Jahr für Jahr zog es Edward Gange in die Wälder um Salisbury, um Pilze zu sammeln. Der Steinmetz dachte aber nicht nur an seine Bratpfanne. Vielmehr verzeichnete er zwischen 1950 und 2005 akribisch genau auf kleinen Kärtchen, wann in seinem Wald welcher Pilz auftauchte, und wie lange er zu finden war.
"Als mein Vater dann vor zwölf Jahren in Pension ging, kaufte er sich einen Computer und gab seine Daten ein: 52.000 Beobachtungen sind im Lauf der Zeit zusammengekommen. Als er mir davon erzählte, wurde mir klar, was für eine fantastische Quelle das war. Diese Daten verraten uns etwas darüber, ob sich der globale Klimawandel auch im Herbst auf die Natur auswirkt. Bisherige Arbeiten haben sich auf den Frühling konzentriert, dass die Blumen früher blühen oder die Vögel früher nisten."
Alan Gange ist Ökologe an der Royal Holloway University of London. Bislang sieht man die meiste Zeit des Jahres nichts von den Pilzen, vielmehr leben sie als unterirdisches Netzwerk. Ist es warm genug und ausreichend feucht, schießen ihre Sporen tragenden Fruchtkörper aus dem Boden. Erst der Frost beendet die Saison wieder. Dass der Klimawandel Einfluss auf diesen von Wärme und Regen bestimmten Zyklus nimmt, ist vorstellbar. Und so stellt Alan Gange bei 70 Prozent aller in Großbritannien weit verbreiteten Pilzarten gravierende Veränderungen fest:
"Zunächst einmal hat sich die Länge der Pilzsaison seit 1950 verdoppelt. In den 50er Jahren dauerte sie durchschnittlich 32 Tage, sie beschränkte sich also im Wesentlichen auf den September und Anfang Oktober. Heute sind es 75 Tage: Die Pilzsaison beginnt früher."
Pilze, die 1950 im September auftauchten, sprießen heute manchmal schon im Juli, sicherlich aber im August. Und Arten, die früher im Oktober verschwanden, wachsen heute noch an Weihnachten – etwa die Fliegenpilze.
"Der zweite Befund ist noch ungewöhnlicher: Viele Pilze schießen ein zweites Mal im Jahr aus dem Boden. Arten, die normalerweise im Oktober erscheinen, finden wir jetzt auch im April und Mai. Es ist sehr ungewöhnlich, dass sich die Pilze nun zweimal zu vollkommen verschiedenen Jahreszeiten fortpflanzen."
Das trifft essbare Pilze wie die Pfifferlinge oder Hallimasch, aber auch giftige wie Kremplinge oder Fälblinge. Die wirkliche Ruhephase der britischen Pilze ist inzwischen der Sommer, weil es dann zu trocken für sie ist. Noch hält sie im Winter der Frost auf, aber wenn Januar und Februar wärmer werden, könnten sie irgendwann fast rund ums Jahr gedeihen:
"Wenn wir heute zweimal im Jahr Pilze finden, hat das Folgen für das Ökosystem. Pilze leben davon, dass sie andere Pflanzen zersetzen. Wenn sie zweimal im Jahr Früchte tragen, zersetzen sie die Biomasse auch doppelt so schnell, denn sie brauchen ja Nährstoffe, um den oberirdischen Pilz auszutreiben. Heute zersetzen sie also die Biomasse doppelt so schnell wie noch vor 50 Jahren."
Vorläufig seien das gute Nachrichten für die Natur. Der Grund: Pilze sind sozusagen in der Dienstleistungsbranche tätig: Sie recyceln auch für die anderen die Nährstoffe aus der Biomasse.
"Das bedeutet, dass es mehr Nährstoffe gibt, die das Wachstum der Bäume ankurbeln. Aber in 50 oder 100 Jahren, falls die Prozesse durch den Klimawandel immer weiter angetrieben werden, kann das auch kippen."
