Computer: "Herzlich willkommen zum Test für den Beruf: Hochbaufacharbeiter. Bitte setzen sie die Kopfhörer auf." So beginnt der neue Test. "Myskills" heißt er: Mit diesem computergesteuerten Programm wollen die Arbeitsagenturen herausfinden, welche beruflichen Fähigkeiten ein geflüchteter Mensch hat. Mehdi Ghanei kommt aus dem Iran. Seit zwei Jahren ist er in Deutschland. Er hat den Test für den Beruf "Hochbaufacharbeiter" auf Farsi, seiner Muttersprache gemacht.
Vierstündiger Test in der Muttersprache
Der Test war schwer. Ich gehe davon aus, dass der Test für einen Ingenieur oder einen Architekten gedacht war. Und ab und zu konnte ich den Inhalt der Frage nicht verstehen. Obwohl es in meiner Muttersprache war.
Der ganze Test dauert vier Stunden und ist in fünf unterschiedliche Bereiche unterteilt, die mit dem jeweiligen Beruf zu tun haben. In kurzen Videos werden realistische Situationen vorgestellt. Zum Beispiel wird eine Mauer gebaut. Der Prüfling soll anschließend aus verschiedenen Bildern das Werkzeug auswählen, welches er für den Bau der Mauer benötigt. Doch es sind auch theoretische Fragen darunter, über Sicherheitsvorschriften oder zum Arbeitsschutz.
Mehdi Ghanei hat in einem Gebiet zwei Punkte bekommen. Das heißt, hier hat er nachweisbare Erfahrung. Die anderen Bereiche bleiben bei ihm leer. Der 37-Jährige ist unzufrieden mit seinem Ergebnis. Er könne praktisch arbeiten, aber nicht am Computer schreiben, erklärt er.
Bessere Einschätzung der Kunden durch die Arbeitsagentur
Die Pressesprecherin der Arbeitsagentur in Frankfurt /Oder, Clarissa Matos Bernal, beruhigt. Es gehe nicht darum, die volle Punktzahl zu erreichen und so gut zu sein wie eine ausgebildete Fachkraft. Sondern:
"Es geht darum, auf welchem Punkt der Skala sind wir jetzt. Wo fehlt vielleicht was, wo kann ich eine Qualifizierung, eine Weiterbildung draufsatteln. Und wo ist schon was da, wo ich schon in den Arbeitsmarkt schauen kann und passgenaue Stellen finden können. Dafür ist der Test da."
Für Mehdi Ghanei empfiehlt die Arbeitsagentur eine duale Ausbildung in seinem Bereich.
Oder wenigstens eine Weiterbildung, neben der Arbeit. Doch daran scheint Mahei Gahnei nicht interessiert. Zumindest jetzt noch nicht.
"In meiner Meinung ist Arbeit besser und Deutschkurs."
Ein Wunsch, der sich möglicherweise erfüllt. Denn ein Bauunternehmer überlegt, Mahei Gahnei einzustellen. Ob der absolvierte Test Myskills letztlich die Chancen der Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt erhöht, ist noch unklar. Dafür ist das Programm zu neu. Klar ist, Myskills schließt eine Lücke.
Theoretisches Wissen mit Myskills prüfen
Bisher gilt in Deutschland. Ohne Papiere ist es schwer, nachzuweisen, was jemand im Herkunftsland gearbeitet hat. Mit Myskills kann zumindest ein theoretisches Wissen geprüft werden. Auch wenn noch nicht alle erfasst werden können, gesteht auch Jochen Freyer, der Leiter der Agentur für Arbeit in Frankfurt /Oder:
"Wenn jemand nicht alphabetisiert ist, wenn jemand nicht lesen und nicht schreiben kann, dann sind diese Testverfahren für ihn nicht geeignet. Und es beurteilt auch nicht die kognitiven Fähigkeiten oder die Motivation eines Menschen. Aber bei der beruflichen Feststellung seiner Leistung sind wir erheblich weiter als wir es ohne das Testverfahren wären."
Deutlich wird: Die Prüflinge müssen wesentlich besser deutsch lernen. Denn noch machen alle den Test in ihrer Landessprache. Außerdem zeigt sich: Das Ausbildungsniveau in Deutschland ist sehr hoch. Und entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Arbeiter. Doch alle Fähigkeiten lassen sich lernen, so Jochen Freyer.
Test für gering Qualifizierte
"Aber entscheidend ist ja, ob jemand die Bereitschaft hat, was zu lernen und die Motivation und die kognitiven Fähigkeiten, etwas dazu zu lernen. Da können viele der Geflüchteten auf einiges aufbauen. Doch um das Niveau einer Fachkraft zu haben, nach unseren Vorstellungen, müssen die allermeisten noch deutlich zulegen."
Bis geflüchtete Menschen tatsächlich auf dem Arbeitsmarkt integriert werden können, ist es noch ein weiter Weg. Myskills kann dabei helfen. Der Test kann ab jetzt bundesweit bei allen Arbeitsagenturen und Jobcentern genutzt werden. Er ist für alle Menschen gedacht, die keinen Schulabschluss haben, die als gering qualifiziert gelten.