"Ist spitze, in New York aufzuwachen. Ist doch genial. Genau wie damals, als wir jung waren. Wir erleben das Gleiche wie früher, das wird super."
Früher, das war vor 12 Jahren. Aber heute? Xavier macht sich keine Illusionen:
"Das ist aber nicht so wie früher. Wir beide werden 40. - Hör auf, stell dich nicht so an, als wärst du alt. - Das ist keine Frage des Alters, nur unser Leben ist ein anderes."
Mit "L'Auberge Espagnole" begann Cédric Klapisch das Porträt junger Menschen in globalen Zeiten; jetzt lässt er mit "Beziehungsweise New York" seine Trilogie zum Abschluss kommen. Doch was der französische Regisseur 2002 als Komödie begann mit der Geschichte des Pariser Studenten Xavier, der in einer WG in Barcelona ein Jahr lang europäisches Kultur-Wirrwarr allerster Güte erlebt, wirkt nun in "Beziehungsweise New York" naturgemäß viel schwerer.
"Es ist doch schrecklich, zu erkennen, dass das, dass das da verschwinden kann."
Xavier - Romain Duris - hat sich von Wendy - Kelly Reilly - getrennt, [...]
"Seltsam, davor waren wir zehn Jahre glücklich."
[...] folgt ihr aber nach New York, um den gemeinsamen Kindern nahe zu sein. Xaviers Karriere als Schriftsteller dümpelt, während die ehemaligen WG-Partner - nun auch in New York - erstaunliche Karrieren hingelegt haben. "Beziehungsweise New York" ist ein eindrucksvolles melancholisches Bild über den Verlust der Leichtigkeit und über das Älterwerden, herausragend gespielt von Ramain Duris, Audrey Tautou, Cécile de France oder Kelly Reilly.
"Beziehungsweise New York" von Cédric Klapisch - empfehlenswert.
Am Anfang Videobilder von der Bahnstation Fruitvale Station in San Francisco, wo der Afroamerikaner Oscar Grant 2009 von weißen Polizisten am Neujahrsmorgen erschossen wurde. Von den Handy-Bildern schneidet Filmemacher Ryan Coogler in die Kinoerzählung von "Fruitvale Station".
"Fruitvale Station" zeichnet das Milieu eines afroamerikanischen, nicht privilegierten Lebens in den USA. Oscar, der erschossen werden wird, im Knast. Zurück bei seiner Freundin, ihrer gemeinsamen Tochter, wirft er sein letztes Marihuana ins Meer, obwohl der pleite ist; kämpft um den Job, den er verlor, weil er zu spät kam. Alltagskampf.
"Was willst denn jetzt machen? - Irgendwas Legales. Vielleicht baue ich mal irgend'n Monat keinen Scheiß. - Sieh mich an! Ich will nicht noch mal so eine Scheiße allein durchmachen."
Im Mittelpunkt der Rekonstruktion der Geschichte dieses Mannes, der am Ende des Tages - das wissen wir von Anfang an - nicht mehr leben wird, steht sein Versuch, aus dem Kreislauf von Drogen und Gewalt auszusteigen. Oscar ist kein lichter Held; er lügt häufig, ist nicht monogam, wie er der Mutter seiner Tochter vorzumachen sucht, aber er versucht, sein Leben in Ordnung zu bringen.
Dann die Entscheidung, [...]
"Fahrt doch mit der Bahn in die Stadt."
[...] statt mit dem Auto, [...]
"Vielleicht hast du ja recht."
[...] mit der U-Bahn zur Neujahrsfeier zu fahren, ein Streit mit einem andern, weißen (!) Ex-Knacki in der U-Bahn, die Bahn hält an der Fruitvale Station, die Polizei kommt, holt nur angeblich verdächtige Afroamerikaner aus dem Zug. Ein Schuss aus einer Polizeipistole. Oscar ist tot. Der wunderbare Film "12 Years a Slave" des schwarzen Briten Steve McQueen über die US-Sklavenhalter-Gesellschaft des 19. Jahrhunderts - in diesem Jahr mit dem Oscar ausgezeichnet - und "Fruitvale Station", der wunderbare, sehr traurige Film des Afroamerikaners Ryan Coogler über den alltäglichen Rassismus in den USA - im vergangenen Jahr sowohl in Cannes als auch beim Sundance Film Festival ausgezeichnet - , diese Filme gehören in ein Double-Feature.
"Fruitvale Station" von Ryan Coogler - herausragend.
"Er hat 'ne Frau. Er ist verheiratet."
Muss Carly über ihren Geliebten Mark feststellen. Sie wusste nichts davon, Kate, Marks Gattin, wusste nichts von Carly. Und Carly und Kate wissen am Anfang nichts von Amber.
"Wir glauben, Mark hat noch eine Geliebte. Und wir wollen sie finden."
Um sich dann zu dritt an Mark zu rächen. Soweit der Plot von Nick Cassavetes Film "Die Schadenfreundinnen" - großartig gespielt in einer Art zeitgenössischer Screwball-Comedy von Cameron Diaz, Leslie Mann und Nikolaj Coster-Waldau. Aber auch nicht sonderlich originell - mit Verlaub. Doch es ist nicht die recht schlichte Story, die den Film "Die Schadenfreundinnen" interessant macht. Es ist vielmehr diese allumfassende Atmosphäre von tiefer Verunsicherung, die Cassavetes in seiner Komödie aufscheinen lässt, dieses Gefühl, dass alle - der Betrüger, seine Ehefrau und die Geliebten des Herren - alle auf dünnem Eis wandeln, dass sie sich nie sicher sein können, dass irgendetwas Bestand hat, und dass sie deswegen permanent und bei all ihrem Lachen, das uns dann auch gerne im Halse steckenbleibt, dass sie dauernd eine Rolle spielen, um den Stand zu halten - den emotionalen und den finanziellen. Alle Figuren in "Die Schadenfreundinnen" leben in einem ziemlich realistischen, aber ungesunden Dauerstress, die die schöne Hülle ihres Lebens als perverse Maske erscheinen lässt.
"Die Schadenfreundinnen" von Nick Cassavetes - empfehlenswert.