Veränderungen in der Pilzsaison haben Einfluss auf das ganze Ökosystem. Derzeit hofft Alan Gange, von anderen Pilzfreunden ähnliche zu bekommen. Außerdem hält der Ökologe einen guten Rat bereit: Wer Pilze sucht, sollte sich eher im Juli aufmachen als im September.
"Als mein Vater dann vor zwölf Jahren in Pension ging, kaufte er sich einen Computer und gab seine Daten ein: 52.000 Beobachtungen sind im Lauf der Zeit zusammengekommen. Als er mir davon erzählte, wurde mir klar, was für eine fantastische Quelle das war. Diese Daten verraten uns etwas darüber, ob sich der globale Klimawandel auch im Herbst auf die Natur auswirkt. Bisherige Arbeiten haben sich auf den Frühling konzentriert, dass die Blumen früher blühen oder die Vögel früher nisten."
Alan Gange ist Ökologe an der Royal Holloway University of London. Bislang sieht man die meiste Zeit des Jahres nichts von den Pilzen, vielmehr leben sie als unterirdisches Netzwerk. Ist es warm genug und ausreichend feucht, schießen ihre Sporen tragenden Fruchtkörper aus dem Boden. Erst der Frost beendet die Saison wieder. Dass der Klimawandel Einfluss auf diesen von Wärme und Regen bestimmten Zyklus nimmt, ist vorstellbar. Und so stellt Alan Gange bei 70 Prozent aller in Großbritannien weit verbreiteten Pilzarten gravierende Veränderungen fest:
"Zunächst einmal hat sich die Länge der Pilzsaison seit 1950 verdoppelt. In den 50er Jahren dauerte sie durchschnittlich 32 Tage, sie beschränkte sich also im Wesentlichen auf den September und Anfang Oktober. Heute sind es 75 Tage: Die Pilzsaison beginnt früher."
Pilze, die 1950 im September auftauchten, sprießen heute manchmal schon im Juli, sicherlich aber im August. Und Arten, die früher im Oktober verschwanden, wachsen heute noch an Weihnachten – etwa die Fliegenpilze.
"Der zweite Befund ist noch ungewöhnlicher: Viele Pilze schießen ein zweites Mal im Jahr aus dem Boden. Arten, die normalerweise im Oktober erscheinen, finden wir jetzt auch im April und Mai. Es ist sehr ungewöhnlich, dass sich die Pilze nun zweimal zu vollkommen verschiedenen Jahreszeiten fortpflanzen."
Das trifft essbare Pilze wie die Pfifferlinge oder Hallimasch, aber auch giftige wie Kremplinge oder Fälblinge. Die wirkliche Ruhephase der britischen Pilze ist inzwischen der Sommer, weil es dann zu trocken für sie ist. Noch hält sie im Winter der Frost auf, aber wenn Januar und Februar wärmer werden, könnten sie irgendwann fast rund ums Jahr gedeihen:
"Wenn wir heute zweimal im Jahr Pilze finden, hat das Folgen für das Ökosystem. Pilze leben davon, dass sie andere Pflanzen zersetzen. Wenn sie zweimal im Jahr Früchte tragen, zersetzen sie die Biomasse auch doppelt so schnell, denn sie brauchen ja Nährstoffe, um den oberirdischen Pilz auszutreiben. Heute zersetzen sie also die Biomasse doppelt so schnell wie noch vor 50 Jahren."
Vorläufig seien das gute Nachrichten für die Natur. Der Grund: Pilze sind sozusagen in der Dienstleistungsbranche tätig: Sie recyceln auch für die anderen die Nährstoffe aus der Biomasse.
"Das bedeutet, dass es mehr Nährstoffe gibt, die das Wachstum der Bäume ankurbeln. Aber in 50 oder 100 Jahren, falls die Prozesse durch den Klimawandel immer weiter angetrieben werden, kann das auch kippen."
Veränderungen in der Pilzsaison haben Einfluss auf das ganze Ökosystem. Derzeit hofft Alan Gange, von anderen Pilzfreunden ähnliche zu bekommen. Außerdem hält der Ökologe einen guten Rat bereit: Wer Pilze sucht, sollte sich eher im Juli aufmachen als im September.