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München
Freund des Amokläufers festgenommen

Der Todesschütze von München hat seine neun Opfer mit einer umgebauten Dekowaffe erschossen, die er offenbar im Internet gekauft hat. Die Ermittler sind sich inzwischen sicher, dass der Schütze seine Opfer nicht gezielt aussuchte. Zudem nahm die Polizei einen Freund des Amokläufers fest - er hat möglicherweise von den Plänen gewusst.

    Blumen und Kerzen liegen am 24.07.2016 an der U-Bahn Station Olympia-Einkaufszentrums.
    Blumen und Kerzen liegen an der U-Bahn Station Olympia-Einkaufszentrums. (picture alliance / dpa / Sven Hoppe)
    Bei der Tatwaffe von München handelt es sich um eine Pistole Kaliber 9 Millimeter des Herstellers Glock, bei der die Seriennummer weggeschliffen war. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Jugendliche die Waffe "mit hoher Wahrscheinlichkeit" im Internet gekauft hat, mutmaßlich aus dem Darknet, einem verborgenen, weitgehend anonymen Bereich des Internets.
    Offenbar handelte es sich um eine sogenannte Dekowaffe mit einem Prüfsiegel aus der Slowakei, die wieder gebrauchsfähig gemacht wurde. Ob sie der Jugendliche selbst reaktiviert hat oder bereits umgebaut erwarb, ist bisher nicht klar. Auch die Herkunft der Munition muss noch untersucht werden. Der Täter hatte mehr als 300 Patronen dabei.
    Am Freitagabend waren in München neun Menschen erschossen worden, der Täter tötete sich selbst. Insgesamt wurden 58 Patronenhülsen sichergestellt, bis auf eine stammten alle aus der Glock des Jugendliche, die andere aus einer Polizeiwaffe. Eine Zivilstreife hatte während der Flucht auf den Täter geschossen.
    Intensive Beschäftigung mit Amokläufen
    Die Ermittler stufen die Tat als Amoklauf ein. Hinweise auf einen politischen oder religiösen Hintergrund gebe es "definitiv nicht". Es gebe auch keine Anhaltspunkte, dass der Täter bestimmte Menschen treffen wollte. Vielmehr soll sich der 18-Jährige intensiv mit dem Thema Amoklauf beschäftigt haben, und zwar seit etwa einem Jahr. Dabei orientierte er sich offenbar stark an dem norwegischen Attentäter Anders Breivik und dem Amokläufer von Winnenden, der im März 2009 15 Menschen erschoss.
    Der Präsident des bayerischen Landeskriminalamtes, Robert Heimberger, sagte, der 18-Jährige sei selbst nach Winnenden gefahren, hatte sich dort umgesehen und Fotos gemacht. Entsprechende Bilder wurden auf einer Digitalkamera gefunden. Das LKA präzisierte seine Angaben, wonach sich auf dem Computer des Täters auch Breiviks Manifest befunden habe.
    Dies sei nicht richtig, vielmehr habe der Täter damit begonnen, ein eigenes Manifest zu seinen Taten zu verfassen. Die Auswertung des Textes dauere noch an. Am Freitag hatte sich zudem der Massenmord des Norwegers Breivik zum fünften Mal gejährt.
    Täter wurde psychiatrisch behandelt
    Die Polizei nahm am Sonntag einen Freund des Amokläufers fest. Er soll von der Tat gewusst haben. Gegen den 16-Jährigen werde wegen Nichtanzeigens einer Straftat ermittelt. Der Jugendliche habe sich nach der Tat bei der Polizei gemeldet. Bei einer erneuten Vernehmung habe er sich in Widersprüche verwickelt.
    Münchens Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch bestätigte, dass der 18-Jährige wegen einer psychischen Erkrankung sowohl stationär als auch ambulant behandelt wurde. In seiner Wohnung wurden ärztliche Unterlagen gefunden, die auf eine Angststörung und Depressionen hindeuten. Auch Medikamente wurden entdeckt. Nach Angaben der Ermittler war der Jugendliche ein ausgeprägter Egoshooter-Spieler, der auch in einschlägigen Internetforen aktiv war. Die Eltern sind bislang nicht vernehmungsfähig.
    Entgegen ersten Angaben hatte der Amokläufer von München keinen bestehenden Facebook-Account gehackt, sondern selbst ein gefälschtes Profil angelegt. Dafür benutze er Fotos und andere Daten eines anderen Kontos.
    (rm/tzi)