Die Fälle an der Münchner Musikhochschule seien keine Einzelfälle, so Moritz Eggert: "Ich glaube, dass man mit relativ großer Sicherheit sagen kann, dass es quasi an allen Musikhochschulen in Deutschland solche Fälle gibt." In Deutschland habe es bisher aber keine Konsequenzen gegeben. "Es wurde meistens außerhalb der Öffentlichkeit geregelt. Manchmal haben die Professoren dann sogar einen besseren Job an einer anderen Hochschule bekommen, nachdem sie die eine verlassen mussten."
Es sei ein Skandal, wie sehr es von dem System der Musikhochschulen immer gedeckt worden sei, weil man keine negative Publicity wolle. Das sei sehr beängstigend.
"Man muss die Strukturen ändern"
Trotzdem verteidigte er den Einzelunterricht an Musikhochschulen, sie machten oft den Charme der Hochschulen aus. Massenvorlesungen an anderen Unis seien oft sehr anonym. "Was mich so ärgert ist, dass jetzt der Eindruck entsteht, als sei das ein vollkommen dekadenter und sexualisierter Unterricht - das stimmt ja gar nicht. Natürlich ist das in den meisten Fällen vollkommen ok."
Die meisten Lehrenden sähen ihre Studenten als Schutzbefohlene. Man müsse den Unterricht daher nicht gläsern machen und mit Kameras überwachen. "Man muss nur die Strukturen ändern, dass wenn etwas passiert, dass dann wirklich nicht vertuscht und unter den Tisch gekehrt wird, sondern dass es klare Ansprechpartner gibt."
Mit Kündigung gedroht
An seiner Hochschule habe es eine Umfrage unter Studierenden mit teils schockierenden Aussagen gegeben: Professoren hätten ihre Genitalien gezeigt, es seien Vergewaltigungen und andere Belästigungen gemeldet worden.
Geschehen sei allerdings nichts. Es habe keine offiziellen Statements der Hochschule zu diesen Umfragen gegeben. "Stattdessen wurde mir mit Kündigung gedroht, als ich genauer nachgefragt habe. Und das kann nicht der Weg sein, mit so einer Sache umzugehen." Die Hochschule habe bisher außerdem keinerlei Empathie mit den Opfern gezeigt. "Ich schäme mich dafür".