Und dieses richtige Rüstzeug soll der Calliope Mini sein. Im dazugehörigen Werbevideo zum Minicomputer steuert ein kleines Mädchen mit dem handgroßen Lerncomputer ein Spielzeugauto und misst, ob die Zimmerpflanze genügen Feuchtigkeit hat. Der Calliope ist ein Kleinstcomputer, auf der Platine befinden sich neben dem Prozessor auch LEDs, Schalter und Sensoren. Programme dafür kann man auf dem Desktop-Rechner, auf Smartphones oder Tablets schreiben und dann per USB oder Bluetooth auf das Board übertragen. Insgesamt soll der Calliope nur so viel kosten wie ein Schulbuch, sagt Stephan Noller, Digital-Unternehmer und Mitinitiator von Calliope:
"Wie ein Füller oder wie ein Zirkel, so stellen wir uns vor, dass Calliope ein digitales Multiwerkzeug wird, das in Zukunft eingesetzt wird, um Untericht schöner und motivierender zu machen, etwa Biologie, Physik oder Sachunterricht, indem man Experimente mit digitalen Tools macht, um zu verstehen wie etwa eine Pflanze funktioniert. Und gleichzeitig eben immer nabenläufig ein tieferes Verständnis von digitaler Technologie mitnimmt und dabei programmieren lernt. Das ist unsere Vision und natürlich das ganze unter der Hoheit des Bildungssystems. Weil nur so auch Kinder davon profitieren, die keine reichen Eltern haben."
Vorbild Großbritannien
"Digitale Ermächtigung" verspricht der Calliope, möglichst viele Grundschüler sollen mit dem sternförmigen Kleinstcomputer verstehen wie Schaltungen, Software und Sensoren funktionieren. Die Idee ist nicht neu: In Großbritannien wird seit 2015 der BBC Micro Bit an Schulen eingesetzt, bislang wurden dort insgesamt eine Million der kleinen Rechner verteilt. Der Calliope ist zum BBC-Vorbild voll kompatibel und stellt eine Art Weiterentwicklung dar. Die Hardware und die Software sollen dabei unter einer offenen Lizenz publiziert werden, dasselbe gilt auch für ein begleitendes Schulbuch des Cornelsen Verlags. Ab diesem Monat soll der Calliope nun im Saarland landesweit in allen dritten Klassen zur Verfügung stehen. Das alles klingt erst einmal gut, doch es gibt auch Kritik, sagt Markus Beckedahl vom Blog Netzpolitik.org:
"Ein Kritikpunkt ist sicherlich, dass Google erst mal 500.000 Euro dazugeben soll, damit unsere Kinder diese Computer bekommen. Das Wirtschaftsministerium stellt sich da als großer Verbreiter dar, aber letztendlich viel Geld investiert unser Haushalt da nicht, sondern lässt es eher von Unternehmen bezahlen. Das wirft natürlich grundsätzliche Fragen auf, ob Bildungsmaterialen von der Industrie bezahlt werden sollen und eigentlich ist der Calliope ja nichts Anderes als Bildungsmaterial, eher vergleichbar mit einem Handbuch, als mit einem richtigen Computer."
Ankommen in der digitalen Gesellschaft
Nicht nur Google unterstützt Calliope, auch Microsoft oder SAP sind Partner der Initiative, der Orientierungssensor des Geräts wird von Bosch gestellt, die Telekom-Stiftung wiederum bietet spezielle Fortbildungen für Lehrer an. Das kann man zu recht kritisch sehen sagt Stephan Noller. Aber:
"So plump wie es manchmal unterstellt wird, sind die Zusammenhänge nicht und wenn man eine gute Balance findet zwischen Governance und Transparenz und das nutzt, dass Unternehmen gemeinnützige Projekte fördern, dann ist das auch legitim."
Calliope ist letztlich ein Projekt, dass über eine klassische Public-Private-Partnership realisiert wird und ohne die wäre es schwierig gewesen, Calliope zu produzieren und in die Schulen zu bringen - das räumen auch die Kritiker ein. Und so kann man sagen: Dass es sie nun immerhin gibt, die Lerncomputer, um endlich anzukommen in der digitalen Gesellschaft.