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Nach Anschlag
Ankara erklärt IS zu Hauptverdächtigem

Man sei kurz davor, einen der beiden Attentäter von Ankara zu identifizieren, die IS-Terrormiliz stehe im Fokus - die türkische Regierung will schnelle Ermittlungserfolge präsentieren. Doch nicht alle glauben daran. Und die pro-kurdische Partei HDP erwägt Konsequenzen für den Wahlkampf.

    Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in Istanbul vor Anhängern
    Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in Istanbul vor Anhängern (picture alliance/dpa/Sedat Suna)
    Nach dem Anschlag in der türkischen Hauptstadt am Samstag ist die Opferzahl auf 97 gestiegen; die pro-kurdische Partei HDP geht sogar von noch mehr Toten aus. "Es waren definitiv Selbstmordanschläge", erklärte nun Ministerpräsident Ahmet Davutoglu. Im Interview mit dem Fernsehsender NTV betonte er weiter, es werde "angesichts der Vorgehensweise" vor allem gegen den "Islamischen Staat" ermittelt. Es gebe auch schon einen Hauptverdächtigen.
    Bereits zuvor hatten türkische Medien berichtet, die Ermittler hätten den IS im Verdacht. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu glichen die in Ankara verwendeten Sprengsätze jener Bombe, mit der ein Selbstmordattentäter im Juli mehr als 30 Menschen in der Stadt Suruc an der syrischen Grenze getötet hatte. Für den Anschlag von Suruc hatte die türkische Regierung den IS verantwortlich gemacht. Laut Zeitungsberichten betrachtet die Polizei den Bruder des Attentäters von Suruc als Hauptverdächtigen für den Anschlag in Ankara.
    HDP erwägt Absage von Wahlkampfveranstaltungen
    Für den deutschen Grünen-Chef Cem Özdemir beweist gerade der Anschlag von Suruc, wie wenig Davutoglu und seiner Regierung an tatsächlicher Aufklärung gelegen ist: "Man muss nur wissen: Der Täter ist nicht gefasst worden, sondern der ist bei einem Selbstmordattentat selber ums Leben gekommen", sagte Özdemir im Deutschlandfunk. Der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Karslioglu, hatte zuvor im DLF den Vorwurf zurückgewiesen, die Regierung sei zumindest mitverantwortlich für den blutigen Anschlag in Ankara.
    Ein Gebäude in Flammen, Rauch und Menschen am Boden und auch der Flucht.
    Bei einem Selbstmordanschlag in Suruc wurden 32 Menschen getötet (AFP/dicle news agency)
    Die HDP erwägt, alle Wahlkampfveranstaltungen vor der Parlamentswahl am 1. November abzusagen. Nach dem Bombenanschlag werde um die Sicherheit der Teilnehmer an den Kundgebungen gefürchtet, sagte ein Sprecher der pro-kurdischen Partei.
    Die HDP geht davon aus, dass ihre Anhänger Ziel der Bombenanschläge waren und die islamisch-konservative Regierungspartei AKP eine Mitverantwortung trägt, um ihre Stellung vor der Wahl zu stärken. Die Regierung kündigte indes an, die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen.
    Warnung vor Gewalt auch in Deutschland
    In Deutschland warnte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Gökay Sofuoglu, vor Zusammenstößen zwischen Kurden und türkischen Nationalisten hierzulande. Als Recep Tayyip Erdogan Staatspräsident wurde, "hat diese Polarisierung in Deutschland angefangen", sagte Sofuoglu dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
    "Sobald in der Türkei etwas passiert, gehen die Leute auf die Straße. Und so wie die Stimmung jetzt gerade in der Türkei ist, befürchte ich eine weitere Eskalation auch hier."
    (bor/tj)