Die Nachfrage nach Bildung steigt - immer mehr Kinder besuchen bereits früh eine Kita, immer mehr Jugendliche machen Abitur und schließen danach ein Studium an - aber auch Ältere bilden sich stärker weiter als früher. Der nationale Bildungsbericht zählt insgesamt 17,1 Millionen Bildungsteilnehmer - für die zuständige Bundesministerin Anja Karliczek, CDU, ein gutes Zeichen:
"Bildung lohnt sich, für den einzelnen und die gesamte Gesellschaft, und wir wollen gemeinsam dazu beitragen, dass es noch besser wird."
Bildung hat einen positiven Einfluss auf gesellschaftliche und politische Teilhabe - so ein weiteres wichtiges Ergebnis des heute vorgelegten Berichts.
"Mit höherer Bildung steigt das Interesse an gesellschaftlichen Belangen und auch an politischem Engagement, und, das finde ich auch wichtig, auch gesundheitsbewusstes Verhalten verbessert sich mit höheren Bildungsabschlüssen."
Soziale Herkunft entscheidend
In einem wichtigen Punkt hinkt Deutschland allerdings international seit Jahren hinterher - nach wie vor ist der Bildungserfolg stark von der sozialen Herkunft abhängig. Kai Maaz vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung nennt die aktuellen Zahlen:
"Haben Eltern einen Hochschulabschluss, studieren knapp 80 Prozent der Kinder, haben die Eltern hingegen einen Abschluss im Bereich der beruflichen Ausbildung, sind es mit 24 Prozent deutlich weniger. Also eine Diskrepanz, die seit vielen Jahren konstant geblieben ist und sich nicht verkleinert hat."
Chancengerechtigkeit bleibe ein wichtiges Ziel auch ihrer Bildungspolitik, so Bildungsministerin Karliczek, dieses Ziel sei allerdings nicht kurzfristig erreichbar. Der Präsident der Kultusministerkonferenz Helmut Holter forderte in diesem Zusammenhang vom Bund ein Sonderprogramm für Brennpunktschulen - Schülerinnen und Schüler dort müssten besonders gefördert werden, damit sie die Lernrückstände aufholen könnten.
Berufliche Bildung über Jahre vernachlässigt
In einem Punkt sind sich die CDU-Bundesministerin und der linke Thüringer Bildungsminister einig - lange Jahre habe man darauf hingearbeitet, die Zahl der Abiturienten und Studienanfänger zu erhöhen und dabei die berufliche Bildung aus dem Blick verloren.
Nicht jeder müsse Abitur machen, so der Präsident der Kultusministerkonferenz Helmut Holter:
"Dass auch über den Hauptschul- und den Realschulabschluss erfolgreiche Bildungs- und Erwerbsbiographien gegangen werden können. Ich möchte ausdrücklich für diesen Bereich werben und auch deutlich machen, dass die berufliche Bildung, ob duale Ausbildung oder die vollzeitschulische berufliche Ausbildung, ein erfolgreicher Berufsweg und damit auch Familienplanung gegangen werden kann. Das ist leider in der Vergangenheit in den Schatten gerückt worden."
Folgende Themen sind für die Autoren des Bildungsberichts in den nächsten Jahren besonders wichtig: die zunehmende Vielfalt in Kindergärten und Schulen - Stichwort Inklusion und Migration - eine Benachteiligung der ländlichen Räume und nicht zuletzt das Personal. Der zentrale Faktor für ein leistungsfähiges Bildungssystem seien genügend gut ausgebildete Fachkräfte.
Der Appell der Wissenschaftler an die Bildungspolitiker von Bund und Ländern: mehr Zusammenarbeit und die Verständigung auf gemeinsame Qualitätsstandards.