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Medienbranche
Wie Facebook und Google die Medienwelt verändern

Gerade bei jungen Menschen spielt sich die gesamte Informationsaufnahme in erster Linie über das Netz ab. Das verändert auch die Medien, denn teilweise entscheiden Algorithmen darüber, wem welche Nachrichten wie präsentiert werden. Welche Folgen das hat, haben Experten im DLF-Kulturgespräch diskutiert.

Am Mikrofon: Christian Floto |
    Ein Junge surft auf seinem Smartphone bei Facebook.
    Ein Junge surft auf seinem Smartphone bei Facebook. (imago / Bildbyran)
    Das Kultugespräch können Sie hier nachhören.
    Der Soziologe und Buchautor Stefan Schulz zeigte sich überzeugt: "Der Weg über Facebook ist der letzte, um noch neue Leser an sein Medium heranzuführen." Es sei "reines Laufpublikum, das heute überrascht werden muss." Damit müssten große Medien mit allen anderen Unternehmen, Vereinen und so weiter konkurrieren: "Alle ringen jetzt um das gleiche Gut: Aufmerksamkeit." Man müsse immer "All in" gehen und sich an allen Debatten beteiligen. Er betonte, inzwischen sei es so, dass Menschen eher Algorithmen vertrauten als einer redaktionellen Empfehlung, beispielsweise wenn es um eine Restaurantbewertung gehe.
    "Was Facebook möchte, ist, den Nutzer möglichst lange in der Facebook-Welt zu halten", sagte Wiebke Loosen, Senior Researcher am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung. Der Konzern habe gelernt, dass journalistische Inhalte dabei hilfreich seien. Dennoch sei ganz klar: "Die Leute gehen nicht auf Facebook, um Artikel zu lesen." Journalismus finde heute aber auf vielen verschiedenen Plattformen statt. Das führe auch dazu, dass man andere Inhalte generiere als in einem klassischen Medium. So stehe auf Facebook nicht das, was im gedruckten Magazin stehe.
    Loosen sieht bei den Medien durch die veränderten Umstände eine Rückbesinnung auf alte Tugenden: "Was wir gerade beobachten können, ist die Wiederbelebung des investigativen Journalismus." Sich darauf zu besinnen, sei eine gute Idee.
    "Das hat die Medienwelt komplett verändert"
    Der Leiter Social Media bei "Spiegel Online", Torsten Beeck, betonte, seit mehr als zehn Jahren wandelten Facebook und Google die Wahrnehmung und die Nutzung von Medien. "Das hat die Medienwelt komplett verändert." Für Medien gebe es Vor- und Nachteile. Man könne zum Beispiel von der Google-Suche enorm profitieren, gebe aber auch die Steuerung und Hoheit aus der Hand, wie ein Medienprodukt platziert werde.
    "Spiegel Online" habe sich für "Facebook Instant Articles" entschieden. "Wir haben das gemacht, weil wir das erste Mal auf der Plattform Facebook Kontrolle über Inhalte- und Vermarkungsseite haben." Für die Nutzer ändere sich nicht viel, dafür habe "Spiegel Online" selbst die komplette Vermarktung übernommen. Beeck ergänzte, durch die Sozialen Medien habe "Spiegel Online" viel mehr Leser. Er ist überzeugt: "Der Journalismus wird nicht sterben", vielleicht würden aber gewissen Geschäftsmodelle sterben und dafür neue Produkte entwickelt.
    Der subjektive Algorithmus
    Die Algorithmen, die entscheiden, wie ein Artikel wann angezeigt wird, seien niemals neutral, betonte Lorena Jaume-Palasi, Rechtsphilosophin und Mitgründerin von Algorithm Watch. Denn sie würden von Menschen gemacht und könnten deshalb nicht objektiv sein. Außerdem gebe es einen weiteren Aspekt: "Gerade komplexe Algorithmen entwickeln sich weiter." Die Zukunft sehe mehr Algorithmen vor. Das müsse aber nicht notwenigerweise schlecht sein.
    (hba/ach)