Nicht zu vergessen die Terrorangriffe vergangenes Jahr in Paris auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo und später auf die Konzerthalle Bataclan, das Fußballstadion Saint-Denis und eine Reihe von Restaurants und Bars. Frankreich befindet sich im Ausnahmezustand - und die Medien ebenfalls.
Die Tageszeitung "Le Monde" hat nun angekündigt, auf die Darstellung von Attentätern zu verzichten. In einem Leitartikel begründete Chefredakteur Jérôme Fenoglio die Entscheidung, damit wolle man eine "posthume Glorifikation" verhindern. Demnach sollen keine Bilder mehr veröffentlicht werden, die Propaganda-Material des IS seien. Wie es weiter heißt, diskutiere die Redaktion auch nach dieser Entscheidung weiter über ihre Arbeitsweisen. "Le Monde" ermutigt andere Medienhäuser, dem Beispiel zu folgen. Fenoglio fordert eine Diskussion über den Umgang der Medien mit Attentaten. Dies sei unerlässlich, um die "Strategie des Hasses" der Terroristen zu zerbrechen.
Der französische Nachrichtensender BFMTV unterstützt das Vorhaben. In einem Artikel auf der Internetseite begründet der Sender sein Vorhaben ähnlich. So sollen keine Fotos von lachenden Tätern gezeigt neben den Bildern der Opfer dargestellt werden. Auf tiefgründige Information über Herkunft und Motive der Attentäter will die Redaktion gleichwohl nicht verzichten. Ob der französische Vorstoß auch in Deutschland auch Resonanz stößt, ist fraglich. Vor allem Boulevard-Zeitungen finden an der Personalisierung der Berichterstattung Gefallen, auch über Terroristen.
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger wollte eine Anfrage des Deutschlandfunks, ob der französische Vorschlag auch auf Deutschland übertragen werden könne, nicht kommentieren und verwies an den Presserat. Dort zeigt man sich zwar offen für entsprechende Überlegungen. Referent Arno Weyand sagte dem Deutschlandfunk, sollte das Thema an das Gremium herangetragen werden, würde es sich auch damit beschäftigen. Die nächste Sitzung ist allerdings im September.
Hören Sie auch die Sendung "Zur Diskussion": "Das Diktat der Eilmeldung – Medien in Zeiten von Angst und Terror" - heute Abend um 19.15 Uhr im DLF.