Einzig die Sprache blieb ihr - "unser verwundetes/geheiltes Deutsch"; "Mutter Sprache" wurde ihre Heimat; sie lebte in ihrem "Mutterland Wort". Die "eingebrannten Jahre" der Schoa finden sich als Metatext in all ihren Gedichten. Aber auch die "Glücksmomente" haben Spuren hinterlassen.
Helmut Braun betreute die Lyrikerin von 1975 bis 1988 und besuchte sie während ihrer zehnjährigen selbst gewählten Bettlägerigkeit und Isolation an die 500-mal, jeden Freitag um 18.45 Uhr. Er erzählt aus dem Leben Rose Ausländers und stellt ihr Werk vor. Die Gedichte liest Ulrike Krumbiegel.
Die Rose-Ausländer-Stiftung in Köln betreut den literarischen Nachlass von Rose Ausländer, der Eigentum der Stadt Düsseldorf ist und im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf aufbewahrt wird.
Rose Ausländer-Stiftung
Blücherstraße 10
D-50733 Köln
info@roseauslaender-stiftung.de
Denn
Denn
ich hab dir
nichts versprochen
nur den Docht für die Lampe
und das Kännchen Öl
für gedämpftes Licht
auf dem Tisch
mit den Blutflecken
Den Teppich
kann ich nicht weben
mit den Fäden aus Draht
Sag nicht "Gute Nacht"
die Nacht ist nicht gut
die fremde vergeßliche Nacht
Dr. Hildegard Hamm-Brücher zu den Literatur- und Ausstellungswochen in Lichtenwalde "100 Jahre Rose Ausländer" (Auszug)
... Dreifache Nachteile musste sie überwinden: Sie war eine Frau, eine Jüdin und eine Lyrikerin.
Als Frau gehörte sie zu der zu ihren Lebzeiten noch völlig unterprivilegierten Hälfte der Menschheit, die ihre Bildung, ihre Ausbildung, ihr selbstständiges berufliches Fortkommen, ihr Leben außerhalb der bürgerlichen Normen, ihre Selbstbestimmung ertrotzen und unter großen Opfern ankämpfen musste.
Als Jüdin - nichtreligiös aber sich immer zum Volke der Juden bekennend - war sie der Verfolgung und Vernichtung ihres Volkes ausgesetzt, von ihr erlebt und erlitten. Im Getto von Czernowitz. Sie überlebte, Körper und Seele versehrt und für den Rest ihres Lebens von traumatischen Schäden gezeichnet.
Als Lyrikerin wurde sie Jahrzehnte nicht wahrgenommen. Lyrik hat die leiseste Stimme von allen Künsten, Poesie taugt nicht für lärmendes "Event".
So bedurfte es schier unerschöpflicher Kreativität und Vitalität um zu schreiben, schreiben, schreiben. ... Es ist ihr gelungen, "sich mit wenigen Worten ins Nichts zu schreiben", es wird sie "ewig aufbewahren". Wir schulden ihr Dank und Bewunderung für ihr Lebenswerk.
Mein Atem
In meinen Tiefträumen
weint die Erde
Blut
Sterne lächeln
in meinen Augen
Kommen Menschen
mit vielfarbnen Fragen
Geht zu Sokrates
antworte ich
Die Vergangenheit hat mich gedichtet
ich habe
die Zukunft geerbt
Mein Atem heißt
jetzt
Peter Rychlo: Rose Ausländers Leben und Dichtung. "Ein denkendes Herz, das singt"
Behütete Kindheit und Jugend in der Bukowina
Nachlesen
Mutterland
Mein Vaterland ist tot
sie haben es begraben
im Feuer
Ich lebe in meinem Mutterland
Wort
Die erste fundierte Zusammenstellung Rose Ausländers in Originalaufnahmen.
Mit Hörprobe
Rose Ausländer
Mutter Sprache
CD
Gedichte. Gelesen von der Autorin. 71 Min..
2002 DHV Der HörVerlag
Produktion: Südwestrundfunk, Deutsches Rundfunkarchiv
Die Vergangenheit, Erfahrungen von Einsamkeit und Fremdheit durchziehen wie rote Fäden das lyrische Werk Rose Ausländers. Geprägt vom kulturellen Leben der Stadt Cernowitz, von den ersten Jahren in New York, von der Verfolgung durch die Nationalsozialisten, von Flucht und Exil, ist ihr Schreiben ein Suchen nach Heimat. Der Verlust der geliebten Mutter, der Verlust des Mutterlandes, der Rückzug auf eine neue Heimat: das Schreiben, das Mutterland Wort, die Mutter Sprache. Ihr Schreiben ist das Vertrauen in die Assoziationskraft des Wortes, in das Vermögen des Gedichts, Welt auszusprechen und sichtbar zu machen. Das Vermögen ihrer Lesung ist es, dieser Welt einen Körper zu geben, den Hörer mit poetischen Bildern zu konfrontieren, die ihn nicht wieder verlassen.
Kurz-Biografie
Am 3. Januar 1988 starb hochbetagt die Dichterin Rose Ausländer, deren bewegtes Leben und literarische Schaffen Gegenstand einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek ist.
Geboren wurde Rose Ausländer am 11. Mai 1901 als Rosalie Beatrice 'Ruth' Scherzer in Czernowitz in der Bukowina, einem multi-ethnischen Gebiet im damaligen Österreich. Heute gehört sein nördlicher Teil zur Ukraine, der südliche zu Rumänien.
Sie besuchte deutschsprachige Schulen in Czernowitz und Wien und machte 1919 ihre Matura. Das Studium der Literatur und Philosophie fand durch den Tod des Vaters ein Ende, zusammen mit ihrem späteren Ehemann Ignaz Ausländer wanderte sie 1921 nach Amerika aus. Dort arbeitete sie als Hilfsredakteurin bei einer Zeitschrift in Minneapolis und publizierte ihre ersten Gedichte, später zog sie nach New York, wo sie als Bankangestellte arbeitete. Sie erhielt 1926 die amerikanische Staatsbürgerschaft, die ihr jedoch 1934 wieder aberkannt wurde wegen dreijähriger Abwesenheit aus den USA. Immer wieder zog es sie nach Europa, nach Czernowitz und Bukarest. Sie hatte sich 1926 von ihrem Mann getrennt und lebte zwischen 1931 bis 1935 mit Helios Hecht zusammen, hauptsächlich in Bukarest. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Englischlehrerin und als Arbeiterin in einer chemischen Fabrik.
Zwischen 1931 und 1936 erschienen viele Gedichte in Anthologien und Zeitschriften, sie lieferte auch journalistische Beiträge. 1939 kam in Czernowitz ihre erste Buchpublikation 'Der Regenbogen' heraus, für lange Zeit das letzte Buch von ihr.
1941 besetzten die Nazis die Bukowina und sie lebte bis zur Befreiung 1944 unter ständiger Todesfurcht im Getto der Stadt, später in Kellerverstecken. Dort traf sie Paul Celan, der auf ihre Gedichte aufmerksam wird. Nach dem Einmarsch der russischen Truppen arbeitete sie für kurze Zeit in der Stadtbibliothek von Czernowitz, das nun zur Ukraine gehörte. 1945 stellte sie einen Ausreiseantrag nach Rumänien und reiste dann im folgenden Jahr gleich weiter nach New York.
Dort fand sie Arbeit als Fremdsprachenkorrespondentin in einer Spedition, wo sie 1961 krankheitshalber ausschied. Zwischen 1949 und 1956 schrieb Rose Ausländer ausschließlich auf Englisch.
Auf einer mehrmonatigen ausgedehnten Europareise 1957 traf sie mehrmals mit Paul Celan zusammen und begann wieder Deutsch zu schreiben.
Bald nach ihrem Ausscheiden aus der Spedition bereitete sie ihre Übersiedelung nach Europa vor. Zunächst wollte sie nach Wien, wo inzwischen auch ihr Bruder Aufnahme gefunden hatte, ließ sich 1965 jedoch endgültig in Düsseldorf nieder. Hier erschien noch im selben Jahr der Band 'Linder Sommer', ihre erste Buchpublikation seit 1939.
Bis 1971 war ihr Leben gekennzeichnet von zahlreichen Reisen - 1968 noch einmal, zum letzten Mal, nach Amerika - und einer steigenden Berühmtheit. Beinahe jedes Jahr erschien nun eine Gedichtssammlung. Im Jahre 1977 las die Autorin zum letzten Mal in der Öffentlichkeit anlässlich einer Preisverleihung. Seit 1978 lebte sie ans Bett gefesselt im Nelly-Sachs-Haus in Düsseldorf. Sie schrieb jedoch weiter bis zu ihrem Tode.
Suchen I
Ich suche
eine Insel
wo man atmen kann
und träumen
daß die Menschen gut sind
Heimatverlust - Erinnerungsraum Bukowina in Rose Ausländers Lyrik
von Kaltenhäuser, Florian;
Akademische Schriftenreihe
2010 GRIN Verlag
Rose Ausländer ist nicht jedem ein Begriff. Das ist aber sicher kein Grund, sich nicht ein wenig mit ihrem Werk auseinanderzusetzen, welches in gewisser Weise ein Stück Zeitgeschichte repräsentiert. Zudem kann auch ein kleiner Einblick in eine in Deutschland ein wenig vergessene und darum vielleicht nicht sehr beachtete Literaturlandschaft namens Bukowina gewonnen werden, die unter anderem auch einen so großartigen Dichter wie Paul Celan hervorgebracht hat, dessen Ruhm der deutschen Literatur zu Gute kommt. Im Laufe ihres Lebens schrieb Rose Ausländer unzählige Gedichte, in denen sie Erlebtes verarbeitete. Sie schrieb über viele Themen wie ihre Kindheit, ihre Erlebnisse im weiten Weltkrieg oder im Exil in Amerika. Ein Thema zieht sich aber wie ein roter Faden durch viele ihrer Gedichte, die vorwiegend in ihrer Zeit in den USA entstanden, nämlich das Thema Heimatverlust, das Ro-se Ausländer sicherlich schwer beschäftigte. Zwei ihrer Gedichte werden in dieser Arbeit etwas genauer betrachtet. Die Gedichte Zuvor und Bukowina I entstanden in dem Zeitraum zwischen 1957 und 1965 in New York, wobei das Gedicht Zuvor sicherlich erst gegen Ende und das Gedicht Bukowina I bereits am Anfang dieser Zeitspanne geschrieben wurde und für eine wesentliche Stilentwicklung in Rose Ausländers Werk stehen sowie Einblick in das Gefühlsleben einer Heimatlosen, Vertriebenen gewähren.
Rose Ausländer
Gedichte.
Hrsg. v. Helmut Braun. 2001.
Fischer (S.), Frankfurt
Helmut Braun
'Ich bin fünftausend Jahre jung', Rose Ausländer.
Zu ihrer Biographie. 1999.
Radius-Verlag
"Weil Wörter mir diktieren: Schreib und."
Literaturwissenschaftliches Jahrbuch
Rose Ausländer-Stiftung 1999
Rose Ausländer
Ursula Raetjen
Meine liebe Frau Ratjen ... Grüße auch an Wolfi
Briefwechsel Rose Ausländer-Stiftung
"Mutterland Wort"
Rose Ausländer 1901 - 1988
Rose Ausländer-Stiftung 1999
Hrsg. von Helmut Braun
Annette J Lehmann
Im Zeichen der Shoah.
Aspekte der Dichtungs- und Sprachkrise bei Rose Ausländer und Nelly Sachs.
Stauffenburg Colloquium Bd.47. 1999.
Stauffenburg
Rose Ausländer
Materialien zu Leben und Werk
Herausgegeben von Helmut Braun
Fischer Taschenbuch 1992
Rose Ausländer
Wieder ein Tag aus Glut und Wind
Gedichte 1980 - 1982
S. Fischer Verlag 1986
Rose Ausländer
Jeder Tropfen ein Tag
Gedichte aus dem Nachlaß
mit Gesamtregister
S. Fischer Verlag 1990
Rose Ausländer
Herausgeber: Helmut Braun
Deiner Stimme Schatten
Gedichte, kleine Prosa und Materialien aus dem Nachlass
Fischer Verlag
"Immer wieder kommt Rose Ausländer auf das Wort, das Gedicht, die Poesie zurück; aber nicht um noch einmal die Kunst und den schönen Schein zu feiern, sondern weil das Leben buchstäblich am Wort hängt, vom Gedicht gehalten wird."
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die Werkausgaben
Rose Ausländer
Gesamtwerk in Einzelbänden
Herausgegeben von Helmut Braun
Fischer Verlag
Meine Toten schweigen tief
Gedichte von Rose Ausländer
Fotos von H. Zwi Szajer
Alano Verlag 1988
Schnell
Schnell wie Wasser
rinnt die Zeit
Länder schwimmen
manche gehen unter
Schiffe ziehn
von Welt zu Welt
Dort gibt es Krieg
Hier atmet
noch ein Weilchen
der Frieden
Kinder hungern
Gib ihnen
Brot und Liebe
Ein Bild
Ein Wort
Musik
Wir schaffen Wunder
Schnell wie Wasser
rinnt dein Leben
Weitere Gedichte von Rose Ausländer
finden Sie beispielsweise im Frauenkulturarchiv der Heinrich-Heine-Universität und dem Bücher-Wiki
Helmut Braun betreute die Lyrikerin von 1975 bis 1988 und besuchte sie während ihrer zehnjährigen selbst gewählten Bettlägerigkeit und Isolation an die 500-mal, jeden Freitag um 18.45 Uhr. Er erzählt aus dem Leben Rose Ausländers und stellt ihr Werk vor. Die Gedichte liest Ulrike Krumbiegel.
Die Rose-Ausländer-Stiftung in Köln betreut den literarischen Nachlass von Rose Ausländer, der Eigentum der Stadt Düsseldorf ist und im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf aufbewahrt wird.
Rose Ausländer-Stiftung
Blücherstraße 10
D-50733 Köln
info@roseauslaender-stiftung.de
Denn
Denn
ich hab dir
nichts versprochen
nur den Docht für die Lampe
und das Kännchen Öl
für gedämpftes Licht
auf dem Tisch
mit den Blutflecken
Den Teppich
kann ich nicht weben
mit den Fäden aus Draht
Sag nicht "Gute Nacht"
die Nacht ist nicht gut
die fremde vergeßliche Nacht
Dr. Hildegard Hamm-Brücher zu den Literatur- und Ausstellungswochen in Lichtenwalde "100 Jahre Rose Ausländer" (Auszug)
... Dreifache Nachteile musste sie überwinden: Sie war eine Frau, eine Jüdin und eine Lyrikerin.
Als Frau gehörte sie zu der zu ihren Lebzeiten noch völlig unterprivilegierten Hälfte der Menschheit, die ihre Bildung, ihre Ausbildung, ihr selbstständiges berufliches Fortkommen, ihr Leben außerhalb der bürgerlichen Normen, ihre Selbstbestimmung ertrotzen und unter großen Opfern ankämpfen musste.
Als Jüdin - nichtreligiös aber sich immer zum Volke der Juden bekennend - war sie der Verfolgung und Vernichtung ihres Volkes ausgesetzt, von ihr erlebt und erlitten. Im Getto von Czernowitz. Sie überlebte, Körper und Seele versehrt und für den Rest ihres Lebens von traumatischen Schäden gezeichnet.
Als Lyrikerin wurde sie Jahrzehnte nicht wahrgenommen. Lyrik hat die leiseste Stimme von allen Künsten, Poesie taugt nicht für lärmendes "Event".
So bedurfte es schier unerschöpflicher Kreativität und Vitalität um zu schreiben, schreiben, schreiben. ... Es ist ihr gelungen, "sich mit wenigen Worten ins Nichts zu schreiben", es wird sie "ewig aufbewahren". Wir schulden ihr Dank und Bewunderung für ihr Lebenswerk.
Mein Atem
In meinen Tiefträumen
weint die Erde
Blut
Sterne lächeln
in meinen Augen
Kommen Menschen
mit vielfarbnen Fragen
Geht zu Sokrates
antworte ich
Die Vergangenheit hat mich gedichtet
ich habe
die Zukunft geerbt
Mein Atem heißt
jetzt
Peter Rychlo: Rose Ausländers Leben und Dichtung. "Ein denkendes Herz, das singt"
Behütete Kindheit und Jugend in der Bukowina
Nachlesen
Mutterland
Mein Vaterland ist tot
sie haben es begraben
im Feuer
Ich lebe in meinem Mutterland
Wort
Die erste fundierte Zusammenstellung Rose Ausländers in Originalaufnahmen.
Mit Hörprobe
Rose Ausländer
Mutter Sprache
CD
Gedichte. Gelesen von der Autorin. 71 Min..
2002 DHV Der HörVerlag
Produktion: Südwestrundfunk, Deutsches Rundfunkarchiv
Die Vergangenheit, Erfahrungen von Einsamkeit und Fremdheit durchziehen wie rote Fäden das lyrische Werk Rose Ausländers. Geprägt vom kulturellen Leben der Stadt Cernowitz, von den ersten Jahren in New York, von der Verfolgung durch die Nationalsozialisten, von Flucht und Exil, ist ihr Schreiben ein Suchen nach Heimat. Der Verlust der geliebten Mutter, der Verlust des Mutterlandes, der Rückzug auf eine neue Heimat: das Schreiben, das Mutterland Wort, die Mutter Sprache. Ihr Schreiben ist das Vertrauen in die Assoziationskraft des Wortes, in das Vermögen des Gedichts, Welt auszusprechen und sichtbar zu machen. Das Vermögen ihrer Lesung ist es, dieser Welt einen Körper zu geben, den Hörer mit poetischen Bildern zu konfrontieren, die ihn nicht wieder verlassen.
Kurz-Biografie
Am 3. Januar 1988 starb hochbetagt die Dichterin Rose Ausländer, deren bewegtes Leben und literarische Schaffen Gegenstand einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek ist.
Geboren wurde Rose Ausländer am 11. Mai 1901 als Rosalie Beatrice 'Ruth' Scherzer in Czernowitz in der Bukowina, einem multi-ethnischen Gebiet im damaligen Österreich. Heute gehört sein nördlicher Teil zur Ukraine, der südliche zu Rumänien.
Sie besuchte deutschsprachige Schulen in Czernowitz und Wien und machte 1919 ihre Matura. Das Studium der Literatur und Philosophie fand durch den Tod des Vaters ein Ende, zusammen mit ihrem späteren Ehemann Ignaz Ausländer wanderte sie 1921 nach Amerika aus. Dort arbeitete sie als Hilfsredakteurin bei einer Zeitschrift in Minneapolis und publizierte ihre ersten Gedichte, später zog sie nach New York, wo sie als Bankangestellte arbeitete. Sie erhielt 1926 die amerikanische Staatsbürgerschaft, die ihr jedoch 1934 wieder aberkannt wurde wegen dreijähriger Abwesenheit aus den USA. Immer wieder zog es sie nach Europa, nach Czernowitz und Bukarest. Sie hatte sich 1926 von ihrem Mann getrennt und lebte zwischen 1931 bis 1935 mit Helios Hecht zusammen, hauptsächlich in Bukarest. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Englischlehrerin und als Arbeiterin in einer chemischen Fabrik.
Zwischen 1931 und 1936 erschienen viele Gedichte in Anthologien und Zeitschriften, sie lieferte auch journalistische Beiträge. 1939 kam in Czernowitz ihre erste Buchpublikation 'Der Regenbogen' heraus, für lange Zeit das letzte Buch von ihr.
1941 besetzten die Nazis die Bukowina und sie lebte bis zur Befreiung 1944 unter ständiger Todesfurcht im Getto der Stadt, später in Kellerverstecken. Dort traf sie Paul Celan, der auf ihre Gedichte aufmerksam wird. Nach dem Einmarsch der russischen Truppen arbeitete sie für kurze Zeit in der Stadtbibliothek von Czernowitz, das nun zur Ukraine gehörte. 1945 stellte sie einen Ausreiseantrag nach Rumänien und reiste dann im folgenden Jahr gleich weiter nach New York.
Dort fand sie Arbeit als Fremdsprachenkorrespondentin in einer Spedition, wo sie 1961 krankheitshalber ausschied. Zwischen 1949 und 1956 schrieb Rose Ausländer ausschließlich auf Englisch.
Auf einer mehrmonatigen ausgedehnten Europareise 1957 traf sie mehrmals mit Paul Celan zusammen und begann wieder Deutsch zu schreiben.
Bald nach ihrem Ausscheiden aus der Spedition bereitete sie ihre Übersiedelung nach Europa vor. Zunächst wollte sie nach Wien, wo inzwischen auch ihr Bruder Aufnahme gefunden hatte, ließ sich 1965 jedoch endgültig in Düsseldorf nieder. Hier erschien noch im selben Jahr der Band 'Linder Sommer', ihre erste Buchpublikation seit 1939.
Bis 1971 war ihr Leben gekennzeichnet von zahlreichen Reisen - 1968 noch einmal, zum letzten Mal, nach Amerika - und einer steigenden Berühmtheit. Beinahe jedes Jahr erschien nun eine Gedichtssammlung. Im Jahre 1977 las die Autorin zum letzten Mal in der Öffentlichkeit anlässlich einer Preisverleihung. Seit 1978 lebte sie ans Bett gefesselt im Nelly-Sachs-Haus in Düsseldorf. Sie schrieb jedoch weiter bis zu ihrem Tode.
Suchen I
Ich suche
eine Insel
wo man atmen kann
und träumen
daß die Menschen gut sind
Heimatverlust - Erinnerungsraum Bukowina in Rose Ausländers Lyrik
von Kaltenhäuser, Florian;
Akademische Schriftenreihe
2010 GRIN Verlag
Rose Ausländer ist nicht jedem ein Begriff. Das ist aber sicher kein Grund, sich nicht ein wenig mit ihrem Werk auseinanderzusetzen, welches in gewisser Weise ein Stück Zeitgeschichte repräsentiert. Zudem kann auch ein kleiner Einblick in eine in Deutschland ein wenig vergessene und darum vielleicht nicht sehr beachtete Literaturlandschaft namens Bukowina gewonnen werden, die unter anderem auch einen so großartigen Dichter wie Paul Celan hervorgebracht hat, dessen Ruhm der deutschen Literatur zu Gute kommt. Im Laufe ihres Lebens schrieb Rose Ausländer unzählige Gedichte, in denen sie Erlebtes verarbeitete. Sie schrieb über viele Themen wie ihre Kindheit, ihre Erlebnisse im weiten Weltkrieg oder im Exil in Amerika. Ein Thema zieht sich aber wie ein roter Faden durch viele ihrer Gedichte, die vorwiegend in ihrer Zeit in den USA entstanden, nämlich das Thema Heimatverlust, das Ro-se Ausländer sicherlich schwer beschäftigte. Zwei ihrer Gedichte werden in dieser Arbeit etwas genauer betrachtet. Die Gedichte Zuvor und Bukowina I entstanden in dem Zeitraum zwischen 1957 und 1965 in New York, wobei das Gedicht Zuvor sicherlich erst gegen Ende und das Gedicht Bukowina I bereits am Anfang dieser Zeitspanne geschrieben wurde und für eine wesentliche Stilentwicklung in Rose Ausländers Werk stehen sowie Einblick in das Gefühlsleben einer Heimatlosen, Vertriebenen gewähren.
Rose Ausländer
Gedichte.
Hrsg. v. Helmut Braun. 2001.
Fischer (S.), Frankfurt
Helmut Braun
'Ich bin fünftausend Jahre jung', Rose Ausländer.
Zu ihrer Biographie. 1999.
Radius-Verlag
"Weil Wörter mir diktieren: Schreib und."
Literaturwissenschaftliches Jahrbuch
Rose Ausländer-Stiftung 1999
Rose Ausländer
Ursula Raetjen
Meine liebe Frau Ratjen ... Grüße auch an Wolfi
Briefwechsel Rose Ausländer-Stiftung
"Mutterland Wort"
Rose Ausländer 1901 - 1988
Rose Ausländer-Stiftung 1999
Hrsg. von Helmut Braun
Annette J Lehmann
Im Zeichen der Shoah.
Aspekte der Dichtungs- und Sprachkrise bei Rose Ausländer und Nelly Sachs.
Stauffenburg Colloquium Bd.47. 1999.
Stauffenburg
Rose Ausländer
Materialien zu Leben und Werk
Herausgegeben von Helmut Braun
Fischer Taschenbuch 1992
Rose Ausländer
Wieder ein Tag aus Glut und Wind
Gedichte 1980 - 1982
S. Fischer Verlag 1986
Rose Ausländer
Jeder Tropfen ein Tag
Gedichte aus dem Nachlaß
mit Gesamtregister
S. Fischer Verlag 1990
Rose Ausländer
Herausgeber: Helmut Braun
Deiner Stimme Schatten
Gedichte, kleine Prosa und Materialien aus dem Nachlass
Fischer Verlag
"Immer wieder kommt Rose Ausländer auf das Wort, das Gedicht, die Poesie zurück; aber nicht um noch einmal die Kunst und den schönen Schein zu feiern, sondern weil das Leben buchstäblich am Wort hängt, vom Gedicht gehalten wird."
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die Werkausgaben
Rose Ausländer
Gesamtwerk in Einzelbänden
Herausgegeben von Helmut Braun
Fischer Verlag
Meine Toten schweigen tief
Gedichte von Rose Ausländer
Fotos von H. Zwi Szajer
Alano Verlag 1988
Schnell
Schnell wie Wasser
rinnt die Zeit
Länder schwimmen
manche gehen unter
Schiffe ziehn
von Welt zu Welt
Dort gibt es Krieg
Hier atmet
noch ein Weilchen
der Frieden
Kinder hungern
Gib ihnen
Brot und Liebe
Ein Bild
Ein Wort
Musik
Wir schaffen Wunder
Schnell wie Wasser
rinnt dein Leben
Weitere Gedichte von Rose Ausländer
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