Von dieser Reise wird Cassini nicht zurückkehren: 13 Jahre lang hat die NASA-Sonde den Gasplaneten Saturn und seine Monde erforscht, nun ließ die US-amerikanische Weltraum-Agentur sie in einer letzten spektakulären Mission mit über 120.000 Kilometern pro Stunde in den Planeten stürzen. Der Sprit sei alle, erklärt Guido Meyer im Dlf in den Informationen am Morgen.
"Wir hatten keine Wahl, irgendwann mussten wir Cassini sauber entsorgen", begründete der Leiter der NASA-Missionsleiter Earl Maize dieses Ende der Sonde. Auch um dessen Monde nicht zu verunreinigen, an denen die NASA weitere Untersuchungen plant.
Cassini ist 1997 in Richtung Saturn gestartet und hat seine Messungen dort 2004 aufgenommen. Dabei hat er sieben weitere Saturnmonde entdeckt und auf Enceladus Bestandteile potenziellen Lebens wie Wasser sowie Kohlen-, Sauer- und Stickstoff entdeckt. Zuletzt untersuchte er die Ringe des Gasplaneten auf ihre Zusammensetzung und fand darunter Eisbrocken und kosmischen Staub.
"Cassini hat definitiv neues Gebiet der Astrophysik eröffnet"
Er war die erste Raumsonde, die Saturn so nahe kam. Zuvor hatten Wissenschaftler lediglich Daten aus den 80er-Jahren, erklärte NASA-Expertin Linda Spilker in Karl Urbans Dlf-Feature "Ringe, Monde, Abenteuer - Cassini stirbt auf Saturn": "Diese ersten zwei Vorbeiflüge von Voyager lieferten uns die ersten Nahaufnahmen der Ringe, der Monde und des Planeten. Und wie es meistens passiert, hatten wir deutlich mehr Fragen als zuvor."
Cassinis Start war aus Sicht der Forscher nötig, aber seinerzeit auch umstritten, denn er führte als Energiequelle 32 Kilogramm Plutonium an Bord mit. 20 Jahre später bilanziert der Planetenwissenschaftler Nicolas Altobell: "Ich glaube, Cassini hat definitiv ein neues Gebiet der Astrophysik eröffnet, nämlich die Erforschung der Eismonde und Ozeane, die unter der Oberfläche zu finden sind."
"Dies ist das letzte Kapitel einer faszinierenden Mission, aber auch ein Neuanfang", meint Thomas Zurbuchen aus der NASA-Zentrale in Washington. "Dass Cassini auf Titan und Enceladus ozeanische Welten entdeckt hat, hat alles verändert. Es hat unsere Ansichten, wo nach Leben jenseits der Erde zu suchen ist, im Kern erschüttert."
Letztes Signal gegen 13.55 Uhr deutscher Zeit
Während seines Sturzes in die Atmosphäre des hauptsächlich aus Wasserstoff bestehenden Saturn maß und sendete Cassini bis zum letztmöglichen Moment. Gegen 13.55 Uhr deutscher Zeit empfing die NASA das letzte Signal, bevor die 2125-Kilogramm-Sonde in der Atmosphäre verglühte.
Auf den Gesichtern des Flugteams sei Trauer und Wehmut zu erkennen gewesen, berichtete Dirk Lorenzen in der Dlf-Sendung Forschung aktuell: "Und dann hat diese gespenstische Stille der Flugdirektor durchbrochen, hat offiziell das Ende der Mission erklärt, hat gesagt, es sollte alle sehr stolz darauf sein, was sie erreicht hätten, Cassini sei ein großer Erfolg. Und dann gab es auch Applaus, man hat sich umarmt, aber dann flossen auch etliche Tränen."
Technisch sei die Mission ein unglaublicher Erfolg, sagte Lorenzen, der die Mission seit 20 Jahren beobachtet. Zuletzt hätten vor mehr als 20 Jahren ein Techniker Cassini inspiziert und trotzdem habe die Sonde noch fast komplett funktioniert: "Stellen Sie sich ein Auto vor, mit dem Sie 20 Jahre nichts machen, das hätte gar nicht mehr funktioniert. Cassini ist eine technische Meisterleistung."
Die NASA hatte am Tag des kontrollierten Absturzes einen Livestream eingerichtet. Weil der Saturn sehr weit weg ist, brauchen Funkübertragungen von dort fast anderthalb Stunden, bis sie die Erde erreichen.
Fotos von Cassinis "Grand Finale" hat die NASA auf ihrer Webseite veröffentlicht.
(may)