Deutschlands größter Energieversorger will sich künftig auf erneuerbare Energien, Energienetze und Kundendienstleistungen konzentrieren - das Hauptgeschäft mit Atom, Kohle und Gas will Eon hingegen in eine andere Gesellschaft abgeben, wie das Unternehmen am Sonntagabend bekanntgab.
Die künftige Eon-Gesellschaft für die Stromerzeugung mit Atomkraft, Kohle und Gas hat laut Eon-Chef Johannes Teyssen gute Aussichten am Markt. "Es ist noch nicht gesagt, wer in fünf Jahren der Erfolgreichere ist - Eon oder die neue Gesellschaft", sagte er am Montag auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Großkraftwerke würden noch für eine lange Zeit als Rückgrat der Energieversorgung gebraucht. Aufsichtsratsvorsitzender Werner Wenning sagte der Mitteilung vom Sonntag zufolge: "Das bisherige breite Geschäftsmodell von Eon wird den neuen Herausforderungen nicht mehr gerecht. Deshalb wollen wir uns radikal neu aufstellen."
Bärbel Höhn (Grüne) sieht Risiken für den Steuerzahler
Die Grünen warnten vor erheblichen Risiken für die Steuerzahler. "Ich befürchte, dass Eon eine Bad Bank für seine sieben Atomkraftwerke schafft, die von den Steuerzahlern gerettet werden muss", sagte die Energie-Expertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Bärbel Höhn, der Deutschen Presse-Agentur. Sie ist der Ansicht, dass diese Gesellschaft nicht genug Gewinn machen würde, um den Rückbau und die Entsorgung der stillgelegten Atommeiler vollständig zu finanzieren.
Die neue Gesellschaft starte schuldenfrei und mit den kompletten Atomrückstellungen des Konzerns in Höhe von rund 14,5 Milliarden Euro, teilte Eon mit. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel versicherte: "Wir passen auf, dass die Rückstellungen für den Rückbau von Atomkraftwerken und die nukleare Entsorgung gesichert bleibt."
31 Milliarden Euro Schulden - und eine schlechte Vorbereitung
Eon schiebt einen Schuldenberg von 31 Milliarden Euro vor sich her. Im laufenden Jahr reißt das bisherige Geschäft den Konzern tief in die roten Zahlen, es wird erneut ein hoher Fehlbetrag erwartet. Daran ändert auch der Verkauf des gesamten Geschäfts in Spanien und Portugal an den australischen Investor Macquarie zu einem Unternehmenswert von 2,5 Milliarden Euro nur wenig. Neben dieser Veräußerung prüft Eon auch den Verkauf des Geschäfts in Italien.
#EON CFO Schäfer: Es entstehen zwei wirtschaftlich solide Unternehmen. PK: http://t.co/saH5VmXOyx pic.twitter.com/IXfDlSIKcl— E.ON Sprecher (@EON_Sprecher) 1. Dezember 2014
Die Energiewende stellt die großen Energiekonzerne wie Eon, Vattenfall, RWE oder EnBW vor Umstrukturierungen. "Gut ist keiner von denen vorbereitet", sagte Felix Matthes vom Öko-Institut Berlin im Deutschlandfunk und stellte dabei Vattenfall das schlechteste Zeugnis aus.
Arbeitsplätze sollen nicht wegfallen
Die neue Gesellschaft werde ihren Sitz in der Region Rhein-Ruhr haben und rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigen, sagte der Eon-Chef, ohne genauere Details zu nennen. Auch wer das Unternehmen in Zukunft führen werde, sei noch nicht bekannt. Für die Eon-Beschäftigten sei die Spaltung zwar eine "Zäsur", doch sie werde keine Arbeitsplätze kosten, sondern perspektivisch neue Jobs sichern, sagte Eon-Personalvorstand Mike Winkel.
An der Börse kamen die Pläne gut an: Unter den Einzelwerten kletterten Eon-Aktien an die Dax-Spitze. Die Grundlagen für die Börsennotierung des neuen Unternehmens sollen im kommenden Jahr geschaffen werden. Dafür werden unter anderem die Investitionen um 500 Millionen Euro auf 4,8 Milliarden Euro erhöht. Nach der Zustimmung der Hauptversammlung soll die Abspaltung dann im Geschäftsjahr 2016 durchgeführt werden. Den verbleibenden Minderheitsanteil will Eon mittelfristig über die Börse abgeben.
(nch/tj)