"Lone Survivor" von Peter Berg
Zerschossene Körper, Blutfontänen und klaffende Wunden in Großaufnahme. "Lone Survivor" führt eindrücklich vor Augen, wie grausam Krieg ist. Da aber wohl niemand ernsthaft Zweifel an der Brutalität von Kampfhandlungen äußern würde, bedienen diese nicht enden wollenden, obszönen Bilderfolgen in erster Linie denselben Voyeurismus, der Kinogänger auch in Folterorgien wie die "Saw"-Reihe zieht.
Selbstverständlich aber erfüllen Bilder, die amerikanische Soldaten bei der Ausführung ihres Auftrags zeigen, noch einen ganz anderen Zweck: Sie sind ein probates Mittel der Militärpropaganda. Wurden in Filmen wie "Top Gun" Helden geboren, sind es in "Lone Survivor" Märtyrer. Männer, die für ihr Land alles geben. Am Ende auch ihr Leben.
"Lone Survivor" erinnert an eine Militäroperation vor neun Jahren in Afghanistan. Vier Soldaten einer Spezialeinheit sollen in der Provinz Kunar einen Taliban-Führer aufspüren. Als sie auf ihrem Beobachtungsposten von Hirten entdeckt werden, wissen die Männer, dass sie eine folgenschwere Entscheidung treffen müssen.
"Was sollen wir tun? - Alle töten? Und was dann? Wollen wir sie vergraben? Die ganze Welt wird davon erfahren."
Das moralische Dilemma sorgt für eine der wenigen spannenden Szenen. Anders als beispielsweise in "Platoon" oder "Die durch die Hölle gehen" interessiert sich "Lone Survivor" nur am Rande für die Psychologie seiner Figuren. Das Kriegsgeschehen dient ausschließlich dem - zugegeben - technisch brillanten Actionspektakel, das schamlos die authentische Rekonstruktion eines missglückten Kampfeinsatzes mit Patriotismus und Heldentum verknüpft.
"Lone Survivor": zwiespältig
"Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Felix Herngren
"Herbert war der Einzige, der sich frei bewegen durfte, ohne gleich erschossen zu werden. Die Wachleute hatten sich daran gewöhnt, dass er herumwanderte und sich dauernd verirrte."
Die Begegnung mit Herbert, dem fiktiven Bruder Albert Einsteins, ist nur eine der vielen skurrilen Geschichten, die sich Jonas Jonasson ausgedacht hat für seinen Roman "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand". Auch in der Verfilmung des Buchs ist dieses Kapitel enthalten - wie auch die Begegnungen des Protagonisten mit Franco, Stalin und Truman, ohne die das 20. Jahrhundert anders verlaufen wäre.
Diesen skurrilen Episoden aus dem Leben des 100-jährigen Allan Karlsson einen roten Faden zu geben, ist schon schwierig genug. Sie aber auch noch zu verquicken mit den absurden Erlebnissen Karlssons nach seiner Flucht aus dem Seniorenheim, hat den schwedischen Regisseur Felix Herngren endgültig überfordert. Seine Verfilmung des Bestsellers bleibt Stückwerk: eine Nummernrevue, der vor allem der Charme und Witz der Vorlage abhanden gekommen sind.
"Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand": enttäuschend.
"Kreuzweg" von Dietrich Brüggemann
"Bitte fass mich nicht an! - Ich mache mir nur Sorgen. - Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Mach dir lieber Sorgen um dich und um dein Seelenheil! Du lebst in einer Welt aus Fernsehen und Facebook und Leuten, die ihre Seele verkauft haben und bei lebendigem Leib tot sind."
Die 14-jährige Maria lebt nach Lehren, die ihr in den Messen und Unterrichtsstunden der Priesterbruderschaft und durch ihre streng religiösen Eltern vermittelt worden sind. So habe sie allen weltlichen Dingen zu entsagen und solle jederzeit bereit sein, ihr Leben für Jesus zu opfern. Immer mehr verschließt sich das Mädchen und wird in der Schule zur Außenseiterin.
"Kreuzweg" hat Regisseur Dietrich Brüggemann seinen Film über eine "Soldatin Gottes", wie Maria sich selbst bezeichnet, genannt und ihn gleich auch in eine dem Titel entsprechende Form gegossen. In 14 Tableaus, gedreht jeweils in einer einzigen Einstellung mit statischer Kamera, zeigt Brüggemann Szenen aus Marias Alltag. Es ist ein distanzierter, keineswegs aber teilnahmsloser Blick auf einen Teenager im Spannungsfeld zwischen religiösem Fundamentalismus und weltlichem Leben.
"Kreuzweg": empfehlenswert.
"Die schöne Krista" von Antje Schneider
"Ich denke, was die Weltspitze anbelangt, ist die Meinung über eine schöne Kuh ziemlich ähnlich. Die wollen alle die absolute Milchkuh. Diese Kuh muss mit einem hervorragenden Euter ausgestattet sein."
Jörg Seeger kann stolz sein. Er ist Besitzer einer solchen Kuh. Sie heißt Krista und ist das Topmodel bei den Schwarzbunten. Gekürt zur schönsten Holsteinkuh Deutschlands. Die Teilnahme an Tierschauen und Wettbewerben ist mehr als nur das Hobby eines Bauern. Ein perfektes Zuchttier wie Krista garantiert Seegers das Überleben seines Hofs.
Die Dokumentation "Die schöne Krista" ist eine Doppelbiografie - hat sie doch mit Krista und Jörg gleich zwei Protagonisten, die Regisseurin Antje Schneider porträtiert. Entstanden ist ein unterhaltsamer, oft amüsanter Film, der interessante Einblicke in das Geschäft der Zuchtindustrie gibt und dennoch hin und wieder auch ein wenig Bauernhof-Romantik versprüht.
"Die schöne Krista": empfehlenswert.