Linke, Schwule, Antifa, normale Bürger - Tausende Menschen sind im Berliner Regierungsviertel heute gegen die AfD auf die Straße gegangen. Nach Polizeiangaben waren es etwa 5.000 Teilnehmer. Symbolisch umrundeten die Demonstranten den Bundestag. Dort werden künftig auch 92 Abgeordnete der AfD sitzen.
"Wir sind doch froh, dass wir das alles los sind. Jetzt fängt dieser Hass wieder an. Das wollen wir nicht", sagte diese Teilnehmerin.
Ein anderer: "Demokratische Auseinandersetzung ist okay, aber keine Naziparolen und Antisemitismus und Radikalismus. Es gibt Grenzen, wo dann andere verunglimpft werden, Hass gesät wird oder Leute sozusagen aufgehetzt werden. Das möchte ich nicht, wenn am Dienstag im Bundestag die erste Plenarsitzung stattfindet."
Ein Demonstrant ist aus Köln angereist, sagt er: "Es ist uns wichtig, Gesicht zu zeigen. An der AfD stört mich vor allem diese Menschenfeindlichkeit. Ja, und dieser Rassismus einfach auch. Dass Menschen so in Kategorien und Schubladen gesteckt werden, das mag ich nicht."
Mitveranstalter Campact hatte Winkelemente aus bunter Pappe verteilt. "Gegen Rassismus im Bundestag", "meine Stimme gegen Hetze", oder "mein Herz schlägt für Vielfalt", so lauteten die Bekenntnisse für ein weltoffenes Deutschland. Christoph Bautz von Campact warnte:
"Wenn Herr Gauland ruft, 'Wir werfen sie jagen', dann meint er nicht nur die Kanzlerin. Dann meint er liberale Grundwerte und Menschenrechte, dann meint er unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat. Er meint uns alle."
"Diese Chance wollen wir der AfD durchaus geben"
"Stoppt die AfD", forderten manche Transparente. Bei der Bundestagswahl war es der rechtspopulistischen Partei gelungen, in den Bundestag einzuziehen. Am Dienstag tritt das Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Campact-Sprecherin Maritta Strasser appellierte an die AfD-Abgeordneten:
"Wir sind heute hier, weil in zwei Tagen zusammen mit der AfD-Fraktion wieder Rechtsextreme und Rassisten in den Bundestag einziehen und wir an die AfD appellieren wollen, an die Abgeordneten, dass sie sich demokratischen Gepflogenheiten anpassen und dass sie die Würde des Menschen, und zwar aller Menschen, achten. Und diese Chance wollen wir der AfD durchaus geben, dass sie sich besser verhält, als sie sich im Wahlkampf verhalten hat. Wir appellieren hier an sie."
Aufgerufen zu der Demonstration hatte ein Bündnis verschiedener Initiativen wie Campact, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Partei "Die Linke" unterstützten den Protestzug.
Die AfD verurteilte die Demonstration als "Angriff auf die Demokratie". Schließlich seien die Abgeordneten der Partei gewählt worden, sagte AfD-Fraktionsvize Felser.