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Monokulturen wirken wie Brandbeschleuniger

Die ungewöhnlich hohen Temperaturen in Portugal entfachen gegenwärtig erste Waldbrände. Große Probleme bereiten Eukalyptuswälder - sie gießen im wörtlichen Sinne Öl ins Feuer.

Von Jochenen Faget |
    Es ist kurz nach drei und es geht rund: Ein Waldbrand wird gemeldet, zwei Löschzüge rücken aus. Die Männer der freiwilligen Feuerwehr der mittelportugiesischen Stadt Ourém haben alle Hände voll zu tun. Und das schon jetzt im Frühling. "Verrückte Welt", meint Kommandant Júlio Henriques:

    "Im ganzen Land gab es bis jetzt schon mehr Waldbrände als während der sogenannten 'heißen Phase' des vergangenen Jahres. Das sagt alles über die Wetterverhältnisse, die wir seit Jahresbeginn haben."

    Seit vergangenem Sommer, um genau zu sein: Im Herbst und Winter hat es in Portugal kaum geregnet, es herrscht eine dramatische Dürre. Das Thermometer in der Feuerwache zeigt 30 Grad - hochsommerliche Temperaturen. Die Wälder seien knochentrocken, ausgedörrt. Da brenne alles wie Zunder, sagt Kommandant Júlio, seine Männer seien fast ständig im Einsatz:

    "Seit Januar hatten wir immer wieder Waldbrände. Einmal sogar vier an einem Tag."

    Über 6000 Waldbrände hat der staatliche Katastrophenschutz bis jetzt landesweit registriert. Wegen der außergewöhnlichen Trockenheit. Aber auch, weil mit Portugals Wäldern etwas grundsätzlich nicht mehr stimmt. Domingos Patacho von der Umweltschutzorganisation Quercus erklärt:

    "Wo früher Pinien- oder Mischwälder standen, wird immer öfter Eukalyptus gepflanzt. Das ist bei Waldbränden problematisch, denn in solchen Monokulturen breiten sich Feuer viel leichter und schneller aus. Wenn es dann auch keine Felder oder andere Freiflächen mehr gibt, ist es fast unmöglich, die Brände zu kontrollieren."

    Ein Teufelskreis: Immer mehr Portugiesen ziehen auf der Suche nach Arbeit in die Städte, das Land verödet. Also wird Eukalyptus angepflanzt, der braucht wenig Pflege und wächst schnell. Obendrein zahlt die Zelluloseindustrie gutes Geld und übernimmt sogar das Abholzen. Das Ergebnis:

    "Es gibt in Portugal schon 740.000 Hektar Eukalyptus. Das ist sehr viel und es wird noch mehr werden. Immer mehr Monokulturen entstehen, Pinien werden durch Eukalyptus ersetzt."

    Sehr zum Leid der Feuerwehren. Denn wenn ein Eukalyptuswald erst einmal brennt, kommt Hilfe fast immer zu spät, versichert Kommandant Júlio:

    "Eukalyptus ist fürchterlich. Ein Brand breitet sich da fürchterlich schnell aus. Die brennenden Blätter fliegen herum, verursachen neue Brandherde. Und die Bäume produzieren Öl, das das Feuer weiter anfacht."

    Das alles, verbunden mit der ungewöhnlichen Hitze, hat dazu geführt, dass Portugals Feuerwehren schon jetzt im Dauereinsatz sind. Mit einer anderen, bedrohlichen Konsequenz: Wegen der Krise ist Portugals Finanzlage höchst angespannt, auch beim Brandschutz wird gespart. Da könnte den Feuerwehren das Geld ausgehen, bevor die eigentliche Waldbrandzeit beginnt, fürchtet der Umweltschützer Domingos Patacho:

    "Ein Waldbrandbekämpfungssystem ist sehr teuer. Und wir geben jetzt schon Mittel aus, die für den Sommer bestimmt waren. Da wird es später kompliziert, denn auch die Feuerwehren haben Finanzprobleme."

    Stimmt schon, sagt Kommandant Júlio, der inzwischen in der Einsatzzentrale in Ourém die Lage überwacht. Eigentlich können er und seine Männer nur hoffen, dass irgendwann doch noch der lang erwartete Regen kommt, oder dass ein Wunder geschieht.