Mitte des 20. Jahrhunderts werden im Iran, in der südwestlichen Provinz Khusistan, stattliche Ölfelder erschlossen – offiziell von Iranern und Engländern gemeinsam, doch die Gewinne gehen fast ausschließlich nach Großbritannien. Schon 1950 regen sich deshalb in Iran erste Proteste – 1951 lässt Teheran die Ölindustrie verstaatlichen. Die Briten bieten Geld, doch Präsident Mohammad Mossadeq bleibt eisern:
"Die Engländer wollen mit einigen Millionen Pfund die Verhandlungen zur Verstaatlichung immer wieder in die Länge ziehen. Sie wissen nicht - und da bin ich mir ganz sicher -, dass jeder von uns alles Hab und Gut zur Rettung des Vaterlandes hergeben würde."
Boykott nach Verstaatlichung der Ölindustrie
Zwar bewegen die Briten nach ihrer Ausweisung ihre westlichen Verbündeten zu einem vollkommenen Boykott der iranischen Erdölausfuhr. Doch in Iran - so berichtete damals Horst Scharfenberg aus Teheran für die ARD – stößt die Verstaatlichung auf großen Zuspruch:
"Ob die Nationalisierung für Persien gut oder schlecht ist, will ich nicht zu entscheiden wagen. Dass sie das ist, was die Perser wollen, darüber kann es keinen Zweifel geben. 'Wir wollen nicht mehr Geld, wir wollen unsere Unabhängigkeit': Das ist es, was heute jeder Perser - gleich welcher politischen Richtung - jedem Fremden immer und immer wieder versichert."
CIA stützt Militärputsch
Der weltweite Boykott von iranischem Erdöl stürzt Teheran in eine Krise. Das Gerücht, die Kommunisten planten die Regierung zu stürzen, müsste eigentlich die USA auf den Plan rufen. Doch Präsident Harry Truman zeigt sich zurückhaltend. Erst Anfang 1953, als Dwight D. Eisenhower an die Macht kommt, greift Washington ein. Die CIA nimmt Kontakt zu General Fazlollah Zahedi auf, der einen Putsch vorbereiten soll. Und auch der Schah wird "überzeugt" - so Professor Günter Meyer, Nahost-Experte an der Universität Mainz:
"Am 19. August fand der Putsch statt - mit massiver Unterstützung durch die CIA. Es gab neun Stunden Straßenkämpfe, Mohammad Mossadeq wurde unter Hausarrest gestellt, und der zuständige General übernahm das Kommando als Regierungschef, das heißt: Ab dem 19. August 1953 haben wir eine Militärherrschaft, die der Schah dann in der Folgezeit dazu benutzt hat, um seine Herrschaft in außerordentlich tyrannischer Art und Weise auszubauen - mit Unterstützung der Amerikaner."
Bereits wenige Wochen nach dem Putsch lösen die Amerikaner die Briten bei der Kontrolle über das persische Erdöl ab. Gleichzeitig wird Iran mit mehr als 3.000 Militärberatern zum bedeutendsten US-Stützpunkt im Nahen Osten ausgebaut.
Die islamische Revolution
Der Sturz Mossadeqs hat im iranischen Nationalbewusstsein ein Trauma hinterlassen. Einige Stimmen behaupten sogar bis heute, dass es ohne ihn 26 Jahre später keine islamische Revolution gegeben hätte - quasi als Befreiungsschlag. 1979 wird der Schah vertrieben und Ayatollah Ruhollah Khomeini installiert eine Islamische Republik. Von ihr erhoffen sich die meisten Iraner zweierlei: Mehr soziale Gerechtigkeit sowie Unabhängigkeit vom Einfluss ausländischer Mächte. Die Machtdemonstrationen der Khomeini-Anhänger gelten vor allem den USA.
"Marg bar amrika" - "Tod Amerika" skandieren deshalb auch am Morgen des 4. Novembers 1979 revolutionstreue Demonstranten, von denen dann einige Dutzend auf das Gelände der US-Botschaft dringen und 66 US-Bürger in ihre Gewalt bringen. Staatssekretär Sadegh Tabatabai erklärt später der ARD:
"Da es nachgewiesen worden ist, dass diese Leute in der amerikanischen Botschaft schon nach der Revolution an vielen Unruhen im Lande beteiligt waren, und dies sogar geplant hatten, so kommt man mit Recht auf die Schlussforderung, dass es sich dort nicht um ein regelrechtes Diplomatiezentrum handelte, sondern um ein Spionagezentrum."
Misslungene US-Befreiungsaktion
Ayatollah Khomeini lässt die Botschaftsbesetzer gewähren, denn er weiß, dass mit jedem Tag, den die Geiselnahme dauert, seine Autorität wächst und damit zugleich auch der Druck auf Washington. Da Verhandlungen erfolglos bleiben, startet Präsident Jimmy Carter am 24. April 1980 eine militärische Befreiungsaktion, bei der jedoch zwei Helikopter zusammenstoßen und acht US-Soldaten sterben. Das Unglück lässt Carters Popularität sinken, und im November 1980 wird Ronald Reagan ins Weiße Haus gewählt. Doch am 20. Januar 1981 kann der abgewählte US-Präsident seine freigelassenen Landsleute in Frankfurt am Main in Empfang nehmen - nach genau 444 Tagen Geiselhaft:
"Ich möchte es ganz deutlich sagen, dass die iranische Regierung – alle, die dafür verantwortlich sind - auf alle Zeiten verdammt sein mögen für diese Behandlung, die sie unseren Mitbürgern haben angedeihen lassen."
Auch wenn Ende 1986 die US-Regierung unter Ronald Reagan, um US-Geiseln im Libanon frei zu bekommen, Waffen an Iran verkauft: Offiziell herrscht zwischen Washington und Teheran Eiszeit. Das ändert sich erst, als 1997 der Reformer Mohammed Khatami zum iranischen Präsidenten gewählt wird – jedoch nur kurzfristig: 2002 bezeichnet Präsident George W. Bush in seiner State-of-the-Union-Rede den Iran zusammen mit Irak und Nordkorea als "Achse des Bösen".
Annäherung als Episode
Als aber Weihnachten 2003 ein Erdbeben die südostiranische Stadt Bam erschüttert und mehr als 30.000 Menschen tötet, schicken selbst die USA Helfer. Erstmals nach einem Vierteljahrhundert reist eine offizielle Delegation Washingtons in die Islamische Republik: 81 Soldaten, die respektvoll empfangen werden und auch selbst überwältigt sind.
"Die Zusammenarbeit ist bislang hervorragend. Schon als wir in Kerman landeten, wurden wir von Regierungsoffiziellen begrüßt. Sie gaben uns einen Terminal am Flughafen, wo wir die Nacht verbrachten. Es ist ein sehr gutes Arbeitsverhältnis."
Die Annäherung zwischen Washington und Teheran, die so tief menschliche Züge angenommen hatte, bleibt nur eine Episode. Denn 2003 wird auch bekannt, dass Iran neue Atomreaktoren baut und sich somit in den Stand versetzen könnte, Atomwaffen zu produzieren